Außenwirtschaftsnachrichten 03/2024

Marokkos Chancen rund um die erneuerbaren Energien Marokko hat sich in den letzten Jahren als ein aufstrebender Akteur im Bereich der erneuerbaren Energien etabliert und verfolgt ehrgeizige Ziele für die nachhaltige Entwicklung seines Energiesektors. Das Land verfügt über reichhaltige natürliche Ressourcen, darunter reichlich Sonnen- und Windenergie, die es zu einem idealen Standort für die Nutzung und den Export erneuerbarer Energien machen. Marokko hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 mindestens 52 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen zu decken und bereits beachtliche Fortschritte auf diesem Weg gemacht. Solarpark Noor in Ouarzazate Ein herausragendes Beispiel für Marokkos Engagement im Bereich der erneuerbaren Energien ist der Solarpark Noor in Ouarzazate. Dieses ehrgeizige Projekt umfasst mehrere Phasen und ist eines der größten Solarkraftwerke in Nordafrika und dem Nahen Osten. Der Solarpark wurde nicht ausschließlich als Photovoltaikpark ausgelegt, wie es etwa in Europa die Regel ist. Neben einigen Megawatt Photovoltaikanlagen kommen auch ein Solarturmkraftwerk und Anlagen als Parabolrinnenkraftwerke zum Einsatz. In beiden Fällen wird das Sonnenlicht an einem Punkt gebündelt und erhitzt eine zirkulierende Wärmeträgerflüssigkeit, zum Beispiel verflüssigtes Salz. Die erreichten Temperaturen genügen, um die Sonnenenergie zu speichern und verfügbar zu machen, wenn die Spitzenlastzeiten es erfordern. Der Solarpark Noor trägt mit seiner rund 580 MW starken Leistung nicht nur zur Reduzierung der CO2-Emissionen bei, sondern schafft auch Arbeitsplätze und stärkt die lokale Wirtschaft. Windenergie und Wasserstoff Neben der Nutzung von Solarenergie hat Marokko auch großes Potenzial für die Produktion von Windenergie, insbesondere entlang seiner Küstenlinie und auf den Gebirgskämmen des Hohen Atlas. Das Land hat bereits mehrere Windparks in Betrieb genommen und plant weitere Projekte zur Steigerung seiner Kapazitäten im Bereich der Windenergieerzeugung. Die Nutzung erneuerbarer Energien bietet Marokko die Möglichkeit, seine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und seine Energieversorgung zu diversifizieren. Darüber hinaus hat das Land das Potenzial, ein bedeutender Exporteur von Grünem Wasserstoff für Europa zu werden. Allerdings wird bei der Exportfrage von Grünem Wasserstoff die in der Region omnipräsente Wasserknappheit zu einer noch zu überwindenden Herausforderung. Ausländische Investitionen Die Verfügbarkeit von erschwinglicher und nachhaltiger Energie aus erneuerbaren Quellen macht Marokko zu einem attraktiven Standort für energieintensive Industrien. Aluminiumherstellung, chemische Produktion und andere energieintensive Sektoren könnten von den günstigen Energiebedingungen in Marokko profitieren. Die Regierung hat Programme zur Förderung ausländischer Direktinvestitionen und zur Schaffung eines günstigen Umfelds für energieintensive Industrien eingeführt, um das Potenzial des Landes in diesem Bereich zu erschließen. Mit dem Export vor Ort erzeugter energieintensiver Produkte könnte das Wasserproblem beim Wasserstoffexport zumindest teilweise gelöst werden. Attraktives Chancenfeld Der Technologietransfer spielt in jedem Fall eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der Herausforderungen, denen Marokko gegenübersteht, insbesondere in Bezug auf die Wasserknappheit. Fortschrittliche Technologien zur effizienteren Nutzung von Wasserressourcen, wie Tropfbewässerungssysteme, Entsalzungsanlagen und intelligente Bewässerungstechniken, können dazu beitragen, die Landwirtschaft des Landes widerstandsfähiger gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu machen. Industrielle Anwendungen wiederrum können die Herausforderung in anderen Wirtschaftszeigen lösen. Diese Gemengelage aus guten natürlichen Standortbedingungen, einem sich kontinuierlich modernisierenden wirtschaftspolitischen Umfeld und einer positiv gestimmten internationalen Investitionsdynamik machen das Land zu einem attraktiven Chancenfeld, einerseits recht kurzfristig für Technologieanbieter für die beschriebenen Herausforderungen, aber auch mittelfristig als Beschaffungsmarkt für wettbewerbsfähige energieintensive Produkte. Die Dynamik im Markt und die regionale Verflechtung der marokkanischen Wirtschaft sind dabei immer mit zu bedenken. Der Solarpark Noor beispielsweise wird von einem Konsortium mit saudischer Beteiligung betrieben. Komponenten für die Parabolrinnen wurden aus Deutschland geliefert und Teile der Investition wurden unter anderem von europäischen Entwicklungsbanken mit Kreditlinien unterstützt. Tobias Runte Solarpark Noor Foto: Overflightstock – stock.adobe.com 14 Außenwirtschaftsnachrichten 3 | 2024 Weltweit erfolgreich

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