Hier finden Sie alle Inhalte der WIRTSCHAFT SPEZIAL zur sächsischen Landtagswahl 2024. Lesen Sie am Desktop, Notebook oder auf einem Tablet? Dann empfiehlt sich die Ausgabe als FlippingBook. Wollen Sie selbst mit den Kandidatinnen und Kandidaten zu den wirtschaftspolitischen der Parteien ins Gespräch kommen? Gemeinsam mit der IHK Dresden und der IHK Chemnitz laden wir alle sächsischen Mitgliedsunternehmen herzlich zu unserem Wahlforum am 15. August 2024 im Kupfersaal Leipzig ein!
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- Parteien auf dem Prüfstand
Vorwort
- Mehr Lust aufs Unternehmertum
Im Gespräch mit IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fabian Magerl & und Abteilungsleiter Wirtschafts- und Bildungspolitik Moritz John
- Drei Fragen an …
... die CDU (Michael Kretschmer)
... die AfD (Jörg Urban)
... DIE LINKE (Susanne Schaper & Stefan Hartmann)
... BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN (Franziska Schubert)
... die SPD (Petra Köpping)
... die FDP (Robert Malorny)
... die FREIEN WÄHLER (Matthias Berger)
... das BSW (Prof. Dr. Jörg Scheibe)
- Themen der Wirtschaft: Positionen der IHKs und der Parteien zu ...
Öffentliche Verwaltung
Unternehmensförderung
Infrastruktur und öffentliche Daseinsvorsorge
Fachkräftesicherung
Bildungspolitik
Parteien auf dem Prüfstand
Wie halten Sie’s mit der Wirtschaft? - Das wollten wir von den Parteien wissen, die am 1. September 2024 zur sächsischen Landtagswahl antreten. In diesem WIRTSCHAFT SPEZIAL – LANDTAGSWAHL finden Sie eine Gegenüberstellung: Die Positionen der sächsischen IHKs auf der einen Seite; jene der Parteien, sortiert nach der derzeitigen Fraktionsgröße, auf der anderen.
Entlang der großen wirtschaftspolitischen Themen
- öffentliche Verwaltung
- Unternehmensförderung
- Infrastruktur und öffentliche Daseinsvorsorge
- Fachkräftesicherung
- Bildungspolitik
stellen wir die Parteipositionen auf den Prüfstand.
Wir danken den Parteien, die uns ihre Standpunkte übermittelt haben. Wir hoffen, dass diese Übersicht es Ihnen erlaubt, Ihre Vorstellungen hinsichtlich der Wirtschaftspolitik mit jenen der politischen Akteure abzugleichen.
Aus Sicht der Unternehmen sind verlässliche Rahmenbedingungen entscheidend. Die Landespolitik stellt dafür einige der Weichen. Die Richtung legen wir alle fest – wenn wir zu den Wahlurnen gerufen werden.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Dr. Fabian Magerl
Hauptgeschäftsführer der IHK zu Leipzig
Drei Fragen an...
Wir haben acht Parteien, die für die sächsische Landtagswahl 2024 antreten, die gleichen drei Fragen gestellt. Die Reihenfolge der Parteien basiert auf der aktuellen Fraktionsgröße. Wenn Sie auf das Parteilogo klicken, gelangen Sie zum jeweiligen Wahlprogramm.
Michael Kretschmer
Der am 7. Mai 1975 in Görlitz geborene Michael Kretschmer ist ausgebildeter Büroinformationselektroniker und Diplom-Wirtschaftsingenieur. Er war zwischen 1994 und 2002 Stadtrat in Görlitz und wurde am 23. April 2005 zum Generalsekretär der sächsischen CDU gewählt. Seit 2017 ist Michael Kretschmer Landesvorsitzender des CDU-Landesverbandes Sachsen. Er gehörte 15 Jahre lang dem Bundestag an. Seit dem 13. Dezember 2017 ist Michael Kretschmer Ministerpräsident des Freistaates Sachsen.
CDU - Christlich Demokratische Union Deutschlands
Bis 2030 werden rund zwei Drittel der sächsischen Berufsschullehrerinnen und -lehrer altersbedingt ausscheiden. Wie lässt sich dieser Mangel beheben und so die duale Ausbildung sichern?
In ganz Deutschland werden Lehrer gesucht. In Sachsen haben wir mit der Verbeamtung unsere Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Lehrer sollen mehr Zeit vor der Klasse haben. Dafür stärken wir die Schulsozialarbeit und entlasten Lehrer, indem administrative Tätigkeiten entfallen. Oberschülerinnen und Oberschülern soll der direkte Zugang zum Lehramt an Oberschulen mit einem Vorkurs ermöglicht werden.
Unternehmen in allen Branchen suchen Fachkräfte. Wo muss man ansetzen, um das Beschäftigungspotenzial zu erhöhen?
Es braucht einerseits die Aktivierung des vorhandenen Potenzials, beispielsweise durch Steuerfreiheit bei Überstunden in Vollzeit. Menschen im Rentenalter sollten ohne Steuerlast weiterarbeiten dürfen. Darüber hinaus muss es einen Lohnabstand geben. Wer arbeitet, muss mehr haben und jeder, der arbeiten kann, sollte dies tun. Wir wollen auch mit Anwerbungszentren in bestimmten Ländern für gefragte Branchen nach Fach- und Arbeitskräften suchen, diese qualifizieren und vermitteln.
Immer mehr Selbstständige gehen in Rente und die Zahlen der Neugründungen sinken. Wie ließe sich Unternehmertum wieder attraktiver machen?
Unternehmer sind engagierte Menschen. An vielen Stellen werden sie von Regeln, Bestimmungen und Vorgaben ausgebremst. Wir wollen den Mehltau der Bürokratie wegpusten. Mit einem zweijährigen Bürokratiemoratorium setzen wir ein Zeichen und schaffen die Möglichkeit, alle Regeln zu prüfen, gegebenenfalls zu streichen oder zu vereinfachen. Wo möglich, wollen wir von Genehmigungs- zu Anzeigeverfahren übergehen und mit Stichtagsregelungen in Verbindung mit Genehmigungsfiktionen arbeiten.
Drei Fragen an...
Jörg Urban
Jörg Urban wurde am 4. August 1964 in Meißen geboren. Bis Sommer 2014 hatte er die Geschäftsführerfunktion der Grünen Liga Sachsen inne. Im Februar 2018 wurde er zum Vorsitzenden der AfD Sachsen gewählt. Er gehörte bis September 2019 dem Stadtrat in Dresden an. Seit 2014 ist er Mitglied im Sächsischen Landtag, amtiert dort als Fraktionsvorsitzender und seit 2019 ebenfalls als Oppositionsführer.
Er ist Spitzenkandidat seiner Partei zur Landtagswahl.
AfD - Alternative für Deutschland
Bis 2030 werden rund zwei Drittel der sächsischen Berufsschullehrerinnen und -lehrer altersbedingt ausscheiden. Wie lässt sich dieser Mangel beheben und so die duale Ausbildung sichern?
Die Lehramtsausbildung soll grundsätzlich reformiert und attraktiver werden. Studienabbrüche sollen durch standardisierte Eignungstests reduziert und der Berufseinstieg durch mehr und frühere Schulpraxis im Studium erleichtert werden. Die Lehrerausbildung soll landesweit ausgebaut werden. Seiteneinsteiger an Berufsschulen müssen besser hinsichtlich ihrer pädagogischen Qualifikation unterstützt werden. Gleichzeitig muss viel intensiver für das grundständige Berufsschullehramt geworben werden.
Unternehmen in allen Branchen suchen Fachkräfte. Wo muss man ansetzen, um das Beschäftigungspotenzial zu erhöhen?
In Sachsen arbeiten rund 500.000 abhängig Erwerbstätige in Teilzeit. Das Beschäftigungspotenzial ließe sich deutlich erhöhen, wenn Arbeitsanreize derart gesetzt werden, dass sich Mehrarbeit mehr lohnt und Beschäftigung mit dem Familienleben vereinbar ist. Deshalb sollte zum einen ab einer bestimmten Wochenarbeitszeit der Lohn frei von Steuern und Abgaben sein. Zum anderen müssen mehr passgenaue Betreuungsangebote für Kinder erwerbstätiger Eltern ausgebaut werden und verfügbar sein.
Immer mehr Selbstständige gehen in Rente und die Zahlen der Neugründungen sinken. Wie ließe sich Unternehmertum wieder attraktiver machen?
Im Rahmen landespolitischer Möglichkeiten sind vor allem passgenaue Ausbildungs- und Weiterbildungsboni, wie der Meister- oder ein Technikerbonus, und Geschäftsgründungsprämien geeignete Mittel, um die Attraktivität des Unternehmertums bzw. die Attraktivität der Selbstständigkeit zu steigern.
Drei Fragen an...
Susanne Schaper & Stefan Hartmann
Susanne Schaper, examinierte Krankenschwester und Diplom-Pflegewirtin aus Chemnitz, engagiert sich parteipolitisch seit 1994, erst in der PDS, jetzt bei DIE LINKE. Sie sitzt seit 2014 als Abgeordnete im Landtag Sachsen und hat seit 2019 das Amt der Landesvorsitzenden ihrer Partei inne. Stefan Hartmann wurde in Erfurt geboren, studierte in Leipzig Philosophie und trat 1986 in die SED ein. Gemeinsam mit Susanne Schaper führt er den Landesverband seiner Partei seit 2019. Er kandidiert als Direktkandidat im Wahlkreis 39 (Meißen 3). Er war bis 2004 Stadtrat in Leipzig für DIE LINKE.
DIE LINKE
Bis 2030 werden rund zwei Drittel der sächsischen Berufsschullehrerinnen und -lehrer altersbedingt ausscheiden. Wie lässt sich dieser Mangel beheben und so die duale Ausbildung sichern?
Wir setzen uns dafür ein, zusätzliche Anreize für das Lehramtsstudium zu bieten, um dem gegenwärtigen Mangel an Lehrkräften entgegenzuwirken. Das Studium wird so umgestaltet, dass die Prüfungs- und Arbeitslast für die Studierenden gesenkt wird. Um das Lehramtsstudium insgesamt stärker an der Praxis auszurichten, müssen Praxisphasen frühzeitig ins Lehramtsstudium integriert werden. Lehramtsstudierende sollen dann im ländlichen Raum stärker finanziell unterstützt werden.
Unternehmen in allen Branchen suchen Fachkräfte. Wo muss man ansetzen, um das Beschäftigungspotenzial zu erhöhen?
Wir respektieren den Wunsch vieler Menschen, weniger zu arbeiten. Eine pauschale Erhöhung der Arbeitszeit für alle lehnen wir deshalb ab. Es braucht vielmehr bessere Arbeitsbedingungen sowie einen inklusiven und gleichberechtigten Arbeitsmarkt. Bestehende Hürden für schon hier lebende und neu ankommende Migrant:innen müssen fallen. Statt Sanktionen zu verschärfen, die erwiesenermaßen nicht wirken, brauchen wir Angebote für Langzeitarbeitslose, um sie in angemessene Arbeit zu bringen.
Immer mehr Selbstständige gehen in Rente und die Zahlen der Neugründungen sinken. Wie ließe sich Unternehmertum wieder attraktiver machen?
Es braucht einfache Aufnahmebedingungen in die Förderprogramme, dafür niedrige Einstiegssätze und mehr Evaluationen im Förderverlauf von Gründung über Wachstum bis Konsolidierung. Die bestehende Gründungsförderung muss mit mehr Förderung zum Wachstum und zur Konsolidierung ergänzt werden. Benötigt werden zudem Maßnahmen zur Entbürokratisierung wie punktuell eingesetzte Genehmigungsfiktionen und eine generelle Umstellung auf Stichprobenprüfungen bei drastischer Erhöhung von Bußgeldern.
Drei Fragen an...
Franziska Schubert
Die Wirtschafts- und Sozialgeografin Franziska Schubert wurde 1982 in Löbau geboren und wuchs in Neugersdorf auf. Ab 2009 hatte sie eine Lehrtätigkeit an der TU Dresden sowie Lehraufträge an der Hochschule Zittau/Görlitz und der TU Chemnitz. 2012 wurde sie ausgezeichnet als Neulandgewinnerin der Robert-Bosch-Stiftung. Nach ihrem Engagement im Stadtrat von Ebersbach-Neugersdorf und Kreistag Görlitz ist sie seit 2014 im Sächsischen Landtag. Seit 2020 ist Franziska Schubert Fraktionsvorsitzende.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Bis 2030 werden rund zwei Drittel der sächsischen Berufsschullehrerinnen und -lehrer altersbedingt ausscheiden. Wie lässt sich dieser Mangel beheben und so die duale Ausbildung sichern?
Die Studierendenzahl muss verstetigt, die Studienerfolgsquote erhöht und die Lehramtsausbildung in die Regionen gebracht werden. Neben grundständig ausgebildeten Lehrkräften brauchen wir den Seiteneinstieg auf hohem qualitativem Niveau und ermöglichende Behörden. Um eine hochwertige Berufsausbildung zu sichern, muss es weitere Zugangswege zu einer Lehrtätigkeit geben, auch für sogenannte Ein-Fach-Lehrkräfte.
Unternehmen in allen Branchen suchen Fachkräfte. Wo muss man ansetzen, um das Beschäftigungspotenzial zu erhöhen?
Wir verbessern die Berufsorientierung und bieten die Meisterausbildung kostenneutral an. Rahmenbedingungen müssen die Berufstätigkeit erleichtern: Flächendeckende verlässliche Betreuungs- und Mobilitätsangebote. Wir arbeiten in Sachsen aktiv an der Willkommenskultur, erleichtern Menschen aus Drittstaaten die Arbeitsaufnahme, etablieren Welcome-Center, erweitern die Sprachförderung, vereinfachen Anerkennungsverfahren und unterstützen Kommunen bei der Arbeitsfähigkeit der Ausländerbehörden.
Immer mehr Selbstständige gehen in Rente und die Zahlen der Neugründungen sinken. Wie ließe sich Unternehmertum wieder attraktiver machen?
Indem wir Nachfolge und Gründung durch Frauen gezielt stärken (durch SMJusDEG erfolgt das bereits gezielt); Antragsverfahren vereinfachen, Gründungsberatung praxisorientierter und bedarfsgerecht anpassen, Nebenerwerb berücksichtigen. Mehr Wagniskapital fördern. Für die Digitalisierung gilt es, Behördenkontakte, Statistikpflichten und Steuerangelegenheiten über eine zentrale Plattform abzuwickeln.
Die sozialen Sicherungssysteme für Selbstständige müssen gestärkt, der Mutterschutz reformiert und der Betriebsausfall staatlich absichert werden.
Drei Fragen an...
Petra Köpping
Petra Köpping wurde 1958 in Nordhausen geboren. Seit 1977 war sie stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Großsteinberg. Sie studierte Staats- und Rechtswissenschaften bis zur Diplom-Staatswissenschaftlerin. Zwischen 1989 und 1990 und später noch einmal bis 2001 war sie Bürgermeisterin von Großpösna. Seit 2009 ist Petra Köpping Mitglied im Sächsischen Landtag, seit 2019 Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Zwischen 2014 und 2019 war sie Staatsministerin für Gleichstellung und Integration.
SPD - Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Bis 2030 werden rund zwei Drittel der sächsischen Berufsschullehrerinnen und -lehrer altersbedingt ausscheiden. Wie lässt sich dieser Mangel beheben und so die duale Ausbildung sichern?
Sachsen hat bereits neue Wege bei der Ausbildung von Berufsschullehrkräften eingeschlagen. Der Studiengang OptLA qualifiziert ingenieurtechnisch und pädagogisch für das Lehramt; und das wohnortnah an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Zwickau, Görlitz und Mittweida. Außerdem gilt es, Seiteneinstieg, Anerkennung und Eingruppierung weiter zu verbessern und die modulare Fortbildung zu stärken. Hier wird die Einrichtung der Dualen Hochschule wichtige Impulse bringen.
Unternehmen in allen Branchen suchen Fachkräfte. Wo muss man ansetzen, um das Beschäftigungspotenzial zu erhöhen?
Wir müssen die inländische Fachkräftereserve heben und ausländische Fachkräfte gewinnen. Dafür braucht es eine gute und praxisnahe Schulbildung, die jede und jeden bis zum Abschluss führt. Es braucht attraktive Ausbildungsmöglichkeiten, gerade in den ländlichen Räumen. Zudem natürlich eine gute Kinderbetreuung und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ausländische Berufsabschlüsse müssen einfacher anerkannt werden und wir brauchen einen Beschäftigungsvorrang im Aufenthaltsrecht.
Immer mehr Selbstständige gehen in Rente und die Zahlen der Neugründungen sinken. Wie ließe sich Unternehmertum wieder attraktiver machen?
Bei dieser Frage wird das Stichwort Entbürokratisierung oft zuerst genannt. Das ist auch richtig, wir brauchen einfachere Regeln. Hinzu kommt aber noch mehr: Es gilt, jungen Menschen Lust auf Freiheit, Selbständigkeit und Verantwortung zu machen. Das gelingt nicht nur mit einer Ergänzung der Berufsorientierung um das Thema Unternehmergeist oder mit der Stärkung von Schülerfirmen. Es gilt, in der Schule und darüber hinaus Freiräume zu schaffen, Mitbestimmung zu stärken und Initiative zu belohnen.
Drei Fragen an...
Robert Malorny
Robert Malorny wurde am 6. Juli 1979 in Dresden geboren. Nach seiner Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr studierte er Produktionstechnik und ist seit 2010 als Ingenieur in der Automobilbranche tätig. In die FDP trat er 2014 ein und sitzt seit 2019 für die Freien Demokraten im Dresdner Stadtrat, zuletzt als Fraktionsvorsitzender.
2023 nominierte ihn die FDP Sachsen als Spitzenkandidat zur Landtagswahl.
FDP – Freie Demokratische Partei
Bis 2030 werden rund zwei Drittel der sächsischen Berufsschullehrerinnen und -lehrer altersbedingt ausscheiden. Wie lässt sich dieser Mangel beheben und so die duale Ausbildung sichern?
Der Bildungsnotstand ist auch an den Berufsschulen zu spüren, obwohl die Staatsregierung seit Jahren die altersbedingten Abgänge hätte einplanen müssen. Wir wollen mehr Berufsschullehrer ausbilden, die Anerkennung ausländischer Abschlüsse vorantreiben und Praktikern als Quereinsteigern den Weg in die Klassen erleichtern. Dafür werden wir den Lehrerberuf attraktiver machen, beispielsweise durch Abbau bürokratischer Pflichten und Unterstützungskräfte, die erlauben, mehr Zeit in ihren Klassen zu verbringen.
Unternehmen in allen Branchen suchen Fachkräfte. Wo muss man ansetzen, um das Beschäftigungspotenzial zu erhöhen?
Warum sollte ein Arbeitnehmer mehr arbeiten, wenn er dann durch Steuern und Abgaben vielleicht sogar weniger verdient? Da müssen wir ansetzen. Die größere Leistung muss sich wieder lohnen. Bei deutschen und bei ausländischen Fachkräften. Wie es gelingt, weiß ich aus eigener Erfahrung. Wir werden es leichter machen; zum Beispiel die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse besser regeln und die unsinnige Sprachniveau-Vorgabe streichen. Der Arbeitsplatz ist der beste Ort für den Spracherwerb.
Immer mehr Selbstständige gehen in Rente und die Zahlen der Neugründungen sinken. Wie ließe sich Unternehmertum wieder attraktiver machen?
Wir wollen eine Atmosphäre, in der Unternehmertum als eine Quelle des persönlichen und gesellschaftlichen Erfolgs angesehen wird und nicht wie so oft als der „Feind“. Unternehmer sind Leistungsträger in unserer Gesellschaft. Das geht in der Schule los, wo wir ein eigenständiges Fach Wirtschafts- und Finanzbildung einführen und unternehmerische Praxis in den Lehrplan integrieren werden. Dass wir zudem die Arbeit der Unternehmer von Bürokratie befreien wollen, ist selbstverständlich.
Drei Fragen an...
Matthias Berger
Matthias Berger wurde am 2. Januar 1968 geboren. Seit 2001 ist der parteilose Politiker hauptamtlicher Bürgermeister und seit 2008 Oberbürgermeister der Stadt Grimma. Am 1. Dezember 2023 wurde Matthias Berger zum Spitzenkandidaten der Freien Wähler Sachsen für die Landtagswahl in Sachsen gewählt. Seit September 2018 engagierte er sich für die „Bürgerbewegung für Sachsen“. Matthias Berger ist Rechtsanwalt in Grimma, seine anwaltliche Tätigkeit ruht aufgrund seines Wahlamtes als Oberbürgermeister.
FREIE WÄHLER
Bis 2030 werden rund zwei Drittel der sächsischen Berufsschullehrerinnen und -lehrer altersbedingt ausscheiden. Wie lässt sich dieser Mangel beheben und so die duale Ausbildung sichern?
Wir haben ein grundsätzliches, von der Politik bislang unterschätztes Demografieproblem. Es bedarf kurzfristig der Einführung langfristig wirkender Maßnahmen, um der Lösung dieses gesamtwirtschaftlichen Problems gerecht zu werden. Im Speziellen schlage ich unter anderem Folgendes vor: die Bereitstellung bedarfsorientierter Kapazitäten an den Hochschulen; die projektbezogene Einbindung pensionierter Lehrer und die stärkere Anerkennung beruflicher Erfahrungen und Qualifikationen von Quereinsteigern bei Lehrerausbildungen.
Unternehmen in allen Branchen suchen Fachkräfte. Wo muss man ansetzen, um das Beschäftigungspotenzial zu erhöhen?
Branchenspezifisch ist die Frage unterschiedlich zu beantworten. Grundsätzlich mehr learning by doing, weniger Formalien; Förderung von Fort- und Weiterbildungsprogrammen, damit Fachkräfte ihre Qualifikationen an die sich wandelnden Anforderungen anpassen können; konsequente Vermittlung und Nutzung digitaler Fähigkeiten und Kompetenzen dort, wo dies möglich und sinnvoll ist; einfache und transparente Visaverfahren sowie einfachere Anerkennung ausländischer Qualifikationen.
Immer mehr Selbstständige gehen in Rente und die Zahlen der Neugründungen sinken. Wie ließe sich Unternehmertum wieder attraktiver machen?
Als Oberbürgermeister teilt man letztlich die gleichen Sorgen und Nöte der Unternehmer. Die Bürokratie nimmt überhand und hat teils absurde Ausmaße angenommen. Personal wird nicht mehr produktiv eingesetzt, sondern zur Befriedigung der expansiven Logik einer sich selbst vermehrenden Bürokratie. Warum soll sich so jemand selbstständig machen? Wir müssen die Leistung von Unternehmern wertschätzen und wieder mehr machen lassen. Ständiges Misstrauen fördert das Unternehmertum gerade nicht.
Drei Fragen an...
Prof. Dr. Jörg Scheibe
Prof. Dr. Jörg Scheibe wurde im Februar 2024 zu einem der beiden Vorsitzenden des Landesverbandes Sachsen der neuen Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) gewählt. In Chemnitz leitet der Ingenieur und Unternehmer eine Firma, welche Klima-, Sanitär-, Heizungs- sowie Bauprojekte in Sachsen, Berlin und beispielsweise auch im Nordirak plant. Er lehrt an der Studienakademie in Glauchau Versorgungs- und Umwelttechnik. 1988 war Jörg Scheibe kurz Mitglied der SED, trat jedoch noch vor der politischen Wende aus dieser Organisation wieder aus.
BSW - Bündnis Sahra Wagenknecht
Bis 2030 werden rund zwei Drittel der sächsischen Berufsschullehrerinnen und -lehrer altersbedingt ausscheiden. Wie lässt sich dieser Mangel beheben und so die duale Ausbildung sichern?
Um den Lehrermangel zu beheben und die duale Ausbildung zu sichern, setzen wir auf attraktive Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung für Lehrkräfte. Zudem fordern wir eine verstärkte Werbung für den Beruf und beschleunigte Ausbildungsprogramme für Quereinsteiger. Investitionen in moderne Lehrmethoden und digitale Infrastruktur sind ebenfalls essenziell, um die Attraktivität des Lehrerberufs zu erhöhen und die Ausbildung zukunftsfähig zu gestalten.
Unternehmen in allen Branchen suchen Fachkräfte. Wo muss man ansetzen, um das Beschäftigungspotenzial zu erhöhen?
Um das Beschäftigungspotenzial zu erhöhen, müssen wir in Bildung und Weiterbildung investieren, damit die Arbeitnehmer die notwendigen Fähigkeiten erwerben können. Zudem sollten wir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern und flexible Arbeitsmodelle fördern. Wichtig ist, die Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten, faire Löhne zu zahlen und Fachkräfte gezielt anzuwerben. Schließlich müssen Bürokratie abgebaut und Existenzgründungen unterstützt werden.
Immer mehr Selbstständige gehen in Rente und die Zahlen der Neugründungen sinken. Wie ließe sich Unternehmertum wieder attraktiver machen?
Um Unternehmertum attraktiv zu machen, müssen bürokratische Hürden abgebaut und der Zugang zu Finanzierung erleichtert werden. Förderprogramme und steuerliche Erleichterungen für Neugründungen sind essenziell. Zudem sollten wir umfassende Bildungsangebote zu unternehmerischen Fähigkeiten und starke Netzwerke aus Mentoren und Unterstützern schaffen. Ein soziales Sicherungssystem für Selbstständige erhöht zusätzlich die Attraktivität des Unternehmertums.
Themen der Wirtschaft: Positionen der IHKs und der Parteien
Hier finden Sie die wichtigsten Positionen der Sächsischen IHKs und der politischen Parteien zu den klassischen Wirtschaftsthemen. Für die Positionen der Partei klicken Sie auf das Plus hinter dem jeweiligen Parteinamen.
Öffentliche Verwaltung
Position der sächsischen IHKs:
- Priorisierte Nutzung von Anzeige- statt Genehmigungsverfahren
- Konsequente Umsetzung Masterplan „Digitale Verwaltung Sachsen“
- Einführung eines einheitlichen landesweiten digitalen Portals: One-Stop-Shop bei Baugenehmigungen
- Genehmigungsfiktionen
- Erweiterung des Sächsischen Normenkontrollrates nach Bundesvorbild
- Wirtschaftlichkeit als oberstes Kriterium bei öffentlichen Vergaben
- Rechtssicherheit und Vereinfachung bei Sonntagsöffnungen
Positionen der Parteien zur Öffentlichen Verwaltung
Unternehmensförderung
Position der sächsischen IHKs:
- Erleichterung von Unternehmensnachfolgen und Existenzgründungen
- Lückenlose Begleitung von Hochschulausgründungen
- Technologie- und Branchenoffenheit bei allen Förderprogrammen
- Vereinfachung und Bündelung von Förderprogrammen
- Streichung des Arbeitsplatzkriteriums als Fördervoraussetzung
- Förderungen im ländlichen Raum beibehalten
- Mehr Freiheit in Umsetzung von Förderzielen
Positionen der Parteien zur Unternehmensförderung
Infrastruktur & Öffentliche Daseinsvorsorge
Position der sächsischen IHKs:
- Flächendeckende öffentliche Daseinsvorsorge
- Fortschreibung des Landesentwicklungsplans 2026
- Fortschreibung Energie- und Klimaprogramm
- Breitbandausbau mit flächendeckend über 200 Mbit/s
- Finanzielle Unterstützung der kommunalen Wärmewende
- Forcierung Wasserstoffwirtschaft
- Bessere Verbindungen des ländlichen Raums mit sächsischen Ballungszentren
- Ausbau Schieneninfrastruktur
- Finanzielle Absicherung der Staatsstraßensanierung
Positionen der Parteien zu Infrastruktur & Öffentliche Daseinsvorsorge
Fachkräftesicherung
Position der sächsischen IHKs:
- Heben inländischen Fachkräftepotenzials
- Abbau Integrationshürden und Erschließung Arbeitsmarktpotenzial Geflüchteter
- Kontinuierliche Fort- und Weiterbildung fördern
- Senken administrativer Hürden für internationale Fachkräfte
- Gezieltes Standortmarketing
Positionen der Parteien zur Fachkräftesicherung
Bildungspolitik
Position der sächsischen IHKs:
- Reduktion des Stundenausfalls, Sicherstellen der Verfügbarkeit des Lehrpersonals
- MINT-Unterricht fest verankern und Interesse an MINT-Berufen wecken
- Steigern der Bekanntheit und Attraktivität der dualen Ausbildung
- Bedarfsorientierte Hochschulausbildung forcieren
- Ausbau der digitalen Ausstattung und digitaler Lernmöglichkeiten in Schulen forcieren
Positionen der Parteien zur Bildungspolitik
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