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Gewerbliche Wirtschaft weiterhin im Konjunktur-Tal
Die Entwicklung der gewerblichen Wirtschaft im IHK-Bezirk Leipzig verlief in den vergangenen sechs Monaten insgesamt unbefriedigend. Insbesondere die Geschäftslage der 585 an der IHK-Befragung teilgenommenen Unternehmen hat kräftig nachgegeben. Auch die Geschäftserwartungen haben sich nach einer leichten Erholung im Frühjahr 2024 wieder eingetrübt. Infolgedessen fällt der IHK-Geschäftsklima-Index1 nunmehr um sechs auf 103 Punkte. Dies deutet für die kommenden Monate auf eine rezessive wirtschaftliche Entwicklung hin. Die Befragung fand im Zeitraum vom 2. bis 22. September 2024 statt.
Aktuelle Geschäftslage
Die Lage der Unternehmen hat sich gegenüber dem Frühjahr spürbar verschlechtert. Mit 34 Prozent meldet nur noch etwa jedes dritte Unternehmen eine gute, fast jede fünfte Firma jedoch eine schlechte Geschäftslage. Der Lage-Saldo2 fällt um neun auf 15 Punkte, dem schlechtesten Wert seit über drei Jahren. Ein Rückgang ist dabei in allen Wirtschaftsbereichen festzustellen. Die Umsätze sanken ebenfalls in vielen Unternehmen. Der Saldo2 rutscht mit -9 Punkten in den negativen Bereich. Im Minus befindet sich seit geraumer Zeit bereits der Saldo2 der Ertragsentwicklung – aktuell liegt er bei -22 Punkten.
Rückgang um 9 Punkte
SALDO: 15
Grafik: Anteil der Unternehmen in %
Aktuelle Geschäftslage
- gut (34 %)
- befriedigend (47 %)
- schlecht (19 %)
gut: 34 %
befriedigend: 47 %
schlecht: 19%
Geschäftserwartungen
Nach einer Aufwärtsbewegung im Frühjahr haben die Unternehmen ihre Geschäftserwartungen nunmehr wieder leicht nach unten korrigiert. Somit bleibt der Prognose-Saldo2 mit -8 Punkten weiterhin negativ. Jedes vierte Unternehmen erwartet eine Verschlechterung seiner aktuellen Lage und nur 17 Prozent eine Verbesserung. Mit Ausnahme des Dienstleistungsgewerbes blicken alle Wirtschaftsbereiche mehr oder weniger skeptisch auf die kommenden Monate. Nach wie vor fehlen stabile konjunkturelle Wachstumsimpulse. An der zuletzt leicht rezessiven Wirtschaftsentwicklung dürfte sich daher kaum etwas ändern.
Rückgang um 4 Punkte
Saldo: -8
Grafik: Anteil der Unternehmen in %
Geschäftserwartungen
- besser (17 %)
- gleich (58 %)
- schlechter (25 %)
besser: 17 %
gleich: 58 %
schlecher: 25 %
Personalplanungen
Aufgrund der schwachen Konjunktur sinkt der Personalbedarf in den Unternehmen. Die Anteile der Betriebe mit steigendem bzw. sinkendem Personalbedarf nähern sich immer weiter an. Mit einem Saldo2 von 2 Punkten sollte die Beschäftigung in der regionalen Wirtschaft vergleichs weise stabil bleiben. Den größten Personalbedarf meldet momentan der Dienstleistungsbereich. Dagegen könnte es im Einzelhandel vermehrt zu Personalabbau kommen. Trotz der zurückhaltenden Personaleinstellung bleibt der Fachkräftemangel für 47 Prozent der Betriebe ein Risikofaktor. 46 Prozent melden Probleme bei der Besetzung offener Stellen.
Rückgang um 4 Punkte
Saldo: 2
Grafik: Anteil der Unternehmen in %
Personalplanungen
- steigen (18 %)
- gleich (66 %)
- fallen (16 %)
steigen: 18 %
gleich: 66 %
fallen: 16 %
Investitionsplanungen
Hinsichtlich der Investitionstätigkeit der Unternehmen deutet sich für die kommenden Monate keine grundlegende Änderung an – die Investitionsbereitschaft bleibt schwach. Gegenüber dem Frühjahr ist diese leicht gesunken. Der Saldo² liegt mit -6 Punkten wieder auf Vorjahresniveau. Das schwierige Umfeld, insbesondere die schwache Nachfrage, dämpfen das Investitionsklima maßgeblich. Dies zeigt auch der Blick auf die Investitionsmotive. So planen aktuell gerade einmal 16 Prozent der Unternehmen ihre Kapazitäten auszubauen. Aber auch die steigenden Kosten schmälern das verfügbare Investitionsbudget vieler Betriebe spürbar.
Rückgang um 6 Punkte
Saldo: -6
Grafik: Anteil der Unternehmen in %
Investitionsplanungen
- steigen (15 %)
- gleich (42 %)
- fallen (21 %)
- keine (22%)
steigen: 15 %
gleich: 42 %
fallen: 21 %
keine: 22 %
Geschäftliche Risiken der gewerblichen Wirtschaft
Die Weltwirtschaft expandiert derzeit in moderatem Tempo. Die Dynamik hat sich zuletzt eher abgeschwächt. In den USA verliert die Konjunktur
an Schwung, in China ist keine nachhaltige Belebung in Sicht und auch in Europa bleibt die konjunkturelle Dynamik gering. Zusätzlich ist das
weltwirtschaftliche Umfeld aufgrund zahlreicher Konfliktherde weiterhin von großer Unsicherheit geprägt. Neben hohen Energiekosten und der Klimatransformation belasten die geopolitischen Spannungen, eine gehemmte globale Konjunktur sowie zunehmende Handelsbarrieren die hiesige Wirtschaft deutlich. Insbesondere eine zu beobachtende De-Globalisierung und De-Industrialisierung wird zunehmend zur Gefahr des deutschen Wachstumsmodells. Exportwachstum sowie Spezialisierung der Wertschöpfung sind im Umfeld eines zunehmenden Protektionismus
immer schwieriger zu bewerkstelligen. Die Folge sind ein zunehmender Kapitalexport in die Absatzmärkte und ein sinkender Wachstumsbeitrag der Exportwirtschaft für die hiesige Wirtschaft. Die Unternehmen investieren verstärkt im Ausland als im Inland.
Im regionalen Risikoradar haben die „Arbeitskosten“ mit 57 Prozent nunmehr die „Entwicklung der Energiepreise“ (53 Prozent) von der Spitze der meistgenannten Risikofaktoren verdrängt. Infolge der schwächelnden Nachfrage verbleibt die „Inlandsnachfrage“ mit 51 Prozent auf dem dritten Rang, gefolgt vom „Fachkräftemangel“ mit 47 Prozent. Nach wie vor beurteilen über die Hälfte der Unternehmen generell die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen kritisch. Im Mittelpunkt der Kritik stehen weiterhin die starke Regulierung, die u. a. daraus resultierende Bürokratie sowie hohe Steuer- und Abgabenlasten.
Konjunktur nach Branchen
- Industrie
- Baugewerbe
- Dienstleistungsgewerbe
- Einzelhandel
- Großhandel
- Verkehrs-/Logistikgewerbe
- Gast-/Tourismusgewerbe
Fußnoten
1 Der IHK-Geschäftsklima-Index ist der geometrische Mittelwert der Salden aus Geschäftslage und Geschäftserwartungen. Die extremen Indikatorwerte liegen bei 200 bzw. 0 Punkten. Diese würden erreicht, wenn jeweils 100 Prozent der befragten Unternehmen sowohl ihre gegenwärtige Geschäftslage als auch ihre Geschäftserwartungen positiv bzw. negativ beurteilen würden.
2 Saldo – ergibt sich aus der Differenz der Anteile der „gut“/“schlecht“-, „besser“/schlechter“- bzw. „steigen“/“fallen“-Antworten