Außenwirtschaftsnachrichten 07-08/2023

Japan: Die neue Attraktivität des Landes der aufgehenden Sonne Ein bekanntes japanisches Sprichwort lautet nana korobi ya oki (sieben Mal hinfallen, acht Mal aufstehen). Deutsche Manager, die bereits Erfahrungen im Land der aufgehenden Sonne gesammelt haben, können diesem Sprichwort sicherlich etwas abgewinnen. Der japanische Markt galt nämlich bislang als schwer zugänglich aufgrund einer Reihe von Markteintrittsbarrieren. War man allerdings in der Lage, diese Barrieren zu überwinden, haben sich oftmals langanhaltende und verlässliche Geschäftsbeziehungen entwickelt. Heutzutage sehen die Rahmenbedingungen für die Bearbeitung des japanischen Marktes in vielerlei Hinsicht anders aus – oft zum Vorteil ausländischer Unternehmen. Veränderungen von Markteintrittsbarrieren Die Marktstruktur Japans wurde seit den 1960er und 1970er Jahren von den sogenannten keiretsu durchdrungen. Gemeint sind riesige Unternehmenskonglomerate wie Mitsui, Mitsubishi, Sumitomo oder Sanwa, die im Kern aus einem Handelshaus, einer Bank und einem Industrieunternehmen bestehen. Darüber hinaus gibt es weitere Gesellschaften, die für verschiedene Branchen zuständig sind. Überkreuzbeteiligungen zwischen den einzelnen Unternehmenseinheiten machten es ausländischen Unternehmen äußerst schwierig, im japanischen Markt Fuß zu fassen, beispielsweise über Akquisitionen. Dies hat sich fundamental geändert, sodass solche engen Beziehungen innerhalb japanischer Konglomerate Entflechtungserscheinungen zeigen. Mittlerweile bilden ausländische Investoren sogar die größte Anteilseignergruppe japanischer börsennotierter Unternehmen. Ebenfalls geändert haben sich die Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Die genannten Konglomerate verstanden es, sich die vielversprechendsten Talente auf dem Arbeitsmarkt zu sichern. Die Konditionen waren oftmals durch lebenslange Beschäftigungsverhältnisse und automatische Beförderungsmechanismen geprägt. Ausländische Unternehmen beklagten oftmals einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Es mag auf den ersten Blick paradox erscheinen, jedoch ändert sich dies in einem Land, welches aufgrund der demografischen Entwicklung unter einem enormen Druck steht. Eben jener Druck sorgt dafür, dass japanische Frauen vermehrt Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. Die aktuelle Ausgabe des JAPANMARKT 01/2023 der AHK Japan widmet sich u. a. den neuesten Entwicklungen hin zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Japan. Neben Fragen der Gleichstellung deuten Daten aus dem Statistics Bureau of Japan auf eine Zunahme prekär beschäftigter Arbeitnehmer hin. Werden also stabile und gleichberechtigte Arbeitsverhältnisse angeboten, sollte es zunehmend einfacher werden, entsprechendes Personal einzustellen, auch Absolventen von einer der renommierten japanischen Universitäten. Die alternde Bevölkerung in Japan hat außerdem zur Folge, dass die gesamtwirtschaftliche Produktivität sinkt. Die japanische Regierung möchte diesem Problem durch die aktive Unterstützung ausländischer Direktinvestitionen in Japan begegnen. Denn die nach Japan gerichteten FDI zählen zu den geringsten aller Industrieländer. Die Initiativen Invest Japan-Initiative, Support Program for Regional Foreign Direct Investment oder Policy Package for Promoting Foreign Direct Investment into Japan to make Japan a Global Hub dienen diesem Ziel. Auch die sogenannten Invest Japan Offices wurden in verschiedenen japanischen Ministerien und Institutionen eingerichtet, um individuelle Beratungsdienste anzubieten. Es ist neben diesen Veränderungen auch darauf hinzuweisen, dass seit 2018 das Economic Partnership Agreement zwischen der EU und Japan in Kraft getreten ist. Zölle spielen nun kaum mehr eine Rolle für deutsche Exporteure nach Japan Quelle: Japan Exchange Group [2023] 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 % Financial Institutions (Excluded Trust Banks) Individuals Business Corporations Foreigners % Trust Banks Anteilseignergruppen an börsengelisteten japanischen Unternehmen 5 Außenwirtschaftsnachrichten 07– 08/2023 Länder und Märkte

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