Arbeitshilfe für die TÄGLICHE PRAXIS! CBAM und China: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit Der CO2-Grenzausgleichmechanismus der EU ist in China nur wenigen bekannt. Doch seit 1. Oktober 2024 müssen transparent CO2-Daten geliefert werden. Wie soll das gehen? Der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) der EU ist ein Klimaschutzinstrument, das Importe mit einem CO2-Preis belegt. Ab dem 3. Quartal 2024 müssen Importeure von CBAM-relevanten Produkten in ihren Quartalsberichten erstmals die tatsächlichen CO2-Emissionen ausweisen, die mit der Herstellung der Ware verbunden sind. Doch bislang liefern die wenigsten Hersteller und Zulieferer entsprechende Zahlen. Das gilt auch für China, obwohl das Land die Dekarbonisierung seiner Wirtschaft vorantreibt. Wie relevant ist CBAM für Importe aus China? Obwohl China das größte Lieferland Deutschlands ist – 2023 kamen zwölf Prozent der Importe von dort – dürften die direkten Auswirkungen von CBAM auf die Importe zunächst gering sein. Denn bisher sind nur sechs Produktsegmente CBAM-relevant: Zement, Eisen und Stahl, Aluminium, Düngemittel, Strom und Wasserstoff. Betroffen sind laut UN Comtrade etwa 1,7 Prozent der Gesamtimporte Deutschlands und 2,1 Prozent der Gesamteinfuhr der EU (Stand: 2023). Der indirekte Einfluss entlang verschiedener Wertschöpfungsketten ist jedoch deutlich größer. Dies wird daran deutlich, dass China in den sechs Produktsegmenten zwar einen Anteil von „nur“ rund zehn Prozent an den deutschen Importen erreicht. Hingegen an den EU-Importen liegt der Anteil bei über 40 Prozent. Davon wird ein nicht unerheblicher Teil letztlich in Deutschland verarbeitet. Lieferungen in die EU stehen unter Druck Inwieweit die Umsetzung von CBAM zu Handelsumlenkungen führen wird, hängt stark von der Höhe des CO2-Preises in der EU ab. Ab 2026 müssen Importeure einen CO2-Preis für CBAMpflichtige Waren in Form von Zertifikaten entrichten, deren Preis auf dem CO2-Preis basiert. Simulationen der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) zeigen, wie sich CBAM auf die Lieferungen wichtiger asiatischer Länder in die EU auswirkt. So erwartet die ADB, dass asiatische Exporte in die EU ohne CBAM in unmittelbar vom EU-ETS betroffenen Sektoren steigen dürften, da Produktion durch Substitutionseffekte nach Asien verlagert wird. Demgegenüber sollen die Exporte mit CBAM bei einem CO2-Preis von 100 Euro pro Tonne CO2 sinken, da die Nachfrage nach Vorleistungen durch den höheren CO2-Preis in die EU gelenkt wird. Insgesamt könnte CBAM also zu einem Rückgang der Exporte aus Asien in die EU führen. China und Indien wären demnach etwa gleich stark betroffen. Bereitet sich China auf CBAM vor? China verfolgt eigene CO2-Ziele mithilfe von Industriestandards, einer Energiewende „made in China“ sowie einem eigenen Emissions Trading Schme (ETS). Darüber hinaus hat es im März 2024 eine „unmittelbar bevorstehende“ Einbeziehung der Aluminiumbranche in das nationale ETS angekündigt. Bis Ende 2024 soll laut Umweltministerium das nationale ETS ebenfalls um die Eisen- und Stahlindustrie sowie die Zementbranche erweitert werden. Ursprünglich sollten bis 2025 acht Industriesegmente hin26 Außenwirtschaftsnachrichten 6 | Dezember 2024/Januar 2025 Tipps für die Außenwirtschaftspraxis Foto: wutzkoh – stock.adobe.com
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