Der Kramerhandel gehört zu den ältesten Erwerbstätigkeiten in Leipzig. Im Urkundenbuch wird 1278 ein Kramer mit Namen Walter als Bürger genannt. Die Kramer handelten mit Spezereien (Gewürze aller Art, auch Myrrhe und Weihrauch), der sog. "groben Ware" (u. a. Lebensmittel, Farbstoffe), verschiedenen Bedarfsartikeln (Wachs, Landseife, Papier), Getränken, seidenen, leinenen und anderen Textilien.
Der Leipziger Kramerinnung standen neun auf Lebenszeit von den "Innungsverwandten" gewählte Kramermeister vor, von denen jeweils drei abwechselnd die Geschäfte für ein Jahr führten. In der Kramerinnung gab es eine Festlegung, dass jeder neu in die Innung aufgenommene Meister auf seine Kosten ein Porträt von sich anfertigen lassen musste und zwei Silberlöffel der Innung zu schenken hatte.
Im Laufe der Jahre sammelte die Innung zahlreiche Kunst- und Kulturgegenstände an. Diese gelangten nach Auflösung der Innung im Jahre 1887 in die Obhut der Handelskammer. Hierzu zählen nicht nur der große Kunstbesitz, sondern auch zahlreiche Akten, Urkunden, Münzen und Medaillen.
Mit der Zerstörung der Neuen Börse, dem Sitz der Handelskammer, im Zweiten Weltkrieg waren auch Teile des Kramerschatzes betroffen. Nach dem Krieg wurden die verbleibenden Kunstwerke weiter in den Museen und die Archivalien im Stadtarchiv aufbewahrt und gepflegt.
Die Industrie- und Handelskammer zu Leipzig wurde nach Wiedergründung am 8. März 1990 erneut Eigentümerin und schloss mit den Depositareinrichtungen Stadtgeschichtliches Museum, Museum der bildenden Künste und Stadtarchiv langfristige Leihverträge, die eine sorgfältige Betreuung, Restaurierung und öffentliche Präsentation ermöglichen. In den Dauerausstellungen des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig und des Museums der bildenden Künste sind Teile der Kunstschätze für die Öffentlichkeit zugänglich.
fachliche Begleitung für die Website Historie: Dr. Jens Kunze
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