Kommunikation auf Augenhöhe
12. August 2024Die Arbeit der IHK zu Leipzig wird durch unterschiedlichste Ausschüsse unterstützt. Hier engagieren sich ehrenamtlich Menschen, denen die Zukunftsfähigkeit der regionalen Wirtschaft am Herzen liegt. In unregelmäßigen Abständen stellen wir diese Ehrenamtler vor. Heute: Frank-Thomas Suppee, Ausschussvorsitzender des Berufsbildungsausschusses der IHK zu Leipzig. Hauptberuflich arbeitet er für den Mitteldeutschen Rundfunk als Leiter des MDR BildungsCentrums. Im Gespräch verrät er mehr über die Ausschussarbeit.
WIRTSCHAFT ONLINE: Seit wann sind Sie im Ausschuss, seit wann Ausschussvorsitzender und wen vertreten Sie?
Frank-Thomas-Suppee: Seit Herbst 2011 vertrete ich den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) im Berufsbildungsausschuss (BBA) der IHK zu Leipzig. Für mich als Leiter MDR BildungsCentrum lag das auf der Hand, da meine Abteilung die Themen Berufsausbildung, Volontariate, Fort- und Weiterbildung sowie Führungsentwicklung für unser Haus bündelt. Zum Ausschussvorsitzenden wurde ich auf Vorschlag der Arbeitgeberbank zum ersten Mal am 14. September 2020 gewählt, zuvor war ich circa ein Jahr stellvertretender Vorsitzender. Seit dem Beginn der 9. Amtsperiode im September 2023 bekleide ich erneut das Amt des Ausschussvorsitzenden.
WIRTSCHAFT ONLINE: Was ist der Hauptzweck Ihres Ausschusses – und was unterscheidet ihn von anderen?
Frank-Thomas Suppee: Der BBA ist, fundiert durch die §§ 77 bis 80 Berufsbildungsgesetz (BBiG), zentrales Beratungs- und Beschlussgremium der IHK für Fragen der beruflichen Bildung, insbesondere der Berufsausbildung in den kaufmännischen und gewerblich-technischen Berufen. Er hat innerhalb der ehrenamtlichen IHK-Gremien eine Sonderstellung, weil er, anders als die anderen Fachausschüssen, rechtsetzende Kraft hat; dies bedeutet: Rechtsvorschriften für das IHK-Prüfungswesen beschließen kann. Daneben wirkt der BBA auf die stetige Entwicklung der Qualität der beruflichen Bildung hin.
WIRTSCHAFT ONLINE: Wie viele Mitglieder hat der Ausschuss und wie setzt er sich zusammen? Und wie oft treffen Sie sich miteinander?
Frank-Thomas Suppee: Der Ausschuss setzt sich aus sechs Arbeitnehmer- und sechs Arbeitgebervertreterinnen und -vertretern und jeweils sechs stellvertretenden Mitgliedern zusammen. Diese verteilen sich zu gleichen Teilen auf die Arbeitnehmer- und die Arbeitgeberbank. Als Vorsitzender moderiere ich den Austausch zwischen diesen beiden Bänken sowie – was diesen Ausschuss stärkt – mit den Leiterinnen und Leitern von zwölf Berufsschulzentren im Kammerbezirk, die eine dritte „Bank“ mit vorwiegend beratenden Aufgaben repräsentieren. Der BBA trifft sich turnusmäßig viermal im Jahr, die Bänke beraten sich auch darüber hinaus. Der Ausschussvorsitz tauscht sich regelmäßig mit der Geschäftsführung der IHK aus.
IRTSCHAFT ONLINE: Welche Ergebnisse zeichnen Ihre Arbeit und die des BBA beispielsweise aus?
Frank-Thomas Suppee: Kommunikation auf Augenhöhe. Klingt simpel, ist aber die Voraussetzung für jede nachhaltige Initiative. Wir pflegen einen sehr zugewandten, vertrauensvollen und wertschätzenden Austausch mit allen Akteurinnen und Akteuren – zwischen den Bänken, mit den Berufsschulen, mit der IHK, aber auch mit der Handwerkskammer und über Kammergrenzen hinaus. Ob Baubranche, Bahn, Finanzwirtschaft, Industrie, Handel und Medien – wir verbinden unterschiedliche Expertise und Perspektiven. Das ist sehr bereichernd und gewährleistet den Blick über den Tellerrand. So hat der BBA Verordnungen verabschiedet, die auch bundesweit relevant sind, wie kürzlich die Besondere Rechtsvorschrift „Geprüfte/-r Fachfrau/-mann für Bildmischung und Bildregie“. Wir haben wichtige Impulse gegeben, um die ehrenamtlich für die IHK tätigen Prüferinnen und Prüfer zu stärken und ausreichend Prüfernachwuchs zu gewinnen. Wir haben Stellung bezogen, unter anderem zur sächsischen Berufsschulnetzplanung und uns für eine bessere digitale Ausstattung von Berufsschulen eingesetzt. Seit 2022 stehen wir gemeinsam mit den BBAs der anderen sächsischen IHKs und Handwerkskammern in einem fortgesetzten Austausch mit dem Abteilungsleiter Grundsatz/ Berufsbildende Schulen des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus. Der BBA stellt sich grundsätzlichen Themen wie der Qualität von Ausbildung und Berufsorientierung, regt Veränderungen an, die dank der Unterstützung der IHK auch Rückhalt finden. Erst kürzlich haben wir die Aus- und Weiterbildungsberaterinnen und -berater der IHK zu Leipzig eingeladen und wertvolle Hinweise erhalten, wie wir deren Engagement für die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Berufsausbildung in den ca. 1.500 aktiven Ausbildungsbetrieben der Region Leipzig unterstützen können. Der BBA wendet sich den Problemen der Auszubildenden zu, die angesichts steigender Mietpreise an ihrem Ausbildungsort nach bezahlbarem Wohnraum suchen. Dass das Förderprogramm „Junges Wohnen“ in Sachsen und speziell in Leipzig einen starken Fokus auf Azubis hat, geht auch auf das Engagement beider Bänke unseres BBA zurück. Schließlich gehört es zu seinen Stärken, gemeinsam Schwerpunkte zu setzen und sach- sowie zielorientiert zusammenzuarbeiten. Harmonie statt Kontroverse? Nein, beides findet hier Raum. Wir leben eine offene Gesprächskultur, für die ich als Vorsitzender stehe. Sie zeigt sich auch in unserer neuen Sitzordnung – auf Augenhöhe reden, nicht über Köpfe hinweg.
WIRTSCHAFT ONLINE: Welche sind Ihre nächsten Ziele mit dem Ausschuss?
Frank-Thomas Suppee: Wir setzen auf Kontinuität: Qualitätssicherung und -verbesserung in der Berufsorientierung und -beratung, in der berufsschulischen und betrieblichen Ausbildung sowie die kompetente Begleitung des Förderprogramms „Junges Wohnen“. Die Möglichkeiten eines BBA sind begrenzt. Aber wir können Impulse geben und den Dialog pflegen, auch mit Partnern wie der HWK, die vor denselben Herausforderungen stehen. Da freue ich mich schon auf unsere gemeinsame Klausur im September. Danach übergebe ich den Vorsitz turnusmäßig an die Vertreterin der Arbeitnehmerbank, Manuela Grimm, um mit ihr weiter an einem Strang zu ziehen.
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