Außenwirtschaftsnachrichten 05/2024

Schwächelnder Binnenkonsum Mit dem aktuellen Fünfjahresplan für die Jahre 2021 bis 2025 hat die Führung der Kommunistischen Partei Chinas das Ziel verknüpft, die Abhängigkeit vom Export zu verringern und den Anteil des Binnenkonsums am Bruttoinlandsprodukt zu erhöhen. Diese „Dual Circulation“-Strategie wird häufig im Zusammenhang mit dem Handelskonflikt mit den USA betrachtet. Die Förderung des Binnenkonsums könnte in der VRC, mit ihrem riesigen Markt von Privathaushalten, enormes Potenzial freisetzen. Dafür ist jedoch ein kontinuierliches Wachstum der ökonomischen Mittelschicht notwendig. Die COVID-19-Pandemie ab dem Jahr 2020 hatte jedoch einen schweren Einbruch des Konsums zur Folge, da Lockdowns und wirtschaftliche Unsicherheiten die Ausgaben der Haushalte stark bremsten. Die chinesische Regierung reagierte mit Konjunkturmaßnahmen, um den Konsum wieder anzukurbeln, unter anderem durch direkte Transfers und Steuererleichterungen. Dennoch verlief die Erholung des Konsums langsamer als erwartet, da viele Verbraucher nach der Krise vorsichtiger wurden und verstärkt sparten. Einige Beobachter attestieren der gezielten Konsumzurückhaltung der chinesischen Bevölkerung auch eine Protestaktion gegen die Kommunistische Partei des Landes. In den auf die Pandemie folgenden Jahren erholte sich der Binnenkonsum teilweise, angetrieben durch staatliche Unterstützung und eine allmähliche Rückkehr zur Normalität. Es zeigten sich jedoch eine zunehmende Kluft zwischen städtischen und ländlichen Konsummustern sowie eine Verlangsamung des Wachstums, da strukturelle Probleme wie die hohe Sparquote und das fehlende Vertrauen in das soziale Sicherungssystem weiterhin bestehen. Knappheit natürlicher Ressourcen Die VRC hat sich durch ihre weltumspannende „Belt and Road Initiative“ langfristigen Zugang zu zahlreichen Rohstoffen gesichert, darunter strategisch wichtige Materialien wie Lithium und Kupfer. Hier zeigt sich China gut aufgestellt. Doch es gibt einen massiven Mangel in zwei grundlegenderen Bereichen: Sauberes Wasser und nutzbarer Boden werden zunehmend knapp. Besonders im wasserarmen Norden des Landes stellt dies erhebliche Herausforderungen dar. Die Regierung setzt auf monumentale Bauprojekte, um den Norden durch künstliche Kanäle mit Wasser aus dem wasserreicheren Süden zu versorgen. Neben dem enormen Kapital- und Arbeitsaufwand für den Bau und Betrieb dieser Kanäle stellt sich mit dem sich verschärfenden Klimawandel – einschließlich schwindender Gletscher im Himalaya und abnehmender Regenfälle – die Frage, ob es im Süden künftig ausreichend Wasser geben wird, um den Bedarf des Nordens zu decken. Möglicherweise wird Wasser im Norden des Landes zum begrenzenden Faktor für weiteres Wachstum. Zusätzlich verursachen intensive Wasserentnahmen aus Flüssen, die in südostasiatische Nachbarstaaten fließen, Spannungen mit diesen Ländern. In den küstennahen Gebieten der VRC wird der Boden knapp, da er bereits intensiv genutzt wird. Der Platz für neue Wohn- und Produktionsgebäude ist dort immer begrenzter und teurer. Der Umzug ins westliche Binnenland wird durch mangelhafte Infrastruktur und hohe Transportkosten zu den Exporthäfen erschwert. Teilweise ist der Boden für bestimmte Zwecke ungeeignet, etwa weil er für Fabrikfundamente zu instabil oder für die Landwirtschaft unfruchtbar ist. Desertifikation – die Bildung von Wüsten und Halbwüsten – stellt eine ernsthafte Bedrohung dar, da Sandstürme aus dem Norden mehrfach die Hauptstadt Peking erreichen und sowohl Menschen als auch Wirtschaft gefährBeliebtes Einkaufsviertel Mong Kok in Hongkong Das größte Bauwerk der Welt: die chinesische Mauer 4 Außenwirtschaftsnachrichten 5 | Oktober/November 2024 Weltweit erfolgreich | Titelthema Foto: wusuowei – stock.adobe.com Foto: f11photo – stock.adobe.com

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