Wirtschaft ist für mich, wenn ich an mein Klinikum denke, in erster Linie soziale Verantwortung. Als Ökonomin ist es mir natürlich wichtig, gleichzeitig finanziell erfolgreich zu sein. Nur mit einem wirtschaftlich starken Krankenhaus kann man sozial erfolgreich sein und Bedürftige vollumfänglich versorgen und unterstützen. Natürlich treffen hier zwei Welten aufeinander und es stellt sich die Frage, inwieweit wirtschaftlicher Erfolg mit sozialer Verantwortung in Verbindung gebracht werden sollte. Mittlerweile lässt sich das kaum noch trennen, auch wenn man es gern möchte. Aber die Wahrheit ist, dass auch Krankenhäuser wirtschaftliche Unternehmen sind, die eine Leistung anbieten, die sich unterm Strich rechnen oder zumindest ausgleichen muss. Die Rahmenbedingungen, unter denen deutsche Krankenhäuser gerade arbeiten, haben sich grundlegend geändert, resultierend aus Einflüssen, die sich politisch und wirtschaftlich negativ auf die weltweite Lage auswirken. Europa und Deutschland verlieren zunehmend an wirtschaftlicher Macht. Asiatische Märkte entwickeln sich rasant, passen sich an, reagieren schnell. Vieles ist bei uns zu behäbig, zu bürokratisch. Noch verfügen wir über gute Wirtschaftsbeziehungen innerhalb Europas, aber auch weltweit müssen wir neue Verbindungen knüpfen und bestehende stärken, damit wir wirtschaftlich stabil bleiben können. Viele Standortfaktoren für Deutschland passen nicht mehr: Rohstoffe und Energien sind zu teuer, das Bildungsniveau stagniert; politische Stabilität ist noch ein Vorteil, wird aber fragiler. Der demografische Wandel wird immer spürbarer. Eine erfolgreiche Wirtschaft braucht kluge Investitionen, Bündnisse, digitalen Fortschritt und schnelle Anpassung an sich stetig verändernde Rahmenbedingungen. Das ist ein großer Transformationsprozess, international und national, den wir am Beispiel des Gesundheitswesens in Deutschland gerade aktiv erleben. Die Krankenhausreform muss schnellstens umgesetzt werden, aber nicht auf Kosten der Krankenhäuser, sondern zu deren Gunsten. Die Krankenhäuser wollen ihrem Versorgungsauftrag im Dienste der Bevölkerung lückenlos nachkommen. Dafür müssen sie aber als wirtschaftliche Unternehmen aktiv mit einbezogen werden, wenn sie wiederum wirtschaftlich erfolgreich sein sollen. Teil 8 der Serie Wirtschaft ist für mich ... In dieser Ausgabe schreibt für uns Dr. Iris Minde, Geschäftsführerin der St. Georg Unternehmensgruppe. Das lange Interview mit Dr. Iris Minde zu vielen Aspekten der Daseinsvorsorge im Gesundheitswesen und der St. Georg Unternehmensgruppe auf WIRTSCHAFT ONLINE www.leipzig.ihk.de/wirtschaft/detail/neubau- restrukturierung-gesundheitliche-daseinsvorsorge/ Dr. Iris Minde 4 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2024 Gastbeitrag
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