Gewerbliche Wirtschaft bleibt skeptisch gestimmt – Signale für Aufschwung fehlen

Die Situation der gewerblichen Wirtschaft im IHK-Bezirk Leipzig bleibt auch im Frühjahr 2024 schwierig. Die Kurve zur Geschäftslage der 570 an der IHK-Befragung teilgenommenen Unternehmen befindet sich seit Herbst vergangenen Jahres in einer Seitwärtsbewegung. Die Geschäftserwartungen fallen zwar günstiger aus als zum Jahresbeginn, der Saldo kann aber den negativen Bereich nicht verlassen. Im Ergebnis klettert der IHK-Geschäftsklima-Index1 um fünf auf 109 Punkte. Damit zeichnet sich für die kommenden Monate eher eine stagnierende wirtschaftliche Entwicklung ab. Die Befragung fand im Zeitraum vom 25. März bis 22. April 2024 statt.

Aktuelle Geschäftslage

Die Lageeinschätzungen der Unternehmen sind gegenüber dem Jahresbeginn unverändert. Weiterhin geben 40 Prozent der Firmen eine gute und 16 Prozent eine schlechte Lageeinschätzung ab. Der daraus resultierende Saldo² bleibt bei 24 Punkten. Auch bezüglich der Umsätze hielten sich die Anteile mit positiver bzw. negativer Entwicklung mit jeweils 31 Prozent die Waage. Dagegen hat sich infolge des anhaltend hohen Kostendrucks die Ertragslage in vielen Betrieben wieder verschlechtert. Hier rutscht der Saldo um elf auf -21 Punkte ab. Damit liegt er deutlich unter dem Vorjahrestand von -10 Punkten.

Rückgang um 1 Punkt
SALDO: 24

Grafik: Anteil der Unternehmen in %

Aktuelle Geschäftslage
  • gut (40 %)
  • befriedigend (44 %)
  • schlecht (16 %)

gut: 40 %

befriedigend: 44 % 

schlecht: 16%

Geschäftserwartungen

Die Geschäftserwartungen können ihren seit dem Frühjahr letzten Jahres erkennbaren Abwärtstrend stoppen. So ist aktuell wieder eine leichte Aufwärtsbewegung zu beobachten. Dennoch rechnen immer noch mehr Unternehmen mit einer schlechteren (23 Prozent) als besseren (19 Prozent) Geschäftsentwicklung. Der Saldo2 klettert um neun auf -4 Punkte. Aufgrund der unverändert schwierigen Rahmenbedingungen ist insgesamt eher mit einer gleichbleibenden wirtschaftlichen Entwicklung zu rechnen, wobei die Aussichten in den einzelnen Wirtschaftsbereichen sehr differenziert ausfallen. Signale für einen Aufschwung fehlen nach wie vor.

Rückgang um 4 Punkte
Saldo: -13

Grafik: Anteil der Unternehmen in %

Geschäftserwartungen
  • besser (19 %)
  • gleich (58 %)
  • schlechter (23 %)

besser: 19 %

gleich: 58 %

schlecher: 23 %

Personalplanungen

Kaum Bewegung ist hinsichtlich der Personalplanungen der hiesigen Unternehmen zu erkennen. Weiterhin planen 20 Prozent ihre Mitarbeiterzahl zu erhöhen. 14 Prozent gehen von rückläufiger Personalstärke aus. Der Saldo² erhöht sich leicht um einen auf 6 Punkte. Zwei Drittel der Betriebe wollen ihre aktuelle Mitarbeiterzahl beibehalten. Die Beschäftigung in der regionalen Wirtschaft insgesamt sollte auch in den kommenden Monaten insgesamt stabil bleiben. Leichte Zuwächse sind am ehesten im Dienstleistungsgewerbe und saisonbedingt im Gastgewerbe zu erwarten. Der Fachkräftemangel bleibt für 46 Prozent der Betriebe ein Risikofaktor.

Anstieg um 5 Punkte
Saldo: 5

Grafik: Anteil der Unternehmen in %

Personalplanungen
  • steigen (20 %)
  • gleich (66 %)
  • fallen (14 %)

steigen: 20 %

gleich: 66 %

fallen: 14 %

Investitionsplanungen

Mit Blick auf das anhaltend schwache Investitionsgeschehen ist nach wie vor keine Trendwende zu erkennen. Die Unternehmen sehen aufgrund der allgemeinen Konjunkturschwäche und des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes kaum Gründe, ihre Investitionstätigkeit spürbar zu erhöhen. Zwar kann der Saldo² nach seinem Rückschlag im Herbst 2023 wieder etwas an Boden gut machen, aber landet aktuell gerade einmal bei 0 Punkten. Der Investitionsschwerpunkt liegt neben Ersatzbeschaffungen (49 Prozent) vor allem in Innovationen (26 Prozent). Kapazitätserweiterungen stehen dagegen nur in 18 Prozent der Firmen auf dem Plan.

Anstieg um 2 um 12 Punkte
Saldo: -4

Grafik: Anteil der Unternehmen in %

Investitionsplanungen
  • steigen (16 %)
  • gleich (41 %)
  • fallen (16 %)
  • keine (27%)

steigen: 16 %

gleich: 41 %

fallen: 16 %

keine: 27 %

Geschäftliche Risiken der gewerblichen Wirtschaft

Nach der schwachen Entwicklung des Welthandels im vergangenen Jahr ziehen die aktuellen Stimmungsindikatoren wieder an und lassen auf eine moderate konjunkturelle Belebung hoffen. Ungeachtet dessen stellen geopolitische Konflikte wie die Kriege in der Ukraine und Nahost nach wie vor beträchtliche Risiken für die Weltwirtschaft dar, da dadurch negative Auswirkungen auf Handel, Lieferketten und Rohstoffpreise nicht ausgeschlossen werden können. Zumal diese oft plötzlich und schnell auftreten.
Die deutsche Wirtschaft hat indes mit strukturellen Problemen zu kämpfen und kann von der Belebung der Weltwirtschaft kaum profitieren. Der Fachkräftemangel und die anhaltende Investitionsschwäche bremsen das Produktivitätswachstum. Die verschlechterten Standortbedingungen lassen zudem das Interesse ausländischer Investoren sinken. Die Wirtschaftspolitik der Regierung hat sich zu einem Risikofaktor für die Konjunktur entwickelt. So mangelt es an attraktiven Investitionsbedingungen.
Keine Veränderungen im Vergleich zum Jahresbeginn sind aktuell im regionalen Risikoradar zu erkennen. Dieses wird bei rückläufiger Nennung weiterhin von der „Entwicklung der Energiepreise“ angeführt. Mit aktuell 57 Prozent liegt der Faktor aber nur noch knapp vor den „Arbeitskosten“ mit 55 Prozent. Aufgrund der anhaltenden konjunkturellen Schwächephase verteidigt die „Inlandsnachfrage“ mit 48 Prozent den dritten Rang vor dem „Fachkräftemangel“ mit 46 Prozent. Abgesehen vom Risikoranking sieht fast die Hälfte der Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen kritisch. Dabei werden insbesondere die überbordende Bürokratie, die hohe steuerliche Belastung als auch die zunehmende Regulierung und die fehlende Planungssicherheit kritisiert.

Konjunktur nach Branchen

Fußnoten

Der IHK-Geschäftsklima-Index ist der geometrische Mittelwert der Salden aus Geschäftslage und Geschäftserwartungen. Die extremen Indikatorwerte liegen bei 200 bzw. 0 Punkten. Diese würden erreicht, wenn jeweils 100 Prozent der befragten Unternehmen sowohl ihre gegenwärtige Geschäftslage als auch ihre Geschäftserwartungen positiv bzw. negativ beurteilen würden.

Saldo – ergibt sich aus der Differenz der Anteile der „gut“/“schlecht“-, „besser“/schlechter“- bzw. „steigen“/“fallen“-Antworten

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