Maggy Lederer von Siebtechnik GmBH steht draußen vor einem großen Gerät
Gespräch mit der Unternehmerin Maggy Lederer

Der Wunsch nach Unabhängigkeit und die Möglichkeit, meine eigenen Ideen und Visionen umzusetzen.

24. April 2025

Unternehmensnachfolge, gerade bei Familienunternehmen, ist ein schwieriges Thema. Wenn hier, in komplizierten Zeiten, die Tochter des Gründers, Maggy Lederer einspringt, kann man von Glück reden. Was sie jetzt aus „Lederer Siebtechnik“ machen möchte, erzählt sie im Gespräch. Dabei spricht sie über Nachhaltigkeit, Frauen in Führungspositionen und das Thema Recycling.

WIRTSCHAFT ONLINE: Guten Tag, Maggy Lederer. Sie sind derzeit die Vertriebsleiterin bei „Lederer Siebtechnik“ aus Großpösna. Mitte des Jahres werden Sie aber, wenn ich richtig informiert bin, die Geschäftsführung von Ihrem Vater übernehmen. Eine klassische Firmenübergabe innerhalb einer Familie. Wie bereiten Sie diese Unternehmensnachfolge derzeit vor?

Maggy Lederer: Es ist eine ganz andere Unternehmensnachfolge als man sie normalerweise kennt. Mein Vater erkrankte plötzlich an Burnout und Long Covid, was uns alle vor unvorhergesehene Herausforderungen stellte. In dieser schwierigen Zeit habe ich die Firma zusammen mit meinem damaligen Partner aufgebaut. Doch plötzlich hat mich mein Partner über Nacht im Regen stehen gelassen. Seitdem stehe ich allein da – mit einer Mitarbeiterin für Social Media und der Unterstützung meiner Mutter. Jeden Tag kämpfe ich hart, bin motiviert und versuche, alles zu meistern.

Trotz dieser Herausforderungen habe ich nie meinen Glauben an das Unternehmen verloren, auch wenn es nicht immer einfach ist. Es ist eine Zeit des Lernens und Wachstums, und ich bin stolz darauf, dass ich jeden Tag mit voller Energie und Hingabe weiterkämpfe.

WIRTSCHAFT ONLINE: Ich weiß, dass Sie schon sehr frühzeitig in die Selbstständigkeit gegangen sind. Was waren die Gründe, und welche Erkenntnisse haben Sie aus diesem frühen Engagement für Ihre jetzige Tätigkeit im Familienbetrieb gezogen?

Maggy Lederer: Ja, ich bin tatsächlich sehr früh in die Selbstständigkeit gegangen, was sicherlich ein wichtiger Teil meines beruflichen Werdegangs war. Der Hauptgrund für diesen Schritt war der Wunsch nach Unabhängigkeit und die Möglichkeit, meine eigenen Ideen und Visionen umzusetzen. Ich habe immer schon eine Leidenschaft für unternehmerisches Denken und die Herausforderung, Dinge selbst zu gestalten.

Durch dieses frühe Engagement habe ich unglaublich viel über die praktische Seite des Unternehmertums gelernt – vor allem, wie wichtig es ist, flexibel zu bleiben, auf Veränderungen schnell zu reagieren und Verantwortung zu übernehmen. Ich habe auch erkannt, wie wichtig eine klare Vision und eine starke Strategie sind, um langfristig erfolgreich zu sein. Diese Erfahrungen habe ich nun in meine Tätigkeit im Familienbetrieb eingebracht. Sie haben mir geholfen, mutige Entscheidungen zu treffen, auch wenn es schwierig wurde, und das Unternehmen mit einem frischen Blick und einer gewissen Risikobereitschaft zu führen.

Zudem habe ich gelernt, dass es wichtig ist, nicht nur auf die Zahlen zu schauen, sondern auch auf die Menschen im Unternehmen – auf die Mitarbeiter und die Unternehmenskultur. Das sind Dinge, die ich aus meiner frühen Selbstständigkeit mitgenommen habe und die mir auch heute helfen, im Familienbetrieb die richtige Balance zwischen Tradition und Innovation zu finden.

WIRTSCHAFT ONLINE: Lederer Siebtechnik vermietet und verkauft große Maschinen, die den Recyclingprozess optimieren und durch individuell angepasste Lösungen beispielsweise Entsorgungskosten senken. Können Sie uns dazu etwas mehr erzählen? Und wer sind Ihre Abnehmer?

Maggy Lederer: Unser Unternehmen spielt eine wichtige Rolle dabei, Recycling effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Unsere Kunden sind unglaublich vielfältig – von klassischen Gala-Bauern über Industriebetriebe bis hin zu innovativen Recyclingunternehmen. Wir haben beispielsweise einen PET-Flaschenrecycler im Portfolio, aber auch Lösungen für den Bausektor, den Garten- und Landschaftsbau und viele andere Branchen. Tatsächlich recyceln wir so gut wie alles – oft Dinge, von denen man gar nicht denken würde, dass sie wiederverwertbar sind. Zudem sind unsere Maschinen nicht nur für große Projekte geeignet. Mit unserem Schubkarrensieb bieten wir auch eine Lösung für kleinere Anwendungen, zum Beispiel für private Gärten, wo beispielsweise Erde oder Kompost direkt vor Ort gesiebt und aufbereitet werden können.

WIRTSCHAFT ONLINE: Recycling ist ein großes Thema im Transformationsprozess unseres Landes. Im Vorgespräch meinten Sie, dass es hier noch sehr viel Aufklärung bedarf. Nun haben Sie selbst auf Ihrer Homepage den Link zum „Siebkurier“. Worüber schreiben Sie im „Siebkurier“?

Maggy Lederer: Im Siebkurier findet man alles rund um das Thema Recycling – wie man es effizienter gestalten kann, welche neuen Innovationen und welche spannenden Entwicklungen es in der Branche gibt. Außerdem teilen wir dort News, wie Messen oder andere wichtige Events, die für unsere Kunden und Partner interessant sein könnten.

Aber der Siebkurier ist mehr als nur ein Blog – ich erzähle dort auch Geschichten aus meinem Alltag, Erlebnisse aus dem Unternehmerleben und Einblicke in die Herausforderungen, denen ich begegne. Und es geht noch weiter: Ich plane derzeit einen eigenen Podcast, in dem ich genau diese Themen aufgreifen und mit Experten sowie Praktikern aus der Branche diskutieren werde.

WIRTSCHAFT ONLINE: In der Diversitätsdebatte ist der Teilbereich „Frauen in Führungspositionen“ viel diskutiert. Haben Sie Erfahrungen gemacht, die Männer in Ihrer Position, damals als Selbstständige und heute als Vertriebsleiterin, perspektivisch als Geschäftsführerin, nicht machen mussten? Können Sie uns da Beispiele berichten?

Maggy Lederer: Definitiv. Als Frau in einer männerdominierten Branche muss man sich oft doppelt beweisen. Es wird viel genauer hingeschaut, Fehler werden weniger verziehen, und man muss sich Respekt oft härter erarbeiten. Oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Männer mir nicht zutrauen, dass ich Radlader fahre und selbst mit unseren Maschinen arbeite. Dabei liefere ich die Maschinen auch selbst aus – mit meinem Anhänger und unserem Ford Ranger, den ich fahren darf. Auf der Baustelle wird dann oft abgewartet, dass ich beim Rückwärtsfahren irgendwo anstoße. Aber dann fahre ich in die Einfahrt genau manchmal sogar besser als manch ein Mann rein und plötzlich sind alle begeistert. Diese Erfahrungen zeigen mir, dass es manchmal die praktische Leistung ist, die Vorurteile abbaut und Respekt verschafft.

WIRTSCHAFT ONLINE: Und wie geht es dann unter Ihrer Geschäftsführung mit Lederer Siebtechnik strategisch weiter? Und was macht Ihr Vater eigentlich dann weiter?

Maggy Lederer: Meine Vision für Lederer Siebtechnik ist klar: Wir werden weiterwachsen, uns technologisch weiterentwickeln und unser Portfolio in Richtung noch nachhaltigerer Lösungen ausbauen. Digitalisierung und Automatisierung werden dabei eine große Rolle spielen. Gleichzeitig möchte ich unser Team weiter ausbauen – wir sind immer auf der Suche nach motivierten Menschen, die mit uns die Zukunft der Recycling- und Siebtechnik gestalten wollen. Wer Interesse hat, darf sich gern bei uns melden! Mein Vater konzentriert sich aktuell auf seine Gesundheit, was für ihn jetzt das Wichtigste ist.

Ich bin mir sicher, dass er uns irgendwann wieder beratend unterstützen kann, aber bis dahin nehme ich die Verantwortung mit voller Energie an.

WIRTSCHAFT ONLINE: Danke, Frau Lederer, dass Sie uns etwas in Ihre Welt hineinschauen ließen. Und weiterhin viel Erfolg Ihnen als Unternehmerin.

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