Außenwirtschaftsnachrichten 07-08/2023

Im persönlichen Gespräch nennen die Weltmarktführer die Gründe für diese Veränderung der Reihenfolge. Locken die USA mit starken Investitionsanreizen sowie kalkulierbaren und relativ niedrigen Energiekosten, so schreckt v. a. China mit zunehmender Überwachung und wachsendem, dirigistischen Einfluss des Staates ab. Das führt dazu, dass weitere asiatische Staaten als neue Investitionsstandorte geprüft und ausgewählt werden. Stattdessen zeigt sich in Europa eine zunehmende Skepsis, wie die Antworten auf die Frage zur Zukunft von „Made in Germany“ belegen. Als weiterführenden Medienhinweis können Sie auch in den Mediatheken von ARD und ZDF die Berichte mit ausgewählten Weltmarktführern zu „Made in Germany“ ansehen. Ist „Made in Germany“ ein Auslaufmodell? 27 Prozent der befragten Weltmarktführer sagen dazu „Ja“ und 73 Prozent entsprechend „Nein“. Einige Kommentare sprechen dabei eine deutliche Sprache, auch bei der Frage zum allgemeinen Geschäftsklima in Deutschland: „Zu viele unbeantwortete Fragen (Infrastruktur, Bildung, Produktivität) – Standort wird zum Risiko“ „Standortnachteile werden immer größer: Steuerlast, Energie, Bürokratie“ „In vielen Bereichen werden ganze Industrien verschwinden. Politisch gewollt.“ „Die Industrie wird wegen der Belastungen relativ schnell abwandern“. „Der Deutsche ist vom tatkräftigen Anpacker zum Zögerer geworden. Am besten alles wasserdicht planen – moralisch wasserdicht, technologisch wasserdicht, wirtschaftlich wasserdicht. Es wird so lange geplant, bis die geplante Innovation ein anderer auf den Markt bringt.“ Die Antworten sprechen eine klare Sprache, wenngleich es natürlich auch Weltmarktführer gibt, die weiterhin auf die Widerstandsfähigkeit und die Erneuerungskraft der Industrie setzen, aber die warnenden Stimmen nehmen zu: „Zu viel idealistisches Wunschdenken, zu wenig pragmatische Umsetzung in der Realität“. Doch was sind aus ökonomischer Sicht die Ziele und Wunschvorstellungen der Unternehmen? Der CSA-FSA-Framework von Collinson, Narula & Rugmann (2017) liefert die Begründung für die Existenz und damit im Endeffekt auch den Erfolg multinationaler Unternehmen: Die gelungene Verknüpfung von länderspezifischen Vorteilen (CSA = country-specific advantages) mit unternehmensspezifischen Vorteilen (FSA = firm-specific advantages). Zu den CSA zählen Faktoren wie das Wettbewerbsumfeld, die Arbeitskräfte, die Geografie, die Regierungspolitik und die Industriecluster. Zu den FSA zählen die Belegschaft, die Technologie und/ oder die Produktionsanlagen. Aus eigenen Vertiefungen der länderspezifischen Entrepreneurshipforschung (Isenberg 2011) ist bekannt, dass sowohl für das Land wie für die Unternehmen ein weiterer Faktor von zentraler Bedeutung ist: Die unternehmerische Kultur eines Landes und seiner Menschen! Es bleibt jedem selbst überlassen, zu entscheiden, welcher Landeskultur man die stärkere unternehmerische Kraft zuordnet. Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, dass im Vergleich USA zu Deutschland die USA aktuell dabei sowohl bei den länderspezifischen Vorteilen wie auch bei der unternehmerischen Kultur seiner Bevölkerung vorne liegt. Das sollte uns ein lauter Weckruf sein, denn er ist begründet! Lassen Sie uns in die Diskussion und Umsetzung einsteigen, das mutig anzupacken! Rödl & Partner Foto: © vegefox.com – stock.adobe.com 2 Im Blickpunkt

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