Außenwirtschaftsnachrichten 03/2024

Sicherheit für die Hauptschlagader des europäischen Wohlstands Angriffe der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen mit Raketen und Drohnen haben seit Mitte November 2023 die Durchfahrt von Handelsschiffen durch das Rote Meer gestört. Zudem wurden Schiffe entführt. Die Rebellen sehen sich als Teil der sogenannten „Achse des Widerstands“, die sich im Nahostkonflikt gegen Israel richtet. Indem sie Handelsschiffe ins Visier nehmen, wollen sie ein Ende der israelischen Militäroperationen im Gazastreifen erzwingen, die dem beispiellosen Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober folgten. Seit der Iran und Israel den Konflikt zunehmend symmetrisch und offen austragen, ist die Sicherheitslage für Handelsschiffe in der Region noch komplexer geworden. Die Situation zeigt: Der Konflikt, seine Ursachen, seine Auswirkungen und die Ziele oder Beziehungen der einzelnen Akteure sind komplex und erfordern eine facettenreiche Analyse. Eine Konsequenz auf die Störungen im Roten Meer, die für Europa entscheidend ist, ist jedoch leicht ableitbar: Wenn die Passage durch das Rote Meer blockiert oder unsicher ist, steigen die Preise für den Transport von Gütern entweder aufgrund von Umwegen um das Kap der Guten Hoffnung, höheren Versicherungsraten oder einfach aufgrund eines geringeren Angebots an Frachtkapazitäten. Etwa zwölf Prozent des globalen Seefrachtvolumens passieren das Rote Meer und den Suezkanal, meist mit Ursprung oder Ziel in Asien und Europa. Ebenso nachteilig wie Preiserhöhungen ist die Situation, wenn benötigte Waren mit erheblichen Verzögerungen oder überhaupt nicht am Zielort ankommen. Kurz gesagt: Störungen der Schifffahrtsroute durch das Rote Meer sind schädlich für die Wirtschaft Europas und Sachsens. Einige mögen sich an den Winter 2008 erinnert fühlen, als Piratenangriffe am Horn von Afrika über mehrere Jahre hinweg eine ganz ähnliche Unsicherheit auf der Seeroute verursachten. Auch damals war die Konfliktsituation komplex und im Wesentlichen ist sie es auch heute noch. Mit der „Operation Atalanta“ versuchte die EU einst, durch eine multinationale Marineeinheit eine Antwort auf die Sicherheitsprobleme zu finden und ein halbes Jahr später wurde mit der NATO-Initiative „Operation Ocean Shield“ eine weitere Mission zur Bekämpfung der Piraterie in der Region gestartet. Deutsche Streitkräfte waren in beiden Fällen beteiligt. Heute reagierte zuerst eine von den Vereinigten Staaten geführte multinationale Koalition auf die Bedrohung im Roten Meer mit der „Operation Prosperity Guardian“, die im Dezember 2023 eingeleitet wurde. Teilnehmende Nationen sind unter anderem das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Singapur, Australien und Kanada. In rascher Folge initiierte die EU unter griechischer Führung die „Operation Aspides“ mit Beteiligung deutscher und italienischer Marinekräfte. Ziel ist es, den Handelsschiffen sicheren Geleitschutz zu gewähren und sie vor Raketen- und Drohnenangriffen sowie der Gefahr von Entführungen zu schützen. Im Gegensatz zur amerikanisch geführten Operation werden die im Rahmen von „Operation Aspides“ eingesetzten Streitkräfte jedoch keine Huthi-Stellungen im Jemen angreifen. Tobias Runte Die deutsche Fregatte „Hessen“ unterstützte die unter griechischem Kommando durchgeführte „Operation Aspides“ im Roten Meer Foto: Lefteris Papaulakis – stock.adobe.com 10 Außenwirtschaftsnachrichten 3 | 2024 Weltweit erfolgreich

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