WIRTSCHAFT ONLINE im Gespräch mit Rüdiger Krause
12. September 2024Unsere Reihe WIRTSCHAFT TRIFFT KULTUR feiert am 26. September 2024 in der Alten Börse zu Leipzig eine echte Größe des Jazz mit seiner Leipziger Band. Rüdiger Krause, der in der Band von Manfred Krug spielte, mit Uschi Brüning und Barbara Thalheim musizierte und derzeit und seit vielen Jahren bei Günther Fischer seinen Instrumenten bleibende musikalische Momente entlockt, hat schon vor Dekaden bei „der jüngsten Jazzband der DDR: Jazzy“ mitgespielt. Sein Portfolio ist vielschichtig und beeindruckend.
Vor dem Konzert wird Moritz John, Abteilungsleiter Wirtschafts- und Bildungspolitik der IHK zu Leipzig, während des traditionellen WTK-Talks zu brennenden Wirtschaftsthemen befragt.
Der Eintritt der Veranstaltung ist frei!
Wir sprachen im Vorfeld von WIRTSCHAFT TRIFFT KULTUR mit Rüdiger Krause.
WIRTSCHAFT ONLINE: Wie kam es zur Gitarre? Und dann zum Jazz? Und zu der Band Jazzy?
Rüdiger Krause: Meine Eltern haben mich immer mit gemeinsam gesungenen Liedern ins Bett gebracht und mein Vater spielte dazu Gitarre. Früher oder später musste ich da unbedingt ran. Als 1980 John Lennon ermordet wurde, hörte die ganze Welt die Beatles. Das war vielleicht mein Startschuss. Oh nein, das ist ein geschmackloses Wort in Anbetracht von John Lennons Schicksal. Aber gerade er war zu derart schwarzem Humor fähig.
Ich liebte die Musik der DDR-Bluesgitarristen Stefan Diestelmann und Jürgen Kerth, auch weil da so viel improvisiert wurde. Pat Metheny im NDR-Radio brachte mich dann zum Jazz. So erfrischende Musik. Und was für ein Gitarrist!
WIRTSCHAFT ONLINE: Am 26. September 2024 haben Sie Ihre Freunde dabei. Wer spielt denn mit Ihnen gemeinsam?
Rüdiger Krause: Ein ganz großartiges Team: Jörg Leistner am Piano, Daniel Werbach am Bass und Schlagzeuger Gaga Ehlert. Jeder einzelne ist eine große Nummer in der Leipziger Szene und seit der ersten Probe klingen wir unfassbar gut zusammen. Eine richtige Band!
WIRTSCHAFT ONLINE: Und worauf können wir uns freuen? Es gibt ja im Jazz eine faszinierende Bandbreite an Möglichkeiten …
Rüdiger Krause: Ich bezeichne mich gerne als melodiebesessen. Deshalb komponiere ich sehr eingängige Themen. In den Solopassagen meiner Kollegen und mir geht es sehr energetisch zu und manchmal rockt es auch. Das jahrelange intensive Hören von Esbjörn Svensson hat ebenso seine Spuren hinterlassen wie meine tiefe Verehrung für Carla Bley.
WIRTSCHAFT ONLINE: Sie tourten in den Bands von Manfred Krug und Uschi Brüning, sind seit über zwanzig Jahren auch Teil der Band von Günther Fischer, arrangierten Musik mit Barbara Thalheim, komponierten Bühnenmusik für die ganz großen Häuser des Landes. Und dies ist nur ein klitzekleiner Ausschnitt Ihrer Kooperationen. Wie stark beeinflussen einen Künstler wie Sie Menschen wie beispielsweise Günther Fischer? Wie bleibt der eigene Stil erhalten?
Rüdiger Krause: Der eigene Stil, wenn man denn einen hat, ist wie eine Handschrift. Mal schreibt man etwas schnörkeliger und ein andermal schmiert man wild dahin. Aber es bleibt immer der eigene Stil. Es ist sicher kein Zufall, dass ich seit über 20 Jahren ausgerechnet bei Günter Fischer spiele, der mit seinen cineastischen Melodiebögen und den unsterblichen Manfred-Krug-Songs so viele Ohrwürmer geschaffen hat. Da darf ruhig etwas abfärben.
WIRTSCHAFT ONLINE: Sie sind auch als Dozent tätig: wo denn und für wen?
Rüdiger Krause: Ich arbeite am Konservatorium Halle und habe auch noch eine Handvoll Schülerinnen und Schüler in Berlin-Charlottenburg, wo ich lange gelebt habe. Außerdem gebe ich Workshops, wie jedes Jahr meinen Filmmusikkurs im Jugendfilmcamp Arendsee in Sachsen-Anhalt.
WIRTSCHAFT ONLINE: In diesem Jahr erschien endlich wieder ein Album von Ihnen – Parallel Real. Diese parallelen Realitäten – können Sie uns dazu etwas erzählen? Wo sind diese zu finden, wenn es in unserer Realität mal wieder unaushaltbar ist?
Rüdiger Krause: Ja, tatsächlich hat es etwas damit zu tun. Woran erinnern wir uns manchmal, wenn wir an ein bestimmtes Jahr denken? Das große politische Ereignis oder den Popsong? Beides prägt uns. Der Gedanke, dass jeder von uns nur einen Ausschnitt der Realität erlebt und parallel dazu Dinge geschehen, die sich unserer Wahrnehmung entziehen und die ebenso wichtig sind, kann vielleicht helfen, weniger egozentrisch zu denken. Zudem bin ich ein großer Fan von Science-Fiction-Geschichten mit alternativen Zeitlinien. Marty McFlys Gitarrensolo bei „Zurück in die Zukunft“ natürlich ausdrücklich miteingeschlossen.
WIRTSCHAFT ONLINE: Künstler müssen auch betriebswirtschaftlich denken, da schlagen geopolitische Krisen wie Corona auch zutiefst ins Kontor. Was ist Ihre ganz persönliche Geschichte zur Pandemie? Wie sind Sie, menschlich, künstlerisch und wirtschaftlich, damit umgegangen?
Rüdiger Krause: Meine Eltern haben beide im Gesundheitswesen gearbeitet. Für mich stand es immer außer Frage, dass die vorhandenen Maßnahmen nötig waren, zumindest aus der Perspektive des Zeitpunktes heraus. Ich habe in der Zeit nicht aufgehört, Musik zu machen und die Kombination aus Online-Unterricht und Förderprogrammen hat mich finanziell gut über Wasser gehalten.
WIRTSCHAFT ONLINE: Gibt es Unterschiede zwischen Electric Krause (dem Namen, unter dem Sie sehr erfolgreich schon lange firmierten) und Rüdiger Krause? Wenn ja, welche?
Rüdiger Krause: Ich finde, dass Electric Krause einfach der coolste Bandname ist, der mir jemals eingefallen ist. Lange war es auch eine Art Künstlername für mich. Wenn mich heute noch jemand mit Electric Krause anspricht, finde ich das sehr schön. Aber ich nehme auch gerne den Namen, den mir meine Eltern gegeben haben, mit auf die Bühne.
WIRTSCHAFT ONLINE: Danke, Rüdiger Krause, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben. Und danke, dass Sie bei WIRTSCHAFT TRIFFT KULTUR mit uns gemeinsam dem Miteinander huldigen.