Unternehmerland Sachsen
Format nach zwei Jahren Corona-Pause zurückgekehrt

Neujahrsempfang 2023 – ein Abend der Gespräche und Netzwerke

22. Februar 2023

„Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts!“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Am Abend des 7. Februar 2023 luden die Industrie- und Handelskammer zu Leipzig, die Handwerkskammer zu Leipzig, der Unternehmerverband Sachsen e. V. und der Marketing-Club Leipzig e. V. zum mittlerweile 18. Male zum Neujahrsempfang. Mit gut 1.000 Gästen war die Kongresshalle am Zoo gut gefüllt. Es wurde vernetzt, kontaktet, gestritten, gelacht und miteinander bekannt gemacht.

„Gemeinsam für die Region“

An einer groß-dimensionierten Werkbank trafen unter der maßvoll lenkenden Moderation von Wiebke Binder (MDR) die Präsidenten der IHK zu Leipzig Kristian Kirpal, der HWK zu Leipzig Matthias Forßbohm, des Unternehmerverband Sachsen e. V. Dietrich Enk und des Marketing-Club Leipzig e. V. Dr. Ines Zekert auf den Ministerpräsidenten des Freistaats Sachsen Michael Kretschmer, um mit ihm über die Frage „Sachsen = Unternehmerland?“ zu streiten. Und es entspann sich eine hochinteressante Diskussion.

Betreffs der horrenden Energiepreissteigerungen, die vielen Unternehmen im Nacken sitzen und einige in die Knie drücken, äußerte sich Kretschmer: „Wir müssen die Dinge so organisieren, wie wir sie in Sachsen brauchen. Das beinhaltet ganz klar weniger Gängelei und mehr Freiheit.“ Nachdem der Ministerpräsident seine bekannte sowie umstrittene Position zu Energielieferungen aus Russland und deren zukünftiger Wiedermöglichmachung sowie zum Betrieb von AKWs erläuterte und dafür aus den Reihen des Publikums Widerspruch erntete, äußerte er sich wie folgt: „Ich führe hier keinen Glaubenskrieg. Wichtig ist, dass wir für zukünftige Generationen alle Optionen offenhalten.“. Kristian Kirpal zog die Diskussion wieder aus dem Makrokosmos der Politik auf die Region zurück und mahnte konkretes Handeln beim Strukturwandel an. „Das Geld muss zu den Unternehmen kommen, nicht irgendwo in der Verwaltung versickern.“

Diese Position, dass sich der bürokratische Freistaat immer mehr aufbläht, zog sich durch die ganze Gesprächsrunde. „Wenn im Freistaat immer weniger Fachkräfte greifbar sind und der Staat immer mehr Fachkräfte einstellt, bleiben schlussendlich noch weniger für die Unternehmen.“

Fachkräftesicherung und Zuwanderung

Das war für Wiebke Binder Steilvorlage genug, um ins Thema Fachkräftemangel und Zuwanderung einzusteigen. Hier waren sich alle Präsidenten und die Präsidentin einig, dass Politik und Wirtschaft Hand in Hand, aber eben auch konkret, abliefern müssen. Das eine realistische Willkommenskultur vom Verwaltungsangestellten bis zum Wirtschaftsvertreter, aber auch von allen gesellschaftlichen Institutionen gelebt werden muss. Dr. Ines Zekert brachte es auf den Punkt: „Wir brauchen Visionen, die mit der Realität und den Fakten zusammenpassen.“ Hier wurde von allen Beteiligten einer ideologisierten Politik eine klare Abfuhr erteilt.

Auch auf die im eigenen Land geborenen zukünftigen Fachkräfte und ihre Situation wurde eingegangen. Zu viele Schulabgänger ohne Abschluss, zu wenig basisorientiertes Wissen, eine zu große Schere zwischen Ausbildung und Studium, eine viel zu geringe gesellschaftliche Wertschätzung der beruflichen Bildung … die Liste der Baustellen ließe sich noch lange fortführen.

Dietrich Enk mahnte schlussendlich an, dass einer gesellschaftlichen Spaltung durch Bildung mit allen Mitteln entgegengewirkt werden muss und Matthias Forßbohm forderte von der Politik eine Gleichbehandlung von akademischer und dualer beruflicher Bildung ein. Ein ganz klares Statement brachte Kristian Kirpal noch in die Debatte ein: „Wir dürfen kein einziges Talent verlieren! Daran müssen wir uns alle orientieren.“

Der Ministerpräsident hat viel Material zum Nachdenken und Umsetzen für die Heimfahrt und die folgenden Monate bekommen. Dass ohne eine gesunde Wirtschaft, die Arbeitsplätze schafft und zum Steueraufkommen in beträchtlichem Umfang beiträgt, „kein Staat zu machen“ ist und schon überhaupt kein Transformationsprozess in der Gesellschaft möglich ist, war allen im Saal klar.

Nach der Debatte: Netzwerken

Nach der Diskussionsrunde wurde dann ausgiebig „genetzwerkt“. So traf Michael Schauer – Vorstand und Vizepräsident des Freundeskreises der Bundeswehr Leipzig e. V. – mit dem ehemaligen Bundestagsmitglied und Beauftragten für das jüdische Leben in Sachsen, Dr. Thomas Feist, zusammen. Medienvertreterinnen wie Friederike Holzapfel (Radio SAW, MDR etc.) sprachen mit Unternehmern wie dem Rock-e-Roller-Store-Manager Lutz Förster, Politiker wie Robert Clemen redeten mit Start-up-Vertreterinnen. Tausend Menschen aus unterschiedlichen Lebens- und Wirtschaftsbereichen kamen miteinander in lockerer, gelöster Atmosphäre ins Gespräch.

Die seit längerer Zeit mit der Organisation des Neujahrsempfangs 2023 beschäftigte Sandy Locher vom Veranstaltungsmanagement der IHK zu Leipzig fasste den Abend positiv zusammen: „Es war eine erfolgreiche Veranstaltung mit einer sehr hohen Teilnehmerquote. Nach zwei Jahren Pause waren wir endlich wieder am Start. Und man muss sagen, dass die neue Location, die Kongresshalle am Zoo, die Attraktivität der Veranstaltung nochmals gesteigert hat. Die Stimmung war gut und Netzwerke konnten endlich wieder real geknüpft werden. Ich freue mich über die engagierte Zusammenarbeit aller Partner dieser Veranstaltung.“

Da möchten wir uns dringend und vollumfänglich anschließen – und die eingangs gestellte Frage „Sachsen Unternehmerland?“ auflösen. Ja, Sachsen ist ein Unternehmerland! Das war an diesem Abend zu spüren.

Impressionen und Informationen vom und zum Neujahrsempfang:

www.neujahrsempfang-leipzig.de

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