Friedericke Kirsten | Ernährungswandel
Interview mit Friedericke Kirsten

Ernährungswandel

10. April 2025

Die jüngste Debatte zum Thema „Hoher Krankenstand in Deutschland“ und „Einführung eines Karenztages auf Kosten der Arbeitnehmer“ klingt sicher noch so manchem in den Ohren. Wie auch immer dieser Vorstoß im Einzelnen bewertet wird: Es ist eine wissenschaftlich bewiesene Tatsache, dass schlechte und unausgewogene Ernährung einen negativen Einfluss auf unsere Gesundheit hat – und somit auf unsere Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit im Berufsleben. Doch diese Erkenntnis wirft weitere Fragen auf: wie kann ich mich gesund ernähren, wenn mir die Zeit fehlt, mich zu informieren, entsprechend einzukaufen und zu kochen? Oder, aus Unternehmersicht: wie investiere ich nachhaltig in die Gesundheit meiner Angestellten? Zu diesen Themen unterhielt sich WIRTSCHAFT ONLINE mit der Gesundheitsmanagerin Friedericke Kirsten. Das Interview haben wir schriftlich geführt.

WIRTSCHAFT ONLINE: Guten Tag, Frau Kirsten.  Auf Ihrer Webseite findet sich ja ein ziemlich großes Portfolio an Beratungsleistungen, Kursen und vielem mehr. Wo genau setzen Sie mit Ihren Leistungen an – und was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Punkte, die es im Zusammenspiel von Arbeitsalltag und Ernährung zu beachten gilt?

Friedericke Kirsten: Stellen Sie sich einen typischen Arbeitstag vor: Sie stehen morgens auf, werfen einen schnellen Blick aufs Handy, und schon steigt der Puls – die ersten Nachrichten und Aufgaben warten bereits. Ein Kaffee im Vorbeigehen, ein schneller Snack oder gar kein Frühstück. Bereits jetzt ist der Stresspegel leicht erhöht. Kaum im Büro angekommen, reihen sich Meetings an Meetings, E-Mails füllen das Postfach, und die Zeit scheint Ihnen davonzulaufen. Mittags bleibt gerade noch Zeit für ein belegtes Brötchen oder einen schnellen Gang zum nächsten Imbiss. Der Griff zu Fast Food, Nudeln oder Snacks ist oft leichter, als in Ruhe eine gesunde Mahlzeit zu genießen. Nach einem hektischen Arbeitstag ist der Akku leer – wer will da noch kochen? Die Folge: schnelle Fertiggerichte oder ein erneuter Griff zu zucker- und fettreichen Snacks.

Klingt das vertraut? Wir unterstützen dabei, praktikable Strategien zu entwickeln, wie gesunde Ernährung naht- und mühelos in den Arbeitsalltag integriert werden kann.

Denn zwischen Arbeitsstress und Ernährungsgewohnheiten gibt es entscheidende Wechselwirkungen, die unsere Gesundheit maßgeblich beeinflussen. Eine Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung betont, dass das Timing und die Zusammensetzung von Mahlzeiten einen signifikanten Einfluss auf den Stoffwechsel und die allgemeine Gesundheit haben. Unternehmen, die diese Erkenntnisse berücksichtigen, können mittel- und langfristig von einer gesünderen und produktiveren Belegschaft profitieren.

WIRTSCHAFT ONLINE: Sie sprechen mit Ihrem Weiterbildungsprogramm explizit Unternehmen an. Welchen Ansatz verfolgen Sie? Wie läuft das Programm ab?

Friedericke Kirsten: Eines der Ziele dieses Weiterbildungsprogramms ist es, Ernährungsexpertinnen so auszubilden, dass sie anschließend professionelle Maßnahmen im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements kompetent planen, gestalten und erfolgreich umsetzen können und somit einen direkten Mehrwert für Arbeitgeber und Mitarbeitende schaffen.

Das Weiterbildungsprogramm selbst spricht gezielt Frauen an, die bereits in der Ernährungs- und Gesundheitsbranche tätig sind oder in diesem Bereich Fuß fassen möchten – darunter Ernährungsberaterinnen, Ökotrophologinnen, Diätassistentinnen und Ernährungswissenschaftlerinnen aus dem Raum Leipzig und Sachsen.

Im Mittelpunkt steht dabei die Kombination aus fachlicher Expertise und praxisnahen Kompetenzen: Neben vertiefenden Inhalten zu Ernährung, Nachhaltigkeit und Gesundheitsförderung erhalten die Teilnehmerinnen wichtige Schlüsselqualifikationen wie professionelle Gesprächsführung, digitale Methodenkompetenz sowie grundlegende Marketing- und Vertriebsstrategien.

Das Programm ist modular aufgebaut und besteht aus mehreren Elementen:

  • Fachliche Weiterbildung und Methodenkompetenz
  • Digitale Tools für eine zeitgemäße Ernährungsberatung, einschließlich Schulung in fachspezifischer Anwendung von künstlicher Intelligenz
  • Marketing- und Vertriebsstrategien zur erfolgreichen Positionierung
  • Praxisworkshops mit Fallbeispielen aus Unternehmen
  • Aufbau beruflicher Kontakte und Kooperationsmöglichkeiten durch Netzwerkbildung

Zusätzlich besteht die Möglichkeit einer individuellen Betreuung durch erfahrene Coaches. Die Weiterbildung ist von E-Zert zertifiziert, sodass die Teilnehmerinnen Punkte erhalten, welche als Qualitätsnachweis gegenüber Krankenkassen benötigt werden.

WIRTSCHAFT ONLINE: Inwiefern können die erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse positiv auf die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen einwirken?

Friedericke Kirsten: Die Absolventinnen der Ernährungswandel-Weiterbildung unterstützen Unternehmen darin, betriebliche Gesundheitsförderung wirksam und kosteneffizient umzusetzen – mit klarem wirtschaftlichem Nutzen.

  • Weniger Fehlzeiten, höhere Produktivität: Gesündere Ernährung bedeutet leistungsfähigere, motiviertere Mitarbeitende – für mehr Effizienz und geringeren Krankenstand.
  • Kosteneinsparung durch clevere Verpflegung: Maßgeschneiderte Ernährungskonzepte sparen Kosten und schaffen ein attraktives, produktives Arbeitsumfeld.
  • Gesundheit zahlt sich wirtschaftlich aus: Mit gezielter Prävention und bewusster Ernährung verringern Unternehmen langfristig Gesundheitskosten und sichern nachhaltig ihre Wirtschaftlichkeit.
  • Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil: Nachhaltige Ernährungs- und Verpflegungskonzepte stärken die Positionierung gegenüber Kunden und Geschäftspartnern, die zunehmend Wert auf Verantwortung und Zukunftsfähigkeit legen.

WIRTSCHAFT ONLINE: Apropos Wirtschaftlichkeit: Entstehen den Unternehmen oder den Teilnehmenden irgendwelche Kosten?

Friedericke Kirsten: Nein, die Teilnahme an der Ernährungswandel-Weiterbildung ist für die Teilnehmerinnen vollständig kostenfrei.

Das Programm wird im Rahmen der Förderung von Kompetenzen, Vernetzung und Selbstorganisation durch die Sächsische Aufbaubank unterstützt. Es ist Teil des Förderprogramms „Gleichstellung im Erwerbsleben“ und wird finanziert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) sowie durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.

Unternehmen entstehen zwar Kosten für die Implementierung von Maßnahmen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM), etwa für Beratungen, Workshops oder Coachings. Doch diese Investitionen zahlen sich bereits kurz- und mittelfristig aus: Durch die professionelle Begleitung von qualifizierten Ernährungsexpertinnen können Gesundheitsrisiken der Mitarbeitenden gezielt reduziert, Fehlzeiten gesenkt und Produktivität sowie Mitarbeiterzufriedenheit nachhaltig gesteigert werden.

WIRTSCHAFT ONLINE: Dann gibt es abschließend ja nur noch eins zu klären: Wann und wo beginnt das Weiterbildungsprogramm, wie können sich Interessierte anmelden – und sind weitere Termine in Planung, falls es zum Kick-Off nicht klappt?

Friedericke Kirsten: Das Weiterbildungsprogramm startet dieses Jahr mit drei Kursdurchgängen:

  • 28. März 2025 (ausgebucht)
  • 02. Juni 2025 (wenige Plätze verfügbar)
  • 08. September 2025 (Plätze verfügbar)

Das Programm wird im Hybrid-Format durchgeführt: 70 % online, sodass die Teilnahme ortsunabhängig möglich ist, und 30 % finden als Präsenzveranstaltungen in Leipzig statt. Über ewandel.de/weiterbildung können sich Interessentinnen anmelden. Unternehmen können Möglichkeiten der betrieblichen Gesundheitsförderung in einer kostenfreien Beratung hier beantragen: ewandel.de/bgm

 

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