Regionale Unternehmen handeln gegen den Verlust der Arten Ökopunkte sind ein Wirtschaftsgut 10 IHK zu Leipzig – wirtschaft Sommer 2023 Biodiversität Die Zerstörung der Biodiversität weltweit erzeugt einen immensen wirtschaftlichen Schaden. So schätzen die Vereinten Nationen, dass der Verlust an biologischer Vielfalt bis zum Jahr 2050 zu einem globalen Wohlfahrtsverlust von mindestens 14 Billionen US-Dollar führen wird. Hier kann jedoch jeden Tag lokal gegengesteuert werden. Wobei – hier greift der wirtschaftliche Aspekt – sogar unternehmerische Mehrwerte entstehen. „Durch die Umsetzung von Maßnahmen zur naturnahen Gestaltung von Firmengeländen können, in Absprache mit den Behörden, Ökopunkte gewonnen werden“, sagt Jörg Schulze, Umweltberater der IHK zu Leipzig. „Diese können wiederum als Ausgleich angerechnet werden, wenn Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt ihre Betriebsgebäude erweitern möchten und für diese Baumaßnahme ausgleichspflichtig wären. Sofern die durch die naturnahe Aufwertung erzielten Ökopunkte nicht für den Ausgleich eigener baulicher Maßnahmen benötigt werden, können diese in einem Ökokonto angelegt und verkauft werden. Ökopunkte sind damit ein Wirtschaftsgut.“ Senkung der Kühl- und Heizkosten Durch naturnahe Firmengeländegestaltung kann auch die Attraktivität für Fachkräfte, hier zu arbeiten, gesteigert werden. Wer will schon im Sommer auf einem betonierten Areal Mittagspause machen? Jörg Schulze greift diesen Gedanken im Gespräch mit WIRTSCHAFT auf und führt weiter aus: „Denkbar ist unter anderem die Anlage eines Teiches, der gleichzeitig auch als biologische Reinigungsstufe von schwach belastetem Grauwasser dient. Aber bitte keine Angst, es riecht nicht wie im Klärwerk.“ Er verweist darauf, dass die extensive Nutzung der Freiflächen für den Frucht- sowie Obstanbau eine ebenso sinnvolle Ergänzung sein und den Speiseplan der Mitarbeiter aufwerten kann. „Ebenso ist dies beispielsweise auch mit der Beweidung kombinierbar. Wenn man hierfür gefährdete Haustierrassen verwendet, ist dies ein doppelter Gewinn für den Artenschutz. Natürlich können die Flächen auch Imkern zur Verfügung gestellt werden. Honig ist ein schönes, individuelles Geschenk für Geschäftskunden, so ganz nebenbei.“ Eine naturnahe Firmengeländegestaltung sorgt auch für Kostenersparnis. Hier sei zuvorderst die Senkung der Kühl- und Heizkosten durch die zusätzliche Dämmwirkung sowie Verschattung im Sommer zu erwähnen. Dies gilt sowohl für Fassaden- als auch Dachbegrünung. „Hinzu kommt, dass durch Dachbegrünung die Umgebungstemperatur gesenkt und somit die Leistungsfähigkeit von Solarzellen erhöht wird. Denn die Leistungsfähigkeit von Solarzellen nimmt bei hohen Temperaturen in der Regel ab“, so Jörg Schulze. Kläranlagen und Dachbegrünung Das Thema Schwammstadt ist mittlerweile in den städteplanerischen Gremien angekommen. Hier geht es – und dies ist auch für Unternehmen hochinteressant – um die Versickerung und Speicherung von Regen- sowie Grauwasser (je nach kommunaler Satzung). „Biologische Kläranlagen sind“, so äußert sich Jörg Schulze, „auch kostenschonender bei der Klärung von geringfügig belastetem Grauwasser. Überdies können auch die für Unternehmen anfallenden Gebühren für das Niederschlagswasser in Kommunen mit gesplitteter Abwassergebühr reduziert werden, da durch die Begrünung ein Teil des Niederschlagswassers gespeichert wird und verdunstet.“ Gerade bei Dachbegrünungen gibt es jedoch einige Faktoren zu beachten, die da wären: die Dachkonstruktion und Traglast des Gebäudes, die Substratauflage (Dicke) und Art sowie Ausgestaltung des Gründaches (meteorologische Gegebenheiten, Wasserverfügbarkeit). Jedoch ergeben sich, setzen Unternehmen eine intelligente Dachbegrünung um, wirtschaftliche Vor-
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