Konjunkturumfrage Sachsen Frühjahr 2024

Konjunkturbelebung lässt weiter auf sich warten

Während die Geschäftslage sich im Vergleich zum Jahresbeginn 2024 nochmals leicht verschlechtert, legen die Erwartungen der sächsischen Unternehmen merklich zu, verharren allerdings weiter im negativen Bereich. Durch diese Verbesserung steigt auch der IHK-Geschäftsklimaindex*, der die Einschätzungen zur aktuellen Lage und zu den Erwartungen in sächsischen Unternehmen gleichrangig berücksichtigt, leicht um fünf auf nunmehr 99 Punkte. Im Vorjahr hatte der Klimaindex noch bei 111 Punkten gelegen. Inflation und Nachfrageeinbrüche stoppten jedoch den sich damals abzeichnenden Aufschwung.   Die Arbeitskosten, die Energie- und Rohstoffpreise und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sind aktuell die größten Geschäftsrisiken. Auch wenn die gestiegenen Erwartungen auf Besserung hoffen lassen, kommt die Wirtschaft nur sehr langsam in die Gänge.

Die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern, die im April 2024 durchgeführt wurde, basieren auf den Antworten von gut 1.700 Unternehmen mit mehr als 104.100 Beschäftigten aller Wirtschaftsbereiche

Geschäftslage und -erwartungen

Die Geschäftslage der Unternehmen hat sich in den vergangenen Monaten aufgrund von Kostensteigerungen und schwacher Nachfrage nochmals leicht verschlechtert. Der Lagesaldo sinkt um drei auf aktuell 12 Punkte. Der Blick in die Wirtschaftsbereiche zeigt, dass lediglich das Baugewerbe und die Dienstleister von besseren Geschäften berichten (+12 bzw. +2 Saldopunkte im Vergleich zur Vorumfrage). Die Ertragslage hat sich deutlich verschlechtert: der Saldo sinkt von 32 auf aktuell 19 Punkte. Ein Fünftel der Befragten arbeitet mit Verlust.

Im Gegensatz zu den Lageurteilen legen die Geschäftserwartungen der sächsischen Betriebe zu. Der Anteil der pessimistischen Stimmen sinkt leicht von 35 auf jetzt 27 Prozent. Der Anteil der Betriebe mit positiven Geschäftsaussichten hingegen steigt von 12 auf 15 Prozent. Im Ergebnis klettert der Prognosesaldo um 11 auf nunmehr -12 Punkte. Obwohl der Saldo weiter negativ ist, nähert er sich der Nulllinie wieder ein Stück an. Bei unverändert schwierigen Rahmenbedingungen ist für das laufende Jahr dennoch nur ein stagnierendes bis schwaches Wirtschaftswachstum zu erwarten.

Geschäftslage

  • Schlecht
  • Gut
  • Befriedigend

Gut: 33 %
Befriedigend: 46 %
Schlecht: 21 %

Geschäftserwartungen

  • Schlechter
  • Besser
  • Gleichbleibend

Besser: 15 %
Gleichbleibend: 58%
Schlechter: 27 %

Investitionen, Beschäftigung und Risiken

Die finanzielle Situation der Unternehmen hat sich gegenüber der vorherigen Umfrage kaum verändert. 55 Prozent der Betriebe berichten erneut von einer unproblematischen Finanzlage. Der Anteil liegt damit leicht unter dem von vor einem Jahr. Ein Viertel der Unternehmen berichtet von Eigenkapitalrückgängen und 17 Prozent von Liquiditätsengpässen. Zunehmende Forderungsausfälle und hohe Fremdkapitalbelastung spielen für jeweils 11 Prozent eine Rolle.

Die Investitionsbereitschaft in der sächsischen Wirtschaft bleibt nach wie vor schwach. Ein Drittel der Befragten gibt an, in den letzten zwölf Monaten Investitionen aufgeschoben oder eingefroren zu haben. 61 Prozent führen Unsicherheiten bezüglich der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als einen der Gründe dafür an.

Auch die Personalplanungen fallen zurückhaltend aus. Aufgrund der schwachen Konjunktur und des angespannten Beschäftigungsmarktes gehen nur 15 Prozent der Firmen von einem Mitarbeiterzuwachs in den kommenden Monaten aus. Jede fünfte rechnet mit einem Personalrückgang. Damit ist für die Beschäftigtenzahlen der gewerblichen Wirtschaft ein leichter Rückgang möglich.

Geschäftslage nochmals leicht verschlechtert

In der Industrie hat sich die Geschäftslage gegenüber dem Jahresbeginn verschlechtert. Die guten und schlechten Lageurteile halten sich aktuell etwa die Waage, sodass der Saldo bei einem Punkt liegt. Der Vorjahresvergleich zeigt eine Saldoverschlechterung um 30 Punkte. Die Nachfrage hat sich im Vergleich zur Vorumfrage nur leicht verbessert und steht mit Nennung durch zwei Drittel der Unternehmen gemeinsam mit den Energiekosten auf Rang eins der Geschäftsrisiken. Die Hälfte der Befragten meldet sinkende Umsätze, was sich in einer schlechteren Ertragslage niederschlägt. Die Geschäftserwartungen können nach dem Einbruch in der zweiten Hälfte des letzten Jahres wieder leicht zulegen, bleiben aber angesichts anhaltend hoher Kosten und einem schwierigen konjunkturellen Umfeld mit aktuell ‑13 Punkten weiter deutlich im negativen Bereich. Die nach wie vor zurückhaltenden Aussichten lassen insgesamt nur auf ein geringes Industriewachstum schließen.

Der Abwärtstrend im Baugewerbe scheint vorerst gestoppt. Der Lagesaldo steigt deutlich um zwölf auf nunmehr 27 Punkte und liegt damit auf ähnlichem Stand wie zum Vorjahreszeitpunkt. Auch die Auftragseingänge erholen sich, bleiben aber mit einem Saldo von ‑31 Punkten deutlich im negativen Bereich. Die Erträge haben sich angesichts hoher Kostenbelastungen und gesunkener Umsätze (Saldowert: ‑20 Punkte) negativ entwickelt (‑33 Punkte). Die Kapazitäten sind aber durch das milde Frühjahr besser ausgelastet als noch zum Jahresbeginn. Die Geschäftserwartungen fallen ebenfalls besser als zum Jahresbeginn aus, bleiben aber negativ (‑22 Punkte). Ein Drittel rechnet weiterhin mit Umsatzrückgängen und damit auch mit einer Verschlechterung ihrer Lage.

Den Höchstwert der Lageurteile erreicht das Dienstleistungsgewerbe. Der Saldo aus guten und schlechten Beurteilungen steigt erneut leicht auf aktuell 37 Punkte. Neun von zehn Befragten melden gute oder befriedigende Geschäfte. Dennoch sind auch die Dienstleister von der anhaltenden Konsumflaute und Problemen in der Industrie betroffen: ein Viertel meldet sinkende Auftragseingänge. Umsatzerwartungen und Geschäftserwartungen bleiben dennoch positiv (sieben bzw. zwei Saldopunkte). Die Dienstleistungsbranche ist damit die einzige mit positiven Geschäftserwartungen.

Die Lageeinschätzungen im Handel haben sich im Vergleich zum Jahresbeginn verschlechtert. Der entsprechende Saldo sinkt im Einzelhandel um fünf auf -12 Punkte und im Großhandel um elf auf -3 Punkte. Neun von zehn Befragten berichten von einem zurückhaltenden Kaufverhalten, welches sich negativ auf die Umsätze und die Erträge auswirkt. Energiepreise und Arbeitskosten sind weiterhin die am häufigsten genannten Geschäftsrisiken, aber auch die Inlandsnachfrage stellt zunehmend ein Problem dar. Die Geschäftserwartungen fallen entsprechend negativ aus, haben sich aber sowohl im Einzel- als auch im Großhandel im Vergleich zur Vorumfrage gesteigert. Im Großhandel fallen die Erwartungen mit -4 Saldopunkten dabei bedeutend besser aus als im Einzelhandel (-25 Punkte).

Das Verkehrsgewerbe bildet bei den Lagebewertungen im Branchenvergleich mit -12 Saldopunkten gemeinsam mit dem Einzelhandel das Schlusslicht. Die Kraftstoffpreise haben die Höchststände der letzten Jahre zwar hinter sich gelassen, sind aber weiterhin auf sehr hohem Niveau. Durch die zuletzt gestiegenen Mautsätze und anhaltend hohen Arbeitskosten haben sich die Erträge bei zwei von drei Befragten verschlechtert. Angesichts konjunkturbedingt schwacher Auftragseingänge fallen auch die Umsatzerwartungen verhalten aus. Nur 12 Prozent rechnen mit einer sich verbessernden Geschäftslage. Mit ‑30 Punkten ist der Prognosesaldo im Verkehr ebenfalls der Schlechteste unter allen betrachteten Wirtschaftsbereichen.

Im Gast-/Tourismusgewerbe erreicht der Lagesaldo erneut neun Punkte und hat sich damit im Vergleich zur Vorumfrage nicht verändert. Die Erträge haben sich aber angesichts rückläufiger Umsätze und anhaltend hoher Kosten negativ entwickelt. Ein Viertel arbeitet aktuell mit Verlusten. 38 Prozent sind von Eigenkapitalrückgängen betroffen. Die Erwartungen fallen ebenfalls verhalten aus. Nur elf Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Geschäftslage. Der Erwartungssaldo verbessert sich zwar leicht um sechs Punkte, bleibt mit -19 Punkten aber deutlich im negativen Bereich.

Geschäftserwartungen deutlich besser, aber überwiegend zurückhaltend

Personalabbau absehbar

Die konjunkturelle Lage schlägt sich zunehmend in den Beschäftigungszahlen wieder. Während viele Unternehmen bisher angesichts des Personal- und Fachkräftemangels bestrebt waren, ihre Belegschaften zu halten, sind die Beschäftigtenzahlen aktuell bei 27 Prozent rückläufig. Besonders gravierend ist der Personalrückgang im Verkehrsgewerbe (Saldowert -30 Punkte). Keine Branche berichtet per saldo von Personalaufwuchs. Altersbedingte Abgänge können vielerorts nicht komplett durch Neueinstellungen kompensiert werden. In 60 Prozent der sächsischen Unternehmen ist die Geschäftstätigkeit durch den Fachkräftemangel behindert bzw. stark behindert. Im Risikoranking ist das Thema zwar angesichts akuter Problemfelder (Energie- und Arbeitskosten) und der allgemein vorherrschenden Unzufriedenheit mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen etwas in den Hintergrund gerückt, aber weiterhin für die Hälfte der Unternehmen relevant.

Aufgrund der schwachen konjunkturellen Entwicklung und der angebotsseitig schwierigen Lage am Arbeitsmarkt fallen auch die Personalplanungen der sächsischen Unternehmen recht zurückhaltend aus. Der Schwerpunkt der Personalarbeit liegt in den meisten Unternehmen (63 Prozent) weiterhin in der Stabilisierung der bestehenden Mitarbeiterzahlen.

Positive Beschäftigungsimpulse sind nur im Dienstleistungsgewerbe erkennbar möglich. Hier überwiegt die Zahl derer, die Personalzuwächse erwarten, sodass der Saldo bei fünf Punkten liegt. Besonders im Verkehrsgewerbe, im Einzelhandel und in der Industrie sind weitere Personalrückgänge zu befürchten. Die Salden sind deutlich negativ und korrelieren mit den pessimistischen Geschäftserwartungen. Aber auch im Gastgewerbe, beim Bau und im Großhandel überwiegt die Zahl der Unternehmen, die abnehmende Beschäftigtenzahlen erwarten.

Für die Gesamtzahl der Beschäftigten in den sächsischen Unternehmen ist demnach ein Rückgang der Beschäftigtenzahlen zu erwarten. Nur jedes sechste Unternehmen gibt an, mehr Personal einstellen zu wollen

Kein Investitionsschub erkennbar

Aufgrund fehlender Konjunktursignale bleiben die Investitionsabsichten der sächsischen Unternehmen im laufenden Jahr äußerst zurückhaltend. Die schwierigen wirtschaftspolitischen Rahmen- und Investitionsbedingungen haben dazu geführt, dass ein Drittel der befragten Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten Investitionen zurückgestellt bzw. eingefroren hat. Der gewaltige Investitionsstau, der sich mit Beginn der Corona-Pandemie aufgebaut hat, bleibt demnach weiter bestehen. Für mehr Investitionen braucht es vor allem eine verlässliche Wirtschaftspolitik (67 Prozent), Bürokratieabbau (54 Prozent) und konjunkturelle Impulse (54 Prozent).

Aktuell ist die Investitionsbereitschaft im Dienstleistungsgewerbe im Vergleich aller befragten Wirtschaftsbereiche mit einem Saldo von 4 Punkten am höchsten. Ein Fünftel plant zunehmende Investitionen. In allen anderen Wirtschaftszeigen liegen die Investitionssalden im negativen Bereich – Einzelhandel (-19 Punkte), Verkehrsgewerbe (-16 Punkte), Großhandel (-10 Punkte), Gast‑/Tourismusgewerbe (‑11 Punkte), Industrie (-19 Punkte) und Baugewerbe (-32 Punkte).

Fußnoten

*Der IHK-Geschäftsklimaindex berücksichtigt gleichrangig die Beurteilungen der Unternehmen zur Geschäftslage (Lagesaldo) und zur zukünftigen Geschäftsentwicklung (Erwartungssaldo). Er wird als geometrisches Mittel der Lage- und Erwartungssalden berechnet.

HERAUSGEBER:

Industrie- und Handelskammer Chemnitz, Geschäftsbereich Standortpolitik, Straße der Nationen 25, 09111 Chemnitz, 0371 6900-1250, www.chemnitz.ihk24.de

Industrie- und Handelskammer Dresden, Geschäftsbereich Standortpolitik und Kommunikation, Langer Weg 4, 01239 Dresden, 0351 2802-220, www.dresden.ihk.de

Industrie- und Handelskammer zu Leipzig, Abteilung Wirtschafts- und Bildungspolitik, Goerdelerring 5, 04109 Leipzig, 0341 1267-1254, www.leipzig.ihk.de

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