Wir brauchen motivierte Anpackende!
17. Mai 2023Gespräch mit Stephanie Pudenz-Pech, Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren Sachsen
Die derzeitige Vorsitzende der Wirtschaftsjunioren Sachsen ist Leipzigerin. Hier arbeitet Stephanie Pudenz-Pech seit 2011 als Selbstständige in der Mediengestaltungsbranche. Sie kreiert Designs und engagiert sich ehrenamtlich bei den Wirtschaftsjunioren Leipzig. Nun wurde sie zur Landesvorsitzenden der sächsischen Wirtschaftsjunioren gewählt. Ein Gewinn für unsere Region und ein Erfolg für den regionalen Chapter der WJ. Für die WIRTSCHAFT ONLINE kam Caroline Grafe mit ihr ins Gespräch:
WIRTSCHAFT ONLINE: Guten Tag, Stephanie Pudenz-Pech. Zum Einstieg müssen wir unserer Leserschaft – nicht allen, aber doch einigen – erklären, wer oder was die Wirtschaftsjunioren Sachsen sind. Könnten Sie uns da bitte informieren?
Stephanie Pudenz-Pech: Aufmerksame Leserinnen und Leser haben im Print-Magazin WIRTSCHAFT bestimmt schon von den Wirtschaftsjunioren gelesen. Wir sind ein Netzwerk aus Unternehmenden und Führungskräften unter 40 Jahren. In Deutschland hat WJ 10.000 Mitglieder. 500 davon kommen hier aus Sachsen. Das ehrenamtliche Engagement erfolgt auf Kreis-, Landes- sowie Bundesebene. Mit den WJ Sachsen agieren wir auf Landesebene und sind als Landesvorstand die ersten Ansprechpartner für die sächsischen Kreise und ihre Anliegen.
WIRTSCHAFT ONLINE: Welche Aufgaben hat ein Landesvorstand?
Stephanie Pudenz-Pech: Der Landesvorstand wird jedes Jahr neu aus Vertreterinnen und Vertretern aller sächsischen Kreise gewählt. Wir koordinieren auf Landesebene eigene Projekte und Veranstaltungen, wobei unser Fokus darauf liegt, die sächsischen Kreise: WJ Dresden, WJ Leipzig, WJ Chemnitz, WJ Glauchau, WJ Zwickau, WJ Bautzen, WJ Plauen, WJ Freiberg, WJ Erzgebirge und WJ Görlitz zu vernetzen und zum gemeinsamen Handeln zu animieren. Außerdem sind wir die Boten von Fragen, Informationen und Nachrichten von Kreis zum Bund und umgedreht. Salopp könnte man sagen, dass wir alles ein Stück größer denken, als es die Kreisebene tut, aber eben auch kleiner als die Bundesebene.
WIRTSCHAFT ONLINE: Was sind Ihre Ziele für das Amtsjahr 2023?
Stephanie Pudenz-Pech: Es ist mir ein Anliegen, die Vielseitigkeit von Unternehmertum zu zeigen und anfassbar zu machen. Jede und jeder Unternehmende weiß, dass Erfolg und Misserfolg ganz nah beieinander liegen können, und dass echter Erfolg sich erst nach harter Arbeit einstellt. Angst braucht man davor trotzdem nicht zu haben! Für junge Unternehmende und Gründende sind wir deswegen die perfekte Anlaufstelle! Für unsere Mitglieder ist mir wichtig, dort zu helfen, wo Unterstützung benötigt wird: von Projekt-Organisation bis Mitgliedergewinnung und Pressearbeit.
Zudem möchte ich der jungen Wirtschaft eine Stimme geben und unsere Anliegen direkt an die Politik adressieren. Als Verband mit deutschlandweit 10.000 Mitgliedern finden wir nicht nur Gehör, sondern haben sogar die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen. Zum Beispiel mit dem Know-How-Transfer.
WIRTSCHAFT ONLINE: Was ist das denn ganz genau für ein Projekt?
Stephanie Pudenz-Pech: Im Rahmen dieses Bundesprojektes kann man eine Woche lang eine Politikerin oder einen Politiker aus dem Deutschen Bundestag bei deren Arbeit begleiten. Das sind unbezahlbare Erkenntnisse und Erfahrungen, die helfen, den Blick auf Themen zu ändern und neue Perspektiven zu beleuchten.
Den Austausch von und mit Wirtschaftsjunioren schätzt auch die Seite der Politik, dies wird darin deutlich, dass uns auf Landesebene gezielte Anfragen von Politikerinnen und Politikern erreichen, in denen der wirtschaftspolitische Austausch in einem geschützten Raum angeboten wird.
Anfang des Jahres waren wir zum Beispiel im Sächsischen Landtag und haben uns mit MdL Gerhard Liebscher von der Partei DIE GRÜNEN zu einem wirtschaftspolitischen Gespräch getroffen. Mit dabei hatten wir Anliegen und Fragestellungen, die so vielfältig waren, wie unsere Mitglieder es sind.
WIRTSCHAFT ONLINE: Können Sie uns hier einige Beispielfragen nennen?
Stephanie Pudenz-Pech: Gerne: Wie können wir dem Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel begegnen? Welche Herausforderungen birgt die Anpassungen des Mindestlohns für kleine Familienunternehmen? Wie können ländliche Bereiche wieder attraktiver und erreichbarer gestaltet werden? Welche Vor- und Nachteile birgt der Gütertransport auf Schiene und Wasser in Sachsen?
Diese Diskussionen sind wichtig – nicht, weil wir dort die Lösung herausarbeiten, sondern, weil wir aufzeigen können, wo der regionalen Wirtschaft der Schuh drückt! Eine Erkenntnis war, dass das proaktive Engagement der Bürgerinnen, Bürger und Unternehmenden gefordert ist. Wir brauchen motivierte Anpackende! Nicht nur Menschen, die den Bedarf aufdecken, sondern auch welche, die zur Tat schreiten. Und das machen Wirtschaftsjunioren.
WIRTSCHAFT ONLINE: Es gibt zahlreiche Business-Netzwerke. Was ist die Besonderheit der Wirtschaftsjunioren?
Stephanie Pudenz-Pech: Die Größe des Netzwerks kann da zuvorderst erwähnt werden. Wirtschaftsjunioren sind weltweit verteilt. Außerhalb Deutschlands nennt sich die Vereinigung Junior Chamber International, kurz: JCI. Insgesamt hat JCI 11 Millionen Mitglieder (Jaycees), die sich auf über 100 Länder verteilen. Allein in Deutschland werden jedes Jahr ungefähr zehn Konferenzen organisiert, weltweit multipliziert sich das entsprechend. Das sind viele Möglichkeiten, um passende Gesprächspartnerinnen und -partner, Ratgebende und Unterstützende zu finden.
Gerade unsere sächsischen Kreise sind sehr kontaktfreudig und am Austausch mit Jaycees aus aller Welt interessiert. Deswegen haben wir ein entsprechendes Projekt ins Leben gerufen, in welchem wir auch auf internationaler Ebene gezielt Menschen vernetzen – unsere JCI Coffee Corner. Unsere Mitglieder kommen auf uns zu, wenn sie auf einer Reise gerne ein WJ- oder JCI-Mitglied kennenlernen wollen, und wir stellen den Kontakt her.
WIRTSCHAFT ONLINE: Wie wird das konkret organisiert?
Stephanie Pudenz-Pech: Im sächsischen Vorstandsteam ist dafür extra die Funktion des International Officers verankert. Diese Rolle hat ihren Fokus darauf, die Schnittstelle in die verschiedenen JCI-Organisationen zu bilden, Kontakte zu knüpfen und internationale Projekte und Themen den sächsischen Mitgliedern zugänglich zu machen. Auf diese Themen und Kontakte greifen wir dann zurück und können bei Bedarf ganz gezielt in das jeweilige Land oder die einzelne Region den Kontakt herstellen. Den Gründungsstein für dieses Projekt hat WJ Sachsen hier in Leipzig gelegt. Wer weiß, vielleicht war das der Einfluss unserer schönen Messestadt?
WIRTSCHAFT ONLINE: Wann und wo können Interessenten die Wirtschaftsjunioren kennenlernen?
Stephanie Pudenz-Pech: Hier in Leipzig haben wir am 27. September 2023 mit dem mentyou! eine sehr spannende Veranstaltung. Dabei bringen wir erfahrene Unternehmen und Jungunternehmen zusammen und sorgen für einen Wissenstransfer der besonderen Art.
Anmelden kann man sich dazu unter www.wj-leipzig.de/termine