Gewerbliche Wirtschaft im Konjunkturtal
Konjunkturumfrage im IHK-Bezirk Leipzig: Geschäftslage fällt kräftig, Aussichten bleiben trüb, Investitionstätigkeit unverändert schwach +++ Personalnachfrage sinkt +++ Kostendruck und schwache Umsätze drücken auf die Erträge +++
Leipzig, 23. Oktober 2024 - Die gewerbliche Wirtschaft im IHK-Bezirk Leipzig hat sich in den vergangenen sechs Monaten insgesamt unbefriedigend entwickelt. Das ergibt die Konjunkturbefragung der IHK zu Leipzig im Herbst 2024, an der sich 585 Unternehmen aller Branchen und Größenklassen mit insgesamt etwa 32.000 Beschäftigten beteiligt haben.
Besonders die Geschäftslage der Unternehmen hat kräftig nachgegeben, aber auch die Geschäftserwartungen haben sich wieder eingetrübt, nachdem sie sich im Frühjahr leicht erholt hatten. Infolgedessen fällt der IHK-Geschäftsklima-Index um sechs auf 103 Punkte; was darauf hindeutet, dass sich die Wirtschaft rezessiv entwickelt.
Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig: „Die Wirtschaft im IHK-Bezirk kommt, wie die deutsche Wirtschaft insgesamt, nicht in Schwung.“ Als Gründe zählt er die Kosten für Energie und Klimatransformation auf, zudem die geopolitischen Spannungen, die gehemmte globale Konjunktur und zunehmende Handelsbarrieren. „Es sind keinerlei Impulse erkennbar, die dem Bruttoinlandsprodukt aufhelfen würden. Das spüren wir auch in der Region Leipzig. Die Nachfrage sinkt, das beeinträchtigt die Umsätze ebenso wie die Investitionstätigkeit“, so Kirpal weiter.
Er sieht die Politik in der Pflicht: „Die Unternehmen müssen entlastet werden, vor allem bei den Energiekosten, der überbordenden Bürokratie, bei Steuer- und Abgabenlasten. Gerade die Bürokratie erweist sich als Hydra: Kaum schlägt man ihr einen Kopf ab, wachsen zwei neue nach. Deshalb werden wir nicht müde zu betonen: Die Politik muss an die Rahmenbedingungen ran, damit Unternehmen wieder mehr unternehmen können und die Abwärtsspirale durchbrochen wird. Sonst können wir im internationalen Wettbewerb nicht bestehen.“
Geschäftslage
Die Lage der Unternehmen hat sich gegenüber dem Frühjahr spürbar verschlechtert. Mit 34 Prozent meldet nur noch etwa jedes dritte Unternehmen eine gute, fast jede fünfte Firma jedoch eine schlechte Geschäftslage. Der Lage-Saldo fällt um neun auf 15 Punkte. Das ist der schlechteste Wert seit über drei Jahren. Der Rückgang betrifft alle Wirtschaftsbereiche. Die Umsätze sanken in vielen Unternehmen. Der Saldo rutscht mit -9 Punkten in den negativen Bereich. Im Minus befindet sich seit geraumer Zeit bereits der Saldo der Ertragsentwicklung – aktuell liegt er bei -22 Punkten.
Geschäftserwartungen
Nach einer Aufwärtsbewegung im Frühjahr haben die Unternehmen ihre Geschäfts-erwartungen nunmehr wieder leicht nach unten korrigiert. Somit bleibt der Prognose-Saldo mit -8 Punkten weiterhin negativ. Jedes vierte Unternehmen erwartet eine Verschlechterung seiner aktuellen Lage und nur 17 Prozent eine Verbesserung. Mit Ausnahme des Dienstleistungsgewerbes blicken alle Wirtschaftsbereiche mehr oder weniger skeptisch auf die kommenden Monate. Das Bild gleicht damit den Umfrageergebnissen des Frühjahrs.
Weder in der Industrie, im Baugewerbe noch in Verkehrsgewerbe und Großhandel ist Entspannung in Sicht. Auch im Gast- und Tourismusgewerbe fallen die Aussichten eher zurückhaltend aus. Die mit Abstand schlechtesten Prognosen gibt weiterhin der Einzelhandel ab. Nach wie vor fehlen stabile konjunkturelle Wachstumsimpulse. An der zuletzt leicht rezessiven Wirtschaftsentwicklung dürfte sich daher kaum etwas ändern.
Investitionen
Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen bleibt auch in den kommenden Monaten unverändert schwach. Gegenüber dem Frühjahr ist diese sogar noch leicht gesunken. Der Saldo liegt mit -6 Punkten wieder auf Vorjahresniveau. Das schwierige Umfeld, besonders die schwache Nachfrage, dämpfen das Investitionsklima. Dies zeigt der Blick auf die Investitionsmotive. So planen aktuell gerade einmal 16 Prozent der Unternehmen, ihre Kapazitäten auszubauen. Aber auch die steigenden Kosten schmälern das Investitionsbudget vieler Betriebe spürbar.
Personal
Aufgrund der schwachen Konjunktur sinkt der Personalbedarf in den Unternehmen. Die Anteile der Betriebe mit steigendem bzw. sinkendem Personalbedarf nähern sich immer weiter an. Mit einem Saldo von 2 Punkten sollte die Beschäftigung in der regionalen Wirtschaft zumindest stabil bleiben. Den größten Personalbedarf meldet momentan der Dienstleistungsbereich. Dagegen könnte es im Einzelhandel vermehrt zu Personalabbau kommen. Trotz der zurückhaltenden Personaleinstellung bleibt der Fachkräftemangel für 47 Prozent der Betriebe ein Risikofaktor. 46 Prozent melden nach wie vor Probleme bei der passgenauen Besetzung offener Stellen.
Geschäftliche Risiken
Im regionalen Risikoradar haben die Arbeitskosten mit 57 Prozent die Spitzenposition übernommen; Energiepreise liegen mit 53 Prozent erstmals seit dem Jahresbeginn 2022 an der zweiten Stelle. Infolge der schwächelnden Nachfrage verbleibt die Inlandsnachfrage mit 51 Prozent auf dem dritten Rang, gefolgt vom Fachkräftemangel mit 47 Prozent. Nach wie vor beurteilt über die Hälfte der Firmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen kritisch. Im Mittelpunkt der Kritik stehen die starke Regulierung, die resultierende Bürokratie und Steuer- und Abgabenlasten.
Zum kompletten Report: Konjunkturreport IHK-Bezirk Leipzig Herbst 2024
Zur konjunkturellen Lage in Sachsen: Konjunkturumfrage Sachsen
Die konjunkturelle Lage wird der zentrale Diskussionsgegenstand des Parlamentarischen Abends am 29. Oktober sein (18:00 Uhr, Haus Leipzig, Elsterstraße 22-24), mit Abgeordneten aus Bundes- und Landtag auf dem Podium. Medienvertreter können sich bis zum 28. Oktober unter pressenoSpam@leipzig.ihk.de anmelden.