
„Etwas machen, das wirklich hilft!“
27. Juli 2022Schülerwettbewerb „Beste Neunte“ der IHK zu Leipzig
Wenn über „… die heutige Jugend“ abschätzig berichtet wird, wird meist völlig verkannt, dass es äußerst unterschiedliche Jugenden gibt – so wie es schon immer war.
Es gibt junge und alte, kleine und große, dicke und dünne, emphatische und unemphatische, schnelle und langsame und eben auch hilfsbereite und stoffelige Menschen. Genau wie es schöne, nicht so schöne und richtig miese Tage gibt.
Das IHK zu Leipzig-Projekt „Beste Neunte“ zeigt nun schon seit dem Schuljahr 2014/2015 auf, dass Neuntklässlerinnen und Neuntklässler ebenso hilfsbereite Menschen sein können wie ältere, engagierte Andere.
Im Projekt sollen Neunte Klassen ihren Notendurchschnitt (Halbjahreszeugnis neunte Klasse gegenüber Abschlusszeugnis achte Klasse) heben und sich für ein soziales, kulturelles oder ökologisches Projekt stark machen. Die Umsetzung dieser Aufgabenstellung ist den jeweiligen Neunten Klassen und ihrer Kreativität überlassen.
Den 2021/22er Jahrgang des Wettbewerbs „Beste Neunte“ gewann in der Kategorie Oberschule die Klasse 9/2 der Carl-Friedrich-Goerdeler Oberschule zu Leipzig.
Getreu dem Bonmot von Dante Alighieri (La Divina Commedia): „Wer eine Not erblickt und wartet, bis er um Hilfe gebeten wird, ist ebenso schlecht, als ob er sie verweigert hätte.“ unterstützten die Schülerinnen und Schüler in ihren Osterferien 2022 den Leipziger Tafel e. V. mit abwechselnd vier Teams (a vier Schülerinnen und Schülern), die jeweils von 9:00 Uhr bis 15:00 Uhr halfen.
Erster Gedanke, neue Ideen
Connor Orlowski, einer der beiden Klassensprecher, erzählt WIRTSCHAFT ONLINE: „Unser erster Gedanke war, älteren oder beeinträchtigten Menschen zu helfen. Wir wählten für uns das Motto: „Dem Nächsten ein Lächeln ins Gesicht zaubern“ und bekamen über einen Vater Kontakt zum Martinstift in der Arndtstraße. Um uns vorzustellen, schrieben wir Briefe an die Menschen im Stift. Dabei musste es jedoch bleiben, da Corona uns ausbremste und den engeren Kontakt unterband.“
Also brauchte es eine neue Idee. Hier half Frau Knoblauch, die stellvertretende Schulleiterin der Carl-Friedrich-Goerdeler-Oberschule, die Kontakte zur Leipziger Tafel herstellen konnte.
Hier werden aktuell monatlich 18.500 Kundinnen und Kunden versorgt. Das Team der Leipziger Tafel besteht aus 112 größtenteils ehrenamtlichen Mitarbeitenden, was natürlich für diese enorme Anzahl an hilfsbedürftigen Menschen viel zu wenig ist.
Hier eröffnete sich ein riesiges Feld, um sich als Neunte Klasse gemeinsam stark zu machen.
„Unsere Aufgaben bei der Tafel waren, beim Sortieren und bei der Essensausgabe zu helfen.“, erzählt Connor Orlowski und Frau Knoblauch fügt an: „Wir hatten schon in den Jahren davor am Wettbewerb „Beste Neunte“ teilgenommen und in diesem Zusammenhang auch bei Tafel e. V. geholfen. In der Öffentlichkeit wird ja auch immer wieder gesagt, dass dort Hilfe gebraucht wird. Und sie wird ja auch gebraucht. Wir haben gesehen wie dringend unsere Hilfe nötig war, daraus entstand auch der Gedanke, jetzt dauerhafter zu unterstützen. Es gab auch eine Rückmeldung, ein Lob für unsere Schülerinnen und Schüler, dafür wie diszipliniert sie waren, wie pünktlich aber auch für die zugewandte Art der Kommunikation.“

Preisverleihung auf der Scheibenholz-Rennbahn in Leipzig, gemeinsam mit Jeanette Baudach, Vizepräsidentin der IHK zu Leipzig (hinten rechts), Dr. Gert Ziener, Geschäftsführer für Grundsatzfragen der IHK zu Leipzig (1. von links) und Jörg Heynold, Standortleiter des Landesamtes für Schule und Bildung in Leipzig (2. von links) (© Anja Jungnickel für IHK zu Leipzig)
Weiter unterstützen
Marlene Mende, gemeinsam mit Connor Orlowski Klassensprecherin der 9/2, erzählt: „Wir waren ja nicht die Einzigen, die sich dort nützlich gemacht haben. Es waren auch Menschen aus der Ukraine dort. Und es hat sich wirklich gut angefühlt, dort zu helfen und mit anzupacken, weil man mittendrin war und gemerkt hat, dass man etwas macht, was wirklich hilft.“
Die Klassenleiterin Frau Schuldt verweist noch darauf, dass die 9/2 nach ihrem Tafeleinsatz einen Kuchen-, Sandwich- und Getränkebasar in der Schule organisierte. „… um die Tafel weiter unterstützen zu können. Was ja auch bezahlt werden muss, ist das Benzingeld für die Autos der Tafel. Die Schülerinnen und Schüler haben im Einsatz ganz konkret gemerkt, wo es fehlt und wie viel fehlt. So ein Engagement erdet einfach. Es gab auch Schüler, die hinterher erzählten, dass es ab und zu ein beklemmendes Gefühl war, wenn man zum Beispiel sagen musste, dass keine neuen Tafelpässe mehr ausgegeben werden. Wir können nicht noch mehr Leute aufnehmen. Das hat die Schülerinnen und Schüler nachhaltig beeinflusst.“
Eine Schulfamilie
Die Carl-Friedrich-Goerdeler-Oberschule ist eine private Oberschule mit Schulgeld in der Höhe des Kindergeldes, welche dadurch auch sicherstellt, dass zum Beispiel auch Kinder aus kinderreichen Familien hier lernen können. Da tut es natürlich auch der „Besten Neunten“ gut, dass das Preisgeld von 1.200,00 Euro aus dem Wettbewerb der IHK zu Leipzig in die Klassenfahrt-Kasse einfließen kann und die Kinder oder besser die Eltern der Kinder dadurch für die Reise etwas weniger bezahlen müssen.
Frau Knoblauch fügt schlussendlich an: „Wir sind eine richtige Schulfamilie. Die Klassensprecher haben sich nach ihrem Engagement für die Tafel alle zusammengesetzt und beschlossen, dass sie in den verschiedenen Klassen jetzt durchorganisieren, die Tafel regelmäßiger zu unterstützen. Natürlich auch, weil wir von der Tafel rückgemeldet bekamen, dass sie gerne weiter mit unserer Schule zusammenarbeiten möchten.“
Die „Beste Neunte“-Ausschreibung der IHK zu Leipzig versteht sich als Wettbewerb, der jungen Menschen neue Erfahrungswelten öffnet und sie auf die wandelbaren Gegebenheiten einer dynamischen Gesellschaft vorbereiten will.
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