Die Energiewende in Frankreich und Deutschland: Erfolg durch Zusammenarbeit
Erklärung anlässlich der Deutsch-Französischen Wirtschaftstage vom 2. und 3. Mai 2024 in Montpellier und Sète.
Der Energiesektor steht in Frankreich und Deutschland vor großen Herausforderungen. Der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe und der Übergang zu einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft in der EU bis 2050 ist für beide Länder ein Kraftakt und eine Aufgabe, die unsere Gesellschaften insgesamt betrifft.
Neben den Energieerzeugern sind auch energieverbrauchende Aktivitäten und Verbraucher betroffen. Im Bewusstsein der Verantwortung, die Umwelt zu schützen und die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten und gleichzeitig ein wichtiger Motor für die Wirtschaftstätigkeit zu sein, muss die Energieversorgung auch in Zukunft sicher, zuverlässig und vor allem erschwinglich sein.
Hohe Energiepreise bedrohen die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auf beiden Seiten des Rheins. Die Politik in Frankreich und Deutschland muss daher eine abgestimmte Energiestrategie entwickeln, um den Umbau der Energieversorgung in Zusammenarbeit mit allen Unternehmen zu ermöglichen.
Der Ansatz und die Erfahrungen unterscheiden sich in beiden Ländern. Frankreich setzt weiterhin auf die Kernenergie. Die Entwicklung von Wärmepumpen und damit die Bereitstellung von erneuerbarer Wärme kommt gut voran.
Deutschland hingegen ist aus der Kernenergie ausgestiegen und wird die Stromerzeugung aus Kohle bis 2038 beenden. Gleichzeitig wurde und wird der Ausbau der erneuerbaren Energien (vor allem Windkraft, Solarenergie und Biomasse) vom Staat beschleunigt. Dies stellt neue Anforderungen an die Standorte der Erzeugungsanlagen, die Netzstabilität, den Netzausbau, die Entwicklung von Speichertechniken etc.
Die Region Leipzig ist vom Kohleausstieg und dem Strukturwandel besonders betroffen. Die Wirtschaft insgesamt und die lokalen Unternehmen sind daher auf klare und verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen. Infrastruktur, Mobilität und der Verkehrssektor müssen bei allen Fragen der Energiepolitik berücksichtigt werden.
Unterschiedliche Erfahrungen und Ansätze bieten Möglichkeiten zum Lernen und zum Austausch von Wissen. Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland, insbesondere zwischen dem Freistaat Sachsen und der Region Okzitanien, können Brücken bauen, von denen auch der Energiesektor profitieren kann. Von den komparativen Vorteilen eines Landes können dann alle profitieren. Warum sollte man nicht kohlenstofffreien Wasserstoff nach Deutschland exportieren, der in Frankreich zu wettbewerbsfähigen Kosten hergestellt werden kann?
Die Wirtschaftstreffen der IHK Leipzig in Montpellier und Sète, die gemeinsam mit unseren französischen Partnern vor Ort, der CCI de l'Hérault, RAFAL /Réseau d'Affaires Franco-Allemand und dem Verein Deutschland-Okzitanien L'Europe au Cœur, organisiert werden, sind diesen Themen gewidmet und sollen die Grundlage für eine stärkere und engere Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern, Regionen und Unternehmen schaffen.
Deutsch-französische Zusammenarbeit im Energiebereich
Diesen Appell richten wir an die politischen Entscheidungsträger beider Länder,
- in enger Zusammenarbeit den Dreiklang der energiepolitischen Ziele einzuhalten: die Energieversorgung sicher, wirtschaftlich und umweltverträglich zu gestalten,
- dies betrifft insbesondere eine engere Zusammenarbeit beim Netzausbau und bei der Erzeugung,
- mehr Anreize für Energieeinsparungen, Energieeffizienz und die Eigenerzeugung von Unternehmen zu schaffen,
- die Versorgungssicherheit bei Energiequellen und Netzen zu gewährleisten,
- die Kosten des Energiesystems effizient und nach dem Verursacherprinzip zu verteilen,
- die steuerliche Belastung der Energiekosten wie Steuern und verschiedene Abgaben zu verringern,
- die Entwicklung von Anlagen für erneuerbare Energien voranzutreiben,
- Investitionen in Energieeffizienztechnologien weiter zu fördern und zu unterstützen,
- die Wasserstoffwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu entwickeln.
- die Klimaziele in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft durch marktwirtschaftliche Lösungen zu erreichen!
Auf diese Weise können neue Technologien gefördert, Handelsbeziehungen gestärkt und neue Geschäftsfelder erschlossen werden. Deutschland und Frankreich werden so zu Vorbildern für die Energiewende in ganz Europa und darüber hinaus.
Montpellier/Leipzig, 3. Mai 2024
Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig
Chambre de commerce et d'industrie (CCI) de l'Hérault
Réseau d'affaires franco-allemand du Languedoc – RAFAL
Association Allemagne OCCITANIE - L’EUROPE AU COEUR