
DIE FAMILIENUNTERNEHMER Landesbereich Sachsen: Vernetzung!
16. April 2025Wirtschaftliche Stärke braucht gut funktionierende Netzwerke. Deshalb stellen wir in loser Folge Organisationen und Strukturen vor, in denen sich Wirtschaftstreibende zusammenschließen. Wir sprechen mit Christian Haase, dem Landesvorsitzenden von DIE FAMILIENUNTERNEHMER.
WIRTSCHAFT ONLINE: Guten Tag, Christian Haase. Sie sind der Landesvorsitzende von DIE FAMILIENUNTERNEHMER Landesbereich Sachsen. Seit wann sind Sie in dieser Position und was machen Sie ganz konkret?
Christian Haase: Ich mache das seit 2014 und vertrete die Positionen der Familienunternehmer einerseits gegenüber der Politik im Freistaat im Rahmen von politischen Veranstaltungen, wie unserem jährlichen Parlamentarischen Abend in Dresden oder auch anderen Formaten mit Parlamentariern oder Mitgliedern der Staatsregierung.
Weiterhin koordiniere ich das Verbandsleben, die Vernetzung von Familienunternehmern untereinander und vertrete unser Bundesland im Verband auf Bundesebene.
WIRTSCHAFT ONLINE: Können Sie uns bitte etwas zur Geschichte von DIE FAMILIENUNTERNEHMER und hier konkret auch gern des darin organisierten Landesbereichs Sachsen erzählen?
Christian Haase: Der Verband wurde 1949 als Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer in Wiesbaden gegründet. Werte waren und sind seither Freiheit, Demokratie und Marktwirtschaft. Der Verband witzelt immer gerne, dass nur Menschen Mitglied im Verband werden können, die voll konkursfähig sind, aber natürlich geht es im Ernst um wirtschaftliche Verantwortung gegenüber unseren Familien, unseren Mitarbeitenden und unserem Land. Im Freistaat Sachsen wurde der Verband dann nach der Wiedervereinigung aktiv, anfangs etwas zögerlich, da es natürlich vergleichsweise wenige familiengeführte Unternehmen gab, die ihren Sitz auch in Sachsen hatten. In den letzten 35 Jahren hat sich der Freistaat Sachsen wirtschaftlich auch aufgrund vieler Neugründungen, Start-ups oder auch Management Buy-Outs von hier ansässigen Unternehmern sehr gut entwickelt.
WIRTSCHAFT ONLINE: Wer kann Mitglied im hiesigen Verband werden? Und wie viele Unternehmen aus welchen Branchen sind bei Ihnen organisiert?
Christian Haase: Jeder Unternehmer, der mindestens zehn Mitarbeiter hat und eine Million Umsatz macht und mit mindestens 25 Prozent an dem Unternehmen beteiligt ist. Aktuell sind etwa 150 Unternehmer bei uns in Sachsen im Verband organisiert.
WIRTSCHAFT ONLINE: Jede Organisation ist nur so stark wie das Netzwerk, in dem sie eingebunden ist. Mit wem arbeiten Sie an welchen Zielen zusammen?
Christian Haase: Das Netzwerk mit anderen Verbänden wird auf Bundesebene organisiert. In Berlin ist unser Verband einer der großen Wirtschaftsverbände und je nach Themenbereich gibt es vielfältige Überschneidungen mit anderen Wirtschaftsverbänden, so beispielsweise wenn es um die Themen Steuerpolitik, Integration von ausländischen Fachkräften, einer Kultur der Vielfalt und Weltoffenheit oder auch um konkrete Themen wie der Verhinderung einer Vermögenssteuer geht, die für viele Familienunternehmen eine echte Belastung der Wettbewerbsfähigkeit mit sich bringen würde.
WIRTSCHAFT ONLINE: Sie bieten auch Veranstaltungen an. Was für Veranstaltungen sind dies denn?
Christian Haase: Neben politischen Veranstaltungen wie dem parlamentarischen Abend gibt es in Kooperation mit den Landesverbänden Thüringen und Sachsen-Anhalt jährlich einen Neujahrsempfang in Leipzig mit der Prämierung eines mitteldeutschen Familienunternehmers des Jahres, aber daneben natürlich viele kleinere regionale Veranstaltungen wie Betriebsbesichtigungen, Kamingesprächen oder einfach ein gemeinsamer Besuch des Leipziger Weihnachtsmarktes.
WIRTSCHAFT ONLINE: Welche Hemmnisse hat die regionale Wirtschaft aus Sicht Ihres Landesbereiches derzeit zu bewältigen?
Christian Haase: Die Hemmnisse sind auf Landesebene nicht viel anders als auf Bundesebene. Viel zu viel Bürokratie, ob vom Land, vom Bund oder auch von der EU, inzwischen auch in Sachsen ein eklatanter Fachkräftemangel und eine sehr hohe Steuerlast und die Ungleichbehandlung gegenüber großen Konzernen wie Apple oder Amazon, die durch geschickte Steuerpolitik wesentlich weniger belastet werden. In Sachsen speziell macht uns aber die schlechte Außenwirkung der sehr starken AfD und der damit verbundenen unglücklichen Situation einer Minderheitsregierung Sorge. Einerseits, weil viele ausländische Fachkräfte dann lieber einen Job in München annehmen, anderseits, weil vielleicht zukünftig weniger hier im Freistaat angesichts der schwierigen politischen Situation investiert wird.
WIRTSCHAFT ONLINE: Wie können diese Hemmnisse beseitigt werden?
Christian Haase: Das sind ganz dicke Bretter, an denen schon unser Bundesverband nur ein wenig bohren kann. Grundsätzlich werden unsere Positionen in der Staatsregierung meist verstanden und es ist für uns wichtig, dass dies so bleibt. Manchmal können es ja auch kleinere Änderungen sein, die eine große Erleichterung bringen, und für so etwas haben wir dann meist ein offenes Ohr.
WIRTSCHAFT ONLINE: Gerade die Unterschiedlichkeit der Region prägt das hiesige Wirtschaftsgeschehen, das Wirtschaftsleben in der Stadt Leipzig und den Landkreisen weicht teilweise elementar voneinander ab. Worauf muss gerade in dieser Sicht bei Entscheidungen besonders geachtet werden?
Christian Haase: Es fängt natürlich bei dem Hebesatz für die Gewerbesteuer an. Wenn im Umland deutlich geringere Sätze veranlagt werden als in der Stadt, so schadet das der Stadt, aber auch der Region. Aber natürlich gilt es auch für den gemeinsamen Ausbau der Infrastruktur, Bildungseinrichtungen oder Kultureinrichtungen.
Es heißt daher an einem Strang zu ziehen, davon profitieren am Ende alle. Eine starke Stadt Leipzig mit einem großen Kulturangebot und einer hohen Lebensqualität ist auch für ausländische Investoren, die vielleicht dann in Delitzsch oder Borna investieren, ein wichtiger Zuschlagsgrund.
WIRTSCHAFT ONLINE: In welche Segmente muss dringend von politischen Entscheidungstragenden investiert werden?
Christian Haase: In die Universität Leipzig, die HTWK Leipzig und alle anderen Bildungseinrichtungen. Das ist der wichtigste Rohstoff der Region. (schmunzelt)
WIRTSCHAFT ONLINE: Wie nimmt Ihre Organisation Einfluss?
Christian Haase: Wir bringen diese Themen bei den Entscheidungsträgern vor, aber wir handeln auch, indem wir uns an den Hochschulen als Privatpersonen oder als Unternehmen organisieren. Gleiches gilt im Kulturbereich. Zwar sind dies dann einzelne Mitglieder, aber wir informieren uns gegenseitig und stimmen uns in einigen Fällen dazu auch miteinander ab.
WIRTSCHAFT ONLINE: Danke, Herr Haase, für Ihre Zeit und Ihr Engagement.
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