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Pressemitteilung | 06.06.2023

Konjunkturumfrage im IHK-Bezirk Leipzig / Frühjahr 2023

+++ Geschäftslage unverändert gegenüber Jahresbeginn +++ Aussichten leicht verbessert +++ Investitionsklima weiter schwach +++ Personalnachfrage bleibt hoch +++ Fachkräftemangel auf neuem Höchststand ++

Geschäftsaussichten steigen moderat – aktuelle Entwicklung der Baubranche gibt Anlass zur Sorge

Leipzig, 6. Juni 2023: Die Situation der gewerblichen Wirtschaft im IHK-Bezirk Leipzig hat sich nach dem Stimmungstief im vergangenen Herbst weiter aufgehellt. Während die Lageeinschätzungen gegenüber dem Jahresbeginn stabil blieben, haben die Unternehmen ihre Geschäftserwartungen nochmals angehoben. Im Ergebnis klettert der IHK-Geschäftsklima-Index um weitere neun auf 117 Punkte. Damit scheinen die noch Ende 2022 bestandenen Rezessionsängste in der Wirtschaft weitestgehend verflogen. Die Wachstumsperspektiven verbessern sich leicht.
An der Konjunkturbefragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig im Frühjahr 2023 beteiligten sich 598 Unternehmen aller Branchen und Größenklassen mit insgesamt etwa 34.000 Beschäftigten. Die Befragung fand im Zeitraum 28. März bis 23. April 2023 statt.

Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig: „Unsere Mitgliedsunternehmen sehen sich weiterhin mit einer Vielzahl von geschäftlichen Risiken konfrontiert. Neben den hohen Energiepreisen und Zinsen rücken der Fachkräftemangel und die Arbeitskosten immer mehr in den Vordergrund. Insbesondere die Entwicklung in der Baubranche macht uns Sorgen: das Zusammenspiel aus stark gestiegenen Materialkosten und deutlichen Auftragsrückgängen lassen die Geschäftserwartungen abstürzen; eine Erholung ist vorerst nicht zu erwarten. Extrem langwierige Genehmigungsverfahren tun ihr Übriges; in der Folge kommt es zu Auftragsstornierungen und einer zunehmenden Verunsicherung innerhalb der Branche. Aber anstatt hier durch beschleunigte Verfahren abzumildern, werden den Unternehmen zusätzliche bürokratische Hürden in Form der elektronischen Pflicht zur täglichen Aufzeichnung der Arbeitszeit aufgehalst. Bei Bürojobs mag dies ja noch umsetzbar sein. Aber wie sieht es bei Monteuren auf Baustellen oder Logistikern auf der Straße aus? Entgegen den Ankündigungen des Koalitionsvertrages verursacht der Entwurf nicht „nur“ neue Bürokratielasten, sondern lässt die angekündigte Flexibilisierung der Höchstarbeitszeit bzw. der Ruhezeiten völlig außer Acht. Hier werden mit Blick auf den Personalmangel in der Wirtschaft definitiv falsche Prioritäten gesetzt.“

Lage:

Im Vergleich zur vorherigen Umfrage zum Jahresbeginn haben sich die Lagebeurteilungen der Unternehmen nicht verändert. Der Saldo aus positiven und negativen Lagebeurteilungen liegt unverändert bei 32 Punkten. Auch gegenüber dem Vorjahresstand (Saldo: 30 Punkte) ist kaum Bewegung zu erkennen. Immerhin 45 Prozent der Betriebe beurteilen ihre aktuelle Lage als gut. Damit hat die gewerbliche Wirtschaft das Krisenjahr 2022 (Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Preisschocks, Inflation) letztlich besser überstanden als zeitweise befürchtet. Jedoch verringert der anhaltend hohe Kostendruck vielfach die Erträge (Saldo: -11 Punkte).

Erwartungen:

Im Gegensatz zur stabilen Lage haben die Unternehmen ihre Geschäftserwartungen weiter nach oben korrigiert. Damit setzt sich die Aufwärtsbewegung seit dem Tiefpunkt im Herbst 2022 fort. Knapp ein Viertel der Betriebe rechnet mit besseren Geschäften, jede fünfte Firma bleibt skeptisch gestimmt. Der Saldo steigt um 15 auf 4 Punkte und liegt erstmals seit dem Jahresbeginn 2022 wieder im positiven Bereich. Befürchtungen einer rezessiven Entwicklung scheinen somit gebannt; ein spürbarer Konjunkturaufschwung ist daraus jedoch nicht abzuleiten. Die konjunkturellen Risiken sind weiterhin sehr hoch. Der weitere Verlauf bzw. die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sowie die zukünftige Entwicklung der Energiepreise und der Inflation lassen viele Unternehmen vorsichtig agieren.

Am besten fallen aktuell die Geschäftsaussichten im Dienstleistungsgewerbe aus. Auch in der Industrie haben die Betriebe ihre Prognosen angehoben und sind optimistischer als im vergangenen Jahr. Deutlich schlechter sind dagegen die Aussichten im Baugewerbe. Zwar ist die derzeitige Lage im Bau vielfach noch gut, aber die Auftragseingänge nehmen deutlich ab. Entsprechend skeptisch fallen die Geschäftserwartungen aus. Auch im Einzelhandel bleiben die Aussichten gedämpft. Insbesondere die anhaltend hohe Inflation, die sich negativ auf das Konsumverhalten auswirken dürfte, drückt die Stimmung. Im Großhandel, im Verkehrsgewerbe sowie im Gast- und Tourismusgewerbe gehen die Unternehmen überwiegend von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus.

Investitionen:

Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ist weiterhin von Vorsicht geprägt. Zwar steigen die Investitionsplanungen gegenüber dem Jahresbeginn etwas an, aber der entsprechende Saldo fällt mit 6 Punkten recht bescheiden aus und lässt eine starke Zurückhaltung erkennen. Neben der allgemeinen konjunkturellen Schwäche trüben die nach wie vor bestehende große Unsicherheit, die hohe Inflation und das stark gestiegene Zinsniveau das Investitionsklima.

Personal:

Aufwärtsgerichtet sind aktuell auch die Personalplanungen der hiesigen Unternehmen. Mit 26 Prozent wollen derzeit doppelt so viele Betriebe ihre Mitarbeiterzahl erhöhen als verringern (13 Prozent). Der Saldo steigt von 9 auf 13 Punkte. Damit ist auch insgesamt ein Beschäftigtenzuwachs in der regionalen Wirtschaft möglich, sofern die Planungen auch angebotsseitig umgesetzt werden können. Hier liegt häufig die eigentliche Schwierigkeit. Über die Hälfte der Unternehmen (53 Prozent) melden aktuell Probleme, ihre offenen Stellen adäquat und zeitnah zu besetzen.

Risiken:

Die geopolitische Lage wird weiterhin von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine bestimmt. Die weltweit gestiegene Inflation bremst das globale Wachstum. Darüber hinaus dämpft die Zinspolitik in den USA sowie in der Eurozone Nachfrage und Investitionstätigkeit. Die Unsicherheit in den Unternehmen bleibt hoch, zumal in den vergangenen Jahren immer wieder unvorhersehbare Entwicklungen und negative Einflüsse von Außen das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen, wodurch die Stimmungslage in der gewerblichen Wirtschaft großen Schwankungen unterworfen war.

Seit Jahresbeginn 2022 und damit zum fünften Mal in Folge hält sich der Faktor „Entwicklung der Energiepreise“ nun schon an der Spitze des regionalen Risikoradars. Aktuell sehen 64 Prozent der hiesigen Unternehmen ihre geschäftliche Entwicklung durch die hohen Energiepreise beeinträchtigt. Weiterhin auf Rang 2 folgen die Arbeitskosten, die 59 Prozent der Betriebe als ein Risikofaktor ausweisen. Nur knapp dahinter rangiert der Fachkräftemangel auf dem dritten Platz. Mit 56 Prozent haben nunmehr so viele Unternehmen wie nie, seit Beginn der Risikoabfrage im Jahre 2011, diesen Faktor als ein Risiko für ihre zukünftig erfolgreiche Tätigkeit bewertet.

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