
Nach überwundenem Tief bleiben die Wachstumsaussichten trübe
30. März 20231991 wurde die erste Konjunkturumfrage der IHK zu Leipzig erstellt, die bis 2010 zweimal pro Jahr erschien. Seit 2011 führt nun die IHK zu Leipzig dreimal jährlich eine Konjunkturumfrage durch, an der sich mittlerweile jeweils zwischen 500 und 700 Unternehmen freiwillig beteiligen. Die daraus resultierenden Zahlen und Meinungsbilder werden daraufhin veröffentlicht und in den öffentlichen Diskurs eingebracht.
In der IHK zu Leipzig beschäftigt sich René Schumann federführend mit der Umsetzung der Umfrage und der Zusammenfassung der Ergebnisse.
Für WIRTSCHAFT ONLINE rekapituliert er diese auszugsweise.
Die Stimmung der gewerblichen Wirtschaft im IHK-Bezirk Leipzig hat sich gegenüber dem Tiefpunkt im Herbst 2022 wieder verbessert. Zum damaligen Zeitpunkt erreichte die Skepsis über das zu erwartende wirtschaftliche Umfeld ihren Höhepunkt. Seitdem hat sich die Situation zumindest etwas entspannt. Entsprechend haben die Unternehmen sowohl ihre Lage als auch ihre Geschäftserwartungen wieder nach oben korrigiert. Infolgedessen steigt der IHK-Geschäftsklima-Index wieder um 23 auf nunmehr 108 Punkte. Trotz der Verbesserung sind die Aussichten der Betriebe aber weiterhin eher gedämpft. Eindeutige Wachstumssignale sind momentan nicht zu erkennen.
Die Lagebeurteilungen der Unternehmen haben sich nach dem kräftigen Rückgang zur Herbstumfrage wieder verbessert. Der aktuelle Saldo* aus positiven und negativen Lagebeurteilungen steigt von 17 auf 32 Punkte. Damit liegt das Ergebnis vier Punkte über dem Vorjahresstand, wobei der Anstieg jedoch ausschließlich auf die positive Entwicklung im Gast- und Tourismusgewerbe zurückzuführen ist, dessen Tätigkeit Anfang 2022 aufgrund der damals geltenden Corona-Restriktionen stark eingeschränkt war. In allen anderen Wirtschaftsbereichen fallen die Lagebeurteilungen, wenn auch meist nur geringfügig, schlechter aus als vor einem Jahr.

Ihre Geschäftsaussichten haben die Unternehmen nach den äußerst pessimistischen Prognosen im Herbst 2022 ebenfalls wieder angehoben. Die befürchtete Gasmangellage scheint vorerst gebannt. Ebenso ist in den vergangenen Monaten eine Entspannung bei den Energie- und Rohstoffpreisen sowie bei Lieferengpässen erkennbar. Der Prognose-Saldo* steigt somit von -39 auf -11 Punkte. Trotz dieser starken Zunahme bleibt der Saldo im negativen Bereich und liegt noch deutlich unter dem Vorjahresergebnis (Saldo: 7 Punkte). Vor dem Hintergrund des nach wie vor starken Kostendrucks bleiben die Geschäftserwartungen der Firmen äußerst verhalten und lassen für 2023 vorerst kaum eindeutige Wachstumsperspektiven erkennen. Es ist momentan kein Wirtschaftsbereich auszumachen, der die Rolle des Konjunkturmotors übernehmen könnte.
Im Gast- und Tourismusgewerbe rechnen die Unternehmen nur noch mit geringen Zuwächsen und auch in der Industrie sowie im Bau- und Dienstleistungsgewerbe gehen die Unternehmen von einer schwachen Auftragsentwicklung in den kommenden Monaten aus. Die Auftragsbestände dürften somit weiter abnehmen. Am skeptischsten bleiben die Aussichten im Verkehrsgewerbe und im Handel. Aufgrund der unverändert hohen Inflation ist ein weiterer Rückgang der realen Kaufkraft zu erwarten. Entsprechend niedrig sind die Erwartungen der Händler an das private Konsumklima. An der Konjunkturbefragung der IHK zu Leipzig zum Jahresbeginn 2023 beteiligten sich 616 Unter-nehmen aller Branchen und Größenklassen mit mehr als 35.000 Beschäftigten. Die Befragung fand im Zeitraum 12. Dezember 2022 bis 15. Januar 2023 statt. Eine ausführliche Ergebnisübersicht finden Sie unter www.leipzig.ihk.de/konjunktur.
Aufruf zur Beteiligung an Konjunkturumfrage im Frühjahr 2023
Bis zum 23. April 2023 führt die IHK zu Leipzig die Konjunkturumfrage im Frühjahr 2023 durch. Neben Fragen zur konjunkturellen Situation bitten wir um Ihre Einschätzungen zu den Themen Finanzsituation und Energieversorgung.
*Saldo-Angaben ergeben sich aus der Differenz der Anteile der „gut“/“schlecht“-, „besser“/schlechter“- bzw. „steigen“/“fallen“-Antworten.