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Handel | 18.03.2025

Dritte IHK-ibi-Handelsstudie

Was bewegt den Einzelhandel in Sachsen und deutschlandweit? Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK), 53 Industrie- und Handelskammern, darunter die IHK zu Leipzig, IHK Chemnitz sowie die IHK Dresden und das Forschungsinstitut ibi research an der Universität Regensburg GmbH haben gemeinsam eine Händlerbefragung durchgeführt.

Ziel der Umfrage war es, die aktuelle Situation des Einzelhandels aus Unternehmenssicht darzustellen und mit Zahlen zu belegen, um so ein konkretes Bild über Herausforderungen der Branche zu erhalten. Der Fokus lag dabei auf den Themenbereichen Vertriebskanäle, Digitalisierung, IT-Sicherheit, Ladendiebstahl, Bürokratiebelastung, Nachhaltigkeit und Unternehmensnachfolge. An der deutschlandweiten Befragung haben über 2100 Einzelhandels-Unternehmen teilgenommen.

Die Auswertung erfolgte auf Bundes- sowie Landesebene. Die Ergebnisse der beiden Auswertungen weichen wenig voneinander ab. Somit kann man annehmen, dass die festgestellten Sachverhalte und Herausforderungen sich nur wenig unterscheiden. Es werden Einschätzungen zur aktuellen Situation und zu zukünftigen Entwicklungen abgebildet. Außerdem werden, sofern möglich, Vergleiche zu den Ergebnissen der Vorgängerstudien gezogen.

Studien zum Herunterladen:
Ergebnisse für Sachsen (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1750 KB)


Kurzvorstellung

Vertriebskanäle

Über die Hälfte der Einzelhändler nutzen mittlerweile sowohl stationäre als auch Online-Vertriebskanäle. Der Anteil der Multikanal-Händler hat seit 2020 stark zugenommen. Im Durchschnitt ist eine Steigerung von 35 Prozent zu verzeichnen*. Der meistgenutzte Vertriebskanal der Unternehmen ist nach wie vor das stationäre Ladengeschäft. Jedoch werden in fünf Jahren vor allem durch den Verkauf über Online-Shops, Apps, Amazon und Sozialen Medien (stark) steigende Umsätze erwartet. Über 50 Prozent gehen davon aus, dass die Umsätze im stationären Ladengeschäft sinken werden.

 

Soziale Medien als wichtiges Standbein

Auch in den Bereichen Kommunikation und Marketing finden soziale Medien Anwendung: Über 58 Prozent der Händler sind auf den Kanälen Facebook und Instagram vertreten, vorrangig für Zwecke der Bekanntheitssteigerung (87 Prozent), Kundeninformation (85 Prozent) sowie Neukundengewinnung und Kundenbindung (je 68 Prozent).

Die enge Verknüpfung von Handel und sozialen Medien stärkt die Handelsbranche,

erläutert Nils Deichner, Senior Consultant und Studienverantwortlicher bei ibi research.

Social Commerce bietet die Möglichkeit, die eigene Zielgruppe gekonnt anzusprechen und einen fließenden Übergang von Kundenanwerbung zum tatsächlichen Kaufprozess zu ermöglichen.

Entsprechend interessiert sind die Händler an einschlägigen Qualifikationen: Große Weiterbildungsbedarfe im Vergleich zu anderen Digitalisierungsthemen sehen sie im Bereich Vertrieb und Kundenkommunikation über soziale Medien. Die Unternehmen äußern außerdem Schulungsbedarf zu dem Kernthema IT-Sicherheit.

Kleine Händler für Digitalisierung häufig nicht gewappnet*

Während mittlere und große Betriebe nicht mehr ohne digitale Anwendungen auskommen, geben 6 Prozent der kleinen Unternehmen an, keine gängigen digitalen Tools im Unternehmen zu nutzen. Kleinere Betriebe schätzen ihr Wissen zum Thema Digitalisierung geringer ein und fühlen sich auch schlechter für die Herausforderungen der Digitalisierung gerüstet als noch bei der Befragung aus 2020. In 63 Prozent der kleineren Unternehmen bleibt Digitalisierung "Chefsache", und die Aufgabe wird von der Inhaberin oder dem Inhaber selbst übernommen.

Knapp ein Drittel der befragten Unternehmen arbeitet bereits mit Anwendungen zur künstlichen Intelligenz (KI), die hauptsächlich in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Kundensupport eingesetzt wird. Auch hier zeigt sich je nach Unternehmensgröße ein deutlicher Unterschied: Während fast 60 Prozent der großen Betriebe KI anwenden, sind es in den kleinen Unternehmen bisher nur 25 Prozent.

 

Bürokratie und Fachkräftemangel beschränken Geschäftsmodelle

Über alle Größenklassen hinweg nehmen drei Viertel der Betriebe einen (sehr) negativen Einfluss durch die zunehmende Regulierung auf ihr Geschäftsmodell wahr. Auch die damit einhergehende Bürokratisierung schränkt 67 Prozent der Händler (sehr) stark in ihrem unternehmerischen Handeln ein.

Besonders den großen Firmen macht außerdem der Fachkräftemangel zu schaffen – knapp 80 Prozent sehen sich dadurch in ihrer aktuellen Geschäftslage beeinflusst. DIHK-Hauptgeschäftsführungsmitglied Volker Treier:

Die Studie bestätigt, was wir täglich aus den Unternehmen hören: Die Bürokratielasten erdrücken die Betriebe. Wir müssen beim Bürokratieabbau deutlich mehr Gas geben, damit sich die Unternehmen wieder stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.*

Das vor Kurzem beschlossene Vierte Bürokratieentlastungsgesetz (BEG IV) sei

ein Schritt in die richtige Richtung gewesen,

so Treier.

Aber dem müssen schnell größere folgen.

Unternehmensnachfolge im inhabergeführten Einzelhandel

Bei den befragten Unternehmen gaben sowohl deutschland- als auch sachsenweit knapp über 60 Prozent an, hauptsächlich der Betriebsform des inhabergeführten Einzelhandels anzugehören. Dabei kam die Gesamtstudie zu dem Ergebnis, dass für fast die Hälfte dieser Unternehmen in den nächsten zehn Jahren eine Nachfolge ansteht und für ca. 30 Prozent die Nachfolge entweder in der Familie, im Mitarbeiterkreis oder von außerhalb bereits organisiert ist. In Sachsen benötigen ein Drittel der inhabergeführten Einzelhandelsunternehmen in den nächsten zehn Jahren einen Nachfolger, wobei für 38 Prozent die Nachfolge bereits jetzt gelöst ist. Bei den restlichen 62 Prozent ist die Nachfolge noch nicht geklärt.

 

Hinweis: Mit Sternchen gekennzeichnete Aussagen beziehen sich auf die deutschlandweite Auswertung, da diese Werte für Sachsen nicht explizit dargestellt sind.


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