Konjunkturumfrage der sächsischen IHKs zum Jahresbeginn 2024: Stagnation statt Aufschwung
+++ Kostensteigerungen belasten sächsische Wirtschaft weiterhin nachhaltig +++ Aufschwung erneut verschoben +++ Investitionsbereitschaft bleibt gering +++
Dresden/Leipzig/Chemnitz, 6. Februar 2024. Die sächsische Wirtschaft startet ohne Rückenwind in das Jahr 2024. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern, an der sich 1.690 Unternehmen aus Industrie, Baugewerbe, Handel, Dienstleistungen, Verkehr sowie Gast- und Tourismusgewerbe mit mehr als 91.000 Beschäftigten beteiligten. Aufgrund der konjunkturellen Schwäche, die zu einer rückläufigen Binnennachfrage führt und den weiter hohen Kosten ist die weitere wirtschaftliche Entwicklung ungewiss. Ein Aufschwung ist aktuell nicht absehbar.
Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Neben Energiekosten, die im internationalen Vergleich nicht mehr wettbewerbsfähig sind, haben erratische wirtschaftspolitische Entscheidungen und Kehrtwenden zu zunehmender Verunsicherung seitens der sächsischen Unternehmen geführt. Der Wirtschaft fehlen Planungssicherheit und stabile Rahmenbedingungen. Aktuell bestehen bezüglich zukünftiger Entwicklungen zahlreiche Unklarheiten: Wie wird sich die Transformation der Wirtschaft gestalten? Wie werden die Transformationsprozesse finanziert? Welche Unterstützungen sind zu erwarten? Wie entwickeln sich die Energiekosten? Wie die Steuern? Wird es auch in Zukunft noch ausreichend qualifizierte Fachkräfte geben, um den Bedarf der Unternehmen zu decken? Diese und andere Fragen sind in besonderem Maße bei Investitionsentscheidungen relevant. Nur wenn Planungssicherheit herrscht, sind Unternehmen zu Investitionen in relevantem Umfang bereit, die die Transformationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft erst möglich machen.
Die sächsische Wirtschaft richtet daher folgende Forderungen an die politischen Entscheidungsträger:
- Belastungsmoratorium bei Bürokratie verhängen!
- Energie- und Verkehrswende an der wirtschaftlichen Realität ausrichten!
- Investitionsanreize setzen!
- Fachkräftesicherung forcieren!
- MINT-Bildung priorisieren!
Geschäftsklimaindex |
Der IHK-Geschäftsklimaindex sinkt zum dritten Mal in Folge. Er steht aktuell bei 94 Punkten und damit zwölf Punkte unter dem Wert vom Jahresbeginn 2023.
Geschäftslage und Erwartungen |
Die Geschäftslage der Unternehmenhat sich in den vergangenen Monaten leicht verschlechtert. Der Lagesaldo sinkt um zwei auf 15 Punkte. Angesichts sinkender Nachfrage und anhaltend hohen Kosten hat sich die Ertragslage in den Unternehmen erneut negativ entwickelt. Nur jedes fünfte Unternehmen konnte in diesem Jahr seine Ertragsentwicklung verbessern. Im Baugewerbe (12 Prozent) und im Verkehrsgewerbe (15 Prozent) waren diese Einschätzungen am schlechtesten.
Die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate nehmen eine ähnliche Entwicklung. Der Saldo sinkt leicht auf nunmehr -23 Punkte. Während der Anteil der positiven Stimmen zum dritten Mal in Folge sinkt, steigt spiegelbildlich der Anteil der negativen Stimmen. Damit liegt der Saldo zwar 19 Punkte über dem Tiefpunkt vom Herbst 2022, sinkt aber ebenfalls zum dritten Mal in Folge. Bei unverändert schwierigen Rahmenbedingungen lässt dieses Ergebnis kein Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr erwarten.
Investition, Beschäftigung, Risiken |
Die Investitionsbereitschaft in der sächsischen Wirtschaft bleibt nach wie vor schwach und hat sich gegenüber den vorherigen Umfragen kaum verändert. 15 Prozent der Unternehmen mit steigenden stehen 30 Prozent mit sinkenden Investitionsausgaben gegenüber.
Auch die Personalplanungen fallen zurückhaltend aus. Aufgrund der schwachen Konjunktur und des angespannten Arbeitsmarktes gehen erneut nur 15 Prozent von einem Mitarbeiterzuwachs in den kommenden Monaten aus. Ein Viertel rechnet mit einem Personalrückgang.
Die Konjunkturrisiken sind nach wie vor erheblich. Im Risikoradar stehen weiterhin die Energiepreise mit 67 Prozent der Nennungen, vor den Arbeitskosten (64 %), den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (58 %) und der Inlandsnachfrage (54 %) an vorderster Stelle.Die gewerbliche Nachfrage und der private Konsum erholen sich angesichts der noch immer hohen Inflationsrate langsamer als gedacht. Die sich perspektivisch weiter verschärfende Knappheit an Arbeits- und Fachkräften, das Zinsumfeld und weiterhin hohe Arbeits-, Rohstoff- und Energiekosten belasten die sächsischen Unternehmen nach wie vor. Hinzu kommt eine schwächelnde Weltwirtschaft, die insbesondere durch eine konjunkturelle Flaute in wichtigen Absatzmärkten wie dem Euroraum und China, die Exporte bremst.
Der vollständige Konjunkturbericht der sächsischen IHKs zum Jahresbeginn 2024 kann hier heruntergeladen werden.