Für die Mitglieder der IHK zu Leipzig Wirtschaft Neustart in Ihrem Interesse Herbst 2023
4 12 Das große Interview IHK und HWK Hauptgeschäftsführer im Gespräch zum Wirtschaftsverkehr 5 9 Wirtschaftsgeschichten Mitgliedsunternehmen berichten Gastbeitrag Kai Emanuel „Wirtschaft ist für mich ...“ Wirtschaft trifft Kultur Grenzensprenger im Jazz 2 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023 Inhaltsverzeichnis
Inhalt Ehrenamt: Bilanzausschuss . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Entwicklung im Leipziger Neuseenland . . . . . . 10 Bio-Erlebnistage Sachsen . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Wirtschaft trifft Kultur: Ausstellung . . . . . . . . 15 Hausmitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16 (Beste Neunte, Künstliche Intelligenz, Schau Rein, Bürokratieabbau, Wirtschaftsjunioren) genialsozial – Aktionstag 2023 . . . . . . . . . . . . 21 Mittelstand-Digital Zentrum Leipzig-Halle . . . 23 Veranstaltungshinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . .24 Rezension „Weltordnung im Wandel“ . . . . . . . 26 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Liebe Leserinnen, liebe Leser, wie schon in der letzten Ausgabe der WIRTSCHAFT angekündigt, gehen wir mit unserer Mitgliedszeitschrift den konsequenten Weg ins Digitale. Somit haben Sie hier das erste Magazin als E-Paper WIRTSCHAFT Digital vor Augen. Trotz dieser Neuerung halten wir an Altbewährtem fest. So finden sich diverse Rubriken wie die Serien „Wirtschaft ist für mich …“ oder auch „Ehrenamt“ wieder, wir blicken in die Landkreise und verweisen auf unser kulturelles Engagement mit der Reihe „Wirtschaft trifft Kultur“. Des Weiteren ergibt sich durch das neue Format als E-Paper auch die Chance der crossmedialen Verknüpfungen. Es finden sich in der WIRTSCHAFT Digital Texte, die beispielsweise auf Interviews in unserem Blog WIRTSCHAFT ONLINE beruhen und mit diesen auch verlinkt sind. So können Sie als Leserinnen und Leser bei Interesse ganz benutzerfreundlich weiterrecherchieren. Das uns dauerhaft beschäftigende Thema des Fachkräftemangels findet sich gleich in mehreren Beiträgen, ebenso wie die viel diskutierte Regellosigkeit im Umgang mit KI. Auch ein Portrait einer Preisträgerin des Innovationswettbewerbs von futureSAX ist in dieser Ausgabe enthalten. Neu dazugekommen ist die Rubrik „Wirtschaftsgeschichten“. Hier wollen wir Ihre Aufmerksamkeit auf Unternehmen sowie Macherinnen und Macher lenken, die sich auch außerhalb des reinen wirtschaftlichen Geschehens engagieren. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre unserer neuen WIRTSCHAFT Digital und freue mich auf Ihr Feedback. Die WIRTSCHAFT Digital steht noch ganz am Anfang ihrer Geschichte; wir sind sehr gespannt auf die weitere Entwicklung. Alles Gute Ihr Kristian Kirpal 22 Portrait Lanakila kreiert Sportbekleidung aus recycelter Meeresplastik 3 Editorial IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023
Wirtschaft ist für mich der zentrale Faktor bei der Weiterentwicklung Nordsachsens. Wirtschaft ist zwar nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts. Dem Landkreis wird es nur dann gut gehen, wenn es der Wirtschaft gut geht. Unsere Aufgabe als Landkreisverwaltung ist es daher, den Unternehmen und Einrichtungen ein Umfeld zu bieten, in dem sie erfolgreich sein können – und zugleich dafür zu sorgen, dass sich die Menschen in Nordsachsen wohlfühlen. Schnelles Internet zum Beispiel zählt für mich zur Grundversorgung wie Wasser oder Strom. Den Ausbau der digitalen Infrastruktur treiben wir konsequent voran: Der Landkreis hat mit Unterstützung von Bund und Land bisher rund 100 Millionen Euro investiert, um die weißen Flecken im Glasfasernetz zu beseitigen. In einem vergleichbaren finanziellen Rahmen werden nun die bereits vorhandenen Internetanschlüsse in den sogenannten grauen Flecken auf zeitgemäße Geschwindigkeiten gebracht. Als Träger von Gymnasien und Berufsschulen hält der Landkreis deren Ausstattung auf hohem Niveau und sucht dabei die Rückkopplung mit der Wirtschaft, um deren Wünsche zu erfahren und passgenauer ausbilden zu können. Wo immer es geht, unterstützen wir die Unternehmen bei der Gewinnung von Fachkräften. Nordsachsen gehört zur Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland. Das ermöglicht einen Erfahrungs- und Wissenstransfer, der die gesamte Region voranbringt. Der GlasCampus Torgau zum Beispiel verbindet die Glas-, Keramik- und Baustoffindustrie mit der TU Bergakademie Freiberg. Nach Fertigstellung des neuen GlasLab wird in Torgau neben der Aus- und Weiterbildung dann auch Forschung mit direktem Praxisbezug betrieben. Als Riesengewinn für die Wirtschaft betrachte ich die Errichtung des Center for the Transformation of Chemistry (CTC) in Delitzsch. Wissenschaftler aus aller Welt werden in dem Großforschungszentrum das Ziel verfolgen, die Chemieindustrie in eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu verwandeln. Das CTC selbst schafft rund 1.000 Arbeitsplätze. Indirekt entstehen im Umfeld einer solchen Institution erfahrungsgemäß viele Tausend weitere Jobs, wenn sich neue Unternehmen ausgründen oder bestehende Firmen dem Sog dieses hochinnovativen Umfelds folgen. Ich bin zuversichtlich, dass dies gelingt. Teil 7 der Serie Wirtschaft ist für mich ... In dieser Ausgabe schreibt für uns der Landrat des Landkreises Nordsachsen, Kai Emanuel. 4 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023 Gastbeitrag
Seit wann sind Sie Ausschussvorsitzender und seit wann Unternehmer? Den Ausschuss-Vorsitz habe ich auf Wunsch des damaligen und von mir sehr geschätzten IHK-Präsidenten Wolfgang Topf im Jahr 2005 übernommen. Als ehemaliger Niederlassungsleiter der KPMG AG war ich seit Anfang 1995 Partner und als Aktionär Miteigentümer der Gesellschaft und somit seit diesem Zeitpunkt im weiteren Sinne auch Unternehmer. Wo sehen Sie den Hauptzweck des Bilanzausschusses und wie wird dieser umgesetzt? Zu Beginn meiner ehrenamtlichen Tätigkeit galt es, die Umstellung von der Kameralistik auf das kaufmännische Rechnungswesen auch gegen den einen oder anderen Widerstand innerhalb der IHK voranzutreiben. Der damalige Geschäftsführer Zentrale Dienste und jetzige stellvertretende Hauptgeschäftsführer, Mario Bauer, war bei der Umsetzung sehr behilflich. Seit der erfolgreichen Umstellung sind die jährlichen Wirtschaftspläne und die Jahresabschlüsse für die IHK-Mitglieder verständlicher und transparenter. Die Begleitung des Hauptamtes bei der Erstellung des Entwurfs für den jährlichen Wirtschaftsplan stellt vielleicht die zentrale Aufgabe des Bilanzausschusses dar. Hier gilt es frühzeitig die Interessen der IHK-Mitglieder und der IHK-Fachausschüsse einzubringen, um beispielsweise Budgets für Projekte und Mitgliedschaften bei örtlichen Initiativen, die von der IHK unterstützt werden sollen, zu sichern. Es gilt gleichfalls, immer wieder Ausgabewünsche für Sachausgaben und die Besetzung von Stellen auf ihre Notwendigkeit zu hinterfragen. Ziel des Bilanzausschusses war und ist es, die finanziellen Belastungen der IHK-Mitglieder durch Beitragszahlungen möglichst gering zu halten. So ist es in den vergangenen zwanzig Jahren mehrfach gelungen, die Beiträge zu senken bzw. trotz Kostensteigerungen konstant zu halten. Im Rahmen ihrer hoheitlichen Aufgaben erhebt die IHK Gebühren. Die kostendeckende Kalkulation dieser Gebühren ist ebenfalls Gegenstand von Beratungen des Bilanzausschusses. Wie viele Mitglieder hat Ihr Ausschuss und wie setzt er sich zusammen. Gegenwärtig setzt er sich aus zwei Frauen und sechs Männern zusammen. Welche Erfolge hat der Bilanzausschuss schon verzeichnen können? Erfolge lassen sich nicht allein dem Bilanzausschuss zurechnen. Stolz sind wir aber durch Beitragssenkungen zu den IHKs mit niedrigen Beiträgen zu zählen. Und gefreut hat uns insbesondere, dass der Sächsische Rechnungshof keine Feststellungen im Ergebnis der Prüfung der Haushalts- und Wirtschaftsführung 2012 bis 2015 getroffen hat. Das vollständige Interview unter WirtschaftOnline Informationen zum Bilanzausschuss Im Gespräch mit Dr. Georg Flascha, Ausschussvorsitzender des Bilanzausschusses Finanzielle Belastungen der IHK-Mitglieder möglichst gering halten Teil 6 der Serie 5 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023 Ehrenamt
Das große Interview Klare Bekenntnisse und ein straffer, verbindlicher Zeitplan Die Hauptgeschäftsführer der IHK zu Leipzig, Dr. Fabian Magerl und der Handwerkskammer zu Leipzig, Volker Lux, im Interview zu den Verwerfungen mit den städtischen Behörden beim Thema Wirtschaftsverkehr. Die Umgestaltung der Stadt muss alle Beteiligten anhören und einbinden. Geschieht dies nicht, entstehen Verwerfungen und Gegenreaktionen. Gerade die hie- sige Wirtschaft, die mit ihrem Steueraufkommen, ihrem Engagement und den von ihr gestellten Arbeitsplätzen den gesellschaftlichen Zusammenhalt garantiert, hat das Recht, gehört zu werden. In Leipzig ist beim Thema Wirtschaftsverkehr einiges falsch gelaufen. Die beiden Hauptgeschäftsführer Dr. Fabian Magerl (IHK zu Leipzig) und Volker Lux (Handwerkskammer zu Leipzig) berichten vom Stand der Dinge. WIRTSCHAFT Digital: Guten Tag, Herr Volker Lux. Guten Tag, Herr Dr. Fabian Magerl. Im STEP (Stadtentwicklungsplan) Verkehr und öffentlicher Raum der Stadt Leipzig (2015, Seite 27) steht wortgetreu: „Der Wirtschaftsverkehr hat gegenüber dem motorisierten Individualverkehr Priorität. Aufgabe der Verkehrspolitik ist es, dafür infrastrukturell und verkehrsorganisatorisch funktionsfähige Rahmenbedingungen zu sichern …“. Der STEP wurde unseres Wissens vom Stadtrat, der demokratisch legitimierten Instanz im politischen Handeln, bestätigt. Wie sehen Sie den Jetztzustand bei der Umsetzung der Formulierungen und Vorgaben im Bereich Wirtschaftsverkehr? Dr. Fabian Magerl: Seitdem gab es de facto leider keine Fortschritte. Und dabei hatte die IHK zu Leipzig – im unmittelbaren Gefolge des STEP – zur Unterstreichung der Rolle des Wirtschaftsverkehrs 2017 eine umfangreiche Studie in Auftrag gegeben, in der klar aufgezeigt wurde, welche Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur notwendig sind, um dem Bevölkerungswachstum in der Stadt Leipzig und dem steigenden Pendlerverkehr gerecht werden zu können. WIRTSCHAFT Digital: Welches sind die Kritikpunkte der Kammern? Volker Lux: Die Kammern haben sich im August 2017 mit ihrer Initiative „Mobilität 700+“ konstruktiv in den Prozess des STEP eingebracht. Unsere Vorschläge wurDas große Interview 6 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023
den vom Dezernat für Stadtentwicklung im Januar 2018 entgegengenommen. Zu diesem Zeitpunkt gab es eine klare schriftliche Vereinbarung, welche unserer Vorschläge geprüft und umgesetzt werden. Im Februar 2023, als das Dezernat den Gesprächsfaden mit uns endlich wieder aufnahm, mussten wir feststellen, dass in den dazwischenliegenden fünf Jahren keine der vereinbarten Machbarkeitsstudien abgeschlossen worden ist. Die Mehrzahl wurde bislang nicht einmal begonnen. Nicht einmal bei den Zielen, die sich die Stadt – beispielsweise für den Ausbau des ÖPNV – selbst gesetzt hat, liegt sie auch nur annähernd im Zeitplan. WIRTSCHAFT Digital: Gerade kommunikativ ist es, nicht nur beim Bereich Wirtschaftsverkehr, schwierig mit den derzeitigen Vertretenden der Stadtverwaltung. Dafür gibt es, nach langem Ringen, mittlerweile einen Runden Tisch Wirtschaftsverkehr. Wie ist denn hier die Lage? Haben sich die Hoffnungen, die in dieses Gremium gelegt wurden, bewahrheitet? Volker Lux: Ja, sicher haben wir noch Hoffnung. Umso ärgerlicher war es, dass das Dezernat für Stadtentwicklung in der Beratung Anfang Februar kein Wort zu den Fahrspureinziehungen am Hauptbahnhof verloren hat. Hier wurden wir wieder kalt erwischt. Aber eines kann man daraus lernen: Wenn die Verwaltung schnell sein will, dann kann sie das auch. Leider nie in unserem Sinne. Dr. Fabian Magerl: Es wurde höchste Zeit, dass der von uns seit Jahren geforderte „Runde Tisch Wirtschaftsverkehr“ nunmehr eingerichtet ist und es seit Kurzem beim Verkehrs- und Tiefbauamt eine Ansprechpartnerin für alle Fragen des Wirtschaftsverkehrs gibt, die ihre Arbeit aufgenommen hat. Das ermöglicht uns, die Belange der Wirtschaft im direkten und regelmäßigen Gespräch mit den zuständigen Ämtern und Behörden der Stadt Leipzig einzubringen, uns kritisch und frühzeitig mit Vorhaben der Verwaltung auseinanderzusetzen sowie konkrete Projekte, die für den Wirtschaftsverkehr notwendig sind, auf den Weg zu bringen und mitzugestalten. Erstes konkretes Beispiel hierfür ist die Einrichtung von rechtssicheren und klar ausgewiesenen Lade-/Lieferzonen im Stadtgebiet. Unsere Mitgliedsbetriebe konnten dafür konkrete Standorte vorschlagen. Dort werden die Zonen nun schrittweise eingerichtet. Hauptgeschäftsführer der HWK zu Leipzig Volker Lux und Hauptgeschäftsführer der IHK zu Leipzig Dr. Fabian Magerl im Interview zum Wirtschaftsverkehr in Leipzig „Wenn die Verwaltung schnell sein will, dann kann sie das auch. Leider nie in unserem Sinne.“ 7 Das große Interview IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023
WIRTSCHAFT Digital: Welche Widerstände konnten aus dem Geschehen herausanalysiert werden? Dr. Fabian Magerl: Hinderlich ist primär, dass der Fokus in der kommunalen Verkehrspolitik in den vergangenen Jahren zu einseitig auf den Radverkehr gerichtet wurde und die anderen Verkehrsträger entsprechend vernachlässigt worden sind. Für eine zukunftsfähige kommunale Verkehrsinfrastruktur braucht es eine verkehrsträgerübergreifende, integrierte Sichtweise. Volker Lux: Ich sehe das so: Die Stadtverwaltung interpretiert und priorisiert Stadtratsbeschlüsse sehr selbstbewusst. Die Priorisierung des Wirtschaftsverkehrs aus dem STEP spielt in der Umsetzung faktisch keine Rolle. WIRTSCHAFT Digital: Welche Vorschläge zur Harmonisierung der Lage unter Berücksichtigung gerade auch der Belange der Wirtschaft haben die Kammern? Volker Lux: Wir fordern einen Masterplan Verkehr für alle Verkehrsarten. Kein Stückwerk, keine Einzelfallmaßnahmen – die Stadt braucht einen Plan. Den hat sie nicht. Dr. Fabian Magerl: Keine Frage, ein solcher Plan ist die Grundvoraussetzung. Aber vom Planen allein verbessert sich die Lage noch lange nicht. Entscheidend ist die Umsetzung der darin enthaltenen Maßnahmen. Dazu bedarf es eines klaren Bekenntnisses im Hinblick auf die Sicherstellung der Finanzierung und eines straffen, verbindlichen Zeitplans. Gemeinsam mit der Wirtschaft müssen notwendige Verkehrsprojekte identifiziert werden, die sodann auch verbindlich zu realisieren sind. Dass hier in Leipzig Anspruch und Wirklichkeit sehr weit auseinander klaffen, zeigt sich aktuell in der Verschiebung der Ertüchtigung der ÖPNV-Infrastruktur um viele Jahre. WIRTSCHAFT Digital: Im Brief der Kammern an den Oberbürgermeister Burkhard Jung vom 6. Juli 2023 steht explizit: „Wir wenden uns also nicht per se gegen die Verbesserung der Bedingungen für den Radverkehr. (…) Wirtschaft und Verwaltung benötigen eine stabile und nachhaltige Kommunikationsbasis, insbesondere für die Verkehrspolitik, zur Organisation der Mobilität und zur Gestaltung der Infrastruktur (…) bei gleichberechtigter Berücksichtigung aller Verkehrsarten.“ Sehen Sie hier Nachholbedarf in der demokratischen Sicht der Verwaltung? Wieso gibt es eigentlich die Verwerfungen? Volker Lux: Es ist doch klar erkennbar, dass die Stadt gar nicht die finanziellen Mittel hat, um den ÖPNV als zentralen Verkehrsträger wirklich attraktiv zu machen. Das wäre aber der Schlüssel für alle anderen Bemühungen um nachhaltige Fortbewegung. Da dieser Schlüssel aber fehlt, bleibt alles andere Stückwerk. Breitere Straßenbahnen, einspurige Trassen in der Prager und Berliner Straße, Tempo 30-Modell, alles Stückwerk, weil der Schlüssel fehlt. Oder eben das Eingeständnis, dass man den ÖPNV nicht wie gewünscht aufs Gleis bekommt. Dr. Fabian Magerl: Abgesehen von der Finanzierungsfrage ist eine ideologiebefreite Sicht der Dinge durch die beteiligten Akteure zweifelsohne hilfreich, um bestehende Verwerfungen im Sinne der Sache zu beseitigen. WIRTSCHAFT Digital: Die Kammern zeigen sich durchgängig proaktiv und gesprächsbereit. Welche Erfahrungen haben Sie mit der Seite der Verwaltung seit der – lange Zeit gerade von den Kammern geforderten – Einsetzung des ersten Wirtschaftsbürgermeisters Clemens Schülke nach vielen Jahren Leere in diesem Segment in der Verwaltung? Volker Lux: Herrn Schülke muss man hoch anrechnen, dass er dafür gesorgt hat, den „Runden Tisch Wirtschaftsverkehr“ wiederzubeleben. Erst mit seinem Amtsantritt kam der Gesprächsfaden zur Stadtverwaltung wieder zustande. Dr. Fabian Magerl: Gerade dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es war, diese Dezernentenstelle wieder zu besetzen. Die Leipziger Wirtschaft benötigt einen engagierten und vor allem selbstbewussten Wirtschaftsbürgermeister, der gegenüber den anderen Ressorts klar artikuliert, dass bei jeder Entscheidung die Belange der Wirtschaft zu berücksichtigen und die Wirtschaftsvertreter entsprechend einzubeziehen sind. WIRTSCHAFT Digital: Danke für Ihre Zeit und Ihren Einsatz im Interesse der Wirtschaftstreibenden. Für eine zukunftsfähige kommunale Verkehrsinfrastruktur braucht es eine verkehrsträgerübergreifende, integrierte Sichtweise. 8 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023 Das große Interview
trifft Kultur Am Abend des 28. September 2023 wird das europäische Altar Quartet um den slowakischen Ausnahmesaxophonisten, -komponisten und -produzenten Nikolaj Nikitin in der Alten Börse gastieren. Am Klavier jazzt Luboš Šrámek, den Kontrabass bespielt Nenad Vasilic und das Schlagzeug bearbeitet Klemens Marktl. Nikitin, der mit seiner Frau und drei Kindern in Bratislava lebt, ist einer der anerkanntesten Jazzmusiker Europas. Seine und die Kompositionen von Luboš Šrámek, ergänzt durch Stücke des legendären amerikanischen Saxophonisten Wayne Shorter, bilden den Rahmen des faszinierenden JazzSpiels des Altar Quartets. Des Weiteren tritt das Duo Florian Kästner & Andris Meinig aus dem Umfeld des LeipJAZZig e. V. an diesem Abend auf. Die beiden Musiker befinden sich auf der Suche nach kammermusikalischer Intensität, wobei die orchestrale Feinheit des Flügels die warme hölzerne Tiefe des Kontrabasses touchiert. Ausgehend von den unendlichen Ebenen des Jazz reisen Kästner und Meinig selbstbewusst durch unbekannte Klangwelten. Ein faszinierendes Leipziger Ensemble. Bevor jedoch die musikalischen Grenzensprenger die Bühne betreten, wird es eine kleine Gesprächsrunde zu den Themen wirtschaftliche Zusammenarbeit, Kultur und grenzübergreifende Verständigung geben. Hierfür hat sich, neben Vertretern der IHK zu Leipzig, auch der slowakische Honorarkonsul für die Freistaaten Sachsen und Thüringen, Dr. Albrecht Tintelnot, angesagt. Weitere Informationen und Tickets Es geht in die zweite Runde. Nach dem erfolgreichen Start der Veranstaltungsreihe Wirtschaft trifft Kultur in der Alten Börse, bei dem das Stephan König Jazz-Quartett mit Bach in Jazz brillierte, überschreiten wir jetzt staatliche Grenzen. Wirtschaft Grenzensprenger in Jazz: Der zweite Abend von Wirtschaft trifft Kultur in der Alten Börse wird international Braucht die regionale Wirtschaft eigentlich eine florierende Kulturszene? Der Mehrwert für die Wirtschaft ist unbestreitbar. Musik 9 Wirtschaft trifft Kultur IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023
Harth-Kanal und Störmthaler Kanal sind strukturrelevante Projekte IHK zu Leipzig setzt sich für eine verlässliche Entwicklung des Leipziger Neuseenlandes ein Als in den 1990er-Jahren das Leipziger Neuseenland neu konzipiert wurde, war allerorten Enthusiasmus und Aufbruch zu spüren. Viele Vorhaben wurden seitdem erfolgreich umgesetzt. Im Hinblick auf die Vollendung, insbesondere des geplanten Gewässerverbundes, knirscht es seit einiger Zeit jedoch gewaltig. Gerade an den Beispielen Harth-Kanal und Störmthaler Kanal zeigt sich exemplarisch, wie man großartige Ideen zum Stillstand bremsen kann. Um wieder Schwung in die Projekte zu bringen, setzt sich die IHK zu Leipzig im Interesse der tourismuswirtschaftlichen Leistungsträger in der Region ein. So fordert die IHK zu Leipzig die zügige Inauftraggabe einer Machbarkeitsstudie zur touristischen Nutzung des Harth-Kanals. Schließlich sind in das ganze Projekt, laut Markkleebergs OBM Schütze in einem LVZ-Interview, schon 35 Millionen Euro an Fördergeldern, also Steuergeldern, geflossen. Dr. Gert Ziener, Geschäftsführer Grundsatzfragen der IHK zu Leipzig, erklärt in einem Interview mit der WIRTSCHAFT ONLINE dezidiert die Gemengelage: „Konkret geht es darum, den Harth-Kanal zwischen Cospudener See und Zwenkauer See, als elementaren Bestandteil des Gewässerverbundes im Leipziger Neuseenland, zu bauen und auch wassertouristisch nutzen zu können. Mit anderen Worten: Es bedarf der Schaffung einer Verbindung, welche die Passage zwischen beiden Seen für Paddler, Kanuten, Wasserwanderer usw. ermöglicht. Damit wäre eine durchgehende Verbindung vom Stadthafen im Zentrum der Stadt Leipzig bis zum Zwenkauer Hafen geschaffen. Die Möglichkeit, längere, ausgedehntere Strecken auf dem Wasser zurückzulegen, macht das Neuseenland für Wasserwanderer, Freizeitpaddler und Touristen als Destination attraktiver.“ An einer zeitnahen Vollendung der beschlossenen Maßnahmen und einer positiven Positionierung zum „sanften“ Wassertourismus partizipieren viele. „Für Unternehmen im Umfeld der Seen ist dieses Projekt deshalb ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor. Entsprechend nachvollziehbar sind die Forderungen nach einer zügigen Realisierung. Die Investitionen, die jetzt z. B. in den Bau des Stadthafens Leipzig fließen, rentieren sich umso mehr, wenn der Harth-Kanal gebaut und auch wassertouristisch genutzt werden kann.“, so Dr. Gert Ziener. Neuseenland 10 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023
Behördliche Prozesse langsam und restriktiv Die gesamte wassertouristische Entwicklung des Neuseenlandes steht derzeit auf der Kippe. Es wird ausgebremst, verlangsamt und verunmöglicht. Dr. Ziener formuliert im Interview: „Wir als IHK zu Leipzig sowie all die Investoren und tourismuswirtschaftlichen Leistungsträger, die sich in den vergangenen Jahren an den Seen angesiedelt haben, beklagen, dass die behördlichen Prozesse rund um die Entwicklung des Leipziger Neuseenlandes mittlerweile viel zu langsam und restriktiv ablaufen. Es werden immer wieder neue Gutachten in Auftrag gegeben und wenn diese Gutachten dann fertig sind, werden die Prozesse nicht konsequent vorangetrieben, mit der Folge, dass diese Gutachten dann zwischenzeitlich überholt sind und neue beauftragt werden müssen. Wir haben in den vergangenen Jahren leider einen Kulturwandel im negativen Sinne erlebt.“ Konkreter werdend benennt Dr. Gert Ziener im Interview einen Player namentlich: „Insbesondere der Bergbau- sanierer LMBV steht seit einiger Zeit offenkundig auf der Bremse. Vor einigen Jahren wurde die Entwicklung noch proaktiv begleitet und die Prozesse wurden positiv und zügig mitgestaltet. Mittlerweile fehlt von dort ein glaubwürdiges Commitment. Kostbare Zeit verstreichen zu lassen, die Verantwortung hin und her zu schieben und am Ende zu sagen, das Geld reiche nicht – dies steht dem Ziel, das Leipziger Neuseenland erfolgreich zu vollenden, jedenfalls diametral entgegen.“ Ergebnisse des Gutachtens zum Störmthaler Kanal Der überregionale Medienpark bis hin zu ZEIT Online, RTL und MDR hat unlängst das Thema in vielfältiger Form aufgegriffen. Schließlich sind diverse Unternehmen direkt betroffen von der Verhinderungspolitik im Leipziger Neuseenland. So warten Hoteliers, Gastronomen, Bootsbauer und -verleiher, Konzertveranstalter, Surf- und Tauchschulen, aber auch Schiffsreeder auf zukunftssichere und verlässliche Aussagen. „Wenn wir vom Harth-Kanal hinüberschauen zur Verbindung zwischen Markkleeberger See und Störmthaler See, der dortigen Kanupark-Schleuse, ist ein Anbieter der Fahrgastschifffahrt direkt von den aktuellen Zuständen betroffen. Dieser Unternehmer unterhält drei Fahrgastschiffe, kann davon derzeit aber nur jeweils eines auf dem Markkleeberger See und dem Störmthaler See einsetzen. Grund hierfür ist die Sperrung des Störmthaler Kanals und der Kanuparkschleuse durch die LMBV seit März 2021. Erst nach gut zwei Jahren liegt jetzt ein Gutachten über die Ursachen vor, die zur Sperrung des Kanals und zur Schließung der Schleuse geführt haben.“ Interessant sind die Ergebnisse des Gutachtens, gerade auch in Hinsicht auf die Ursachen der Böschungsinstabilitäten und die sich daraus ergebende Beseitigungsverpflichtung: „Nach unserem Kenntnisstand wurde im Gutachten festgestellt, dass nicht die regelmäßigen Passagen der Schleuse durch die Fahrgastschiffe für die Böschungsinstabilitäten ursächlich waren, sondern zum Beispiel bauliche Mängel dazu geführt haben. Statt jetzt zügig mit der Behebung dieser Baumängel zu beginnen, wird die offizielle Veröffentlichung des Gutachtens hinausgezögert (mittlerweile wurde das Gutachten veröffentlicht, Anmerkung der Redaktion). Mit jedem weiteren Tag Kanalsperrung leidet die Wirtschaftlichkeit dieses Schifffahrtsbetriebs. Mangels Perspektive muss der Schiffseigner mittlerweile den Abzug seiner Schiffe in Erwägung ziehen.“ Zeitpläne definieren und einhalten Die Themen Harth-Kanal und Wiederherrichtung des Störmthaler Kanal sind nicht voneinander losgelöst zu betrachten. „Ich hoffe und gehe davon aus, dass die beiden Projekte, die fundamental für den Gewässerverbund im Leipziger Neuseenland sind, zügig realisiert werden. Insbesondere beim Störmthaler Kanal erwarte ich, dass die LMBV mit aller Konsequenz darangeht, die Ursachen für die Böschungsinstabilitäten schnellstens zu beseitigen, damit der Kanal und die Schleuse möglichst schon in der Sommersaison 2025 wieder befahrbar bzw. nutzbar sind und entsprechend für die Schifffahrt freigegeben werden.“ Hier muss jetzt der Fuß von der Bremse herunter und das Verursacherprinzip greifen. „Was den Harth-Kanal angeht, erhoffe ich mir, dass im Ergebnis der Machbarkeitsstudie der wassertouristische Teil mit Mitteln für den Strukturwandel in den Kohleregionen realisiert wird und sich ein versierter Betreiber findet. Schön wäre es und gleichsam sehr optimistisch eingeschätzt ist es, wenn noch vor 2030 die ersten Paddler und Kanuten den Kanal passieren könnten.“ Dr. Gert Ziener fasst seine Gedanken noch einmal konkretisierend zusammen: „Fakt ist, die touristischen Leistungsträger an den Seen und im Umfeld brauchen dringend Planungssicherheit. Deshalb bedarf es eines glaubhaften Bekenntnisses der LMBV, der beteiligten Behörden und der Politik, diese strukturrelevanten Projekte zu realisieren und entsprechend zu finanzieren. Aus dem Sächsischen Tourismusministerium gibt es hierzu bereits positive Signale. Selbige Unterstützung erwarten wir auch seitens des Wirtschaftsministeriums, welches für die Bergbausanierung und den Verkehr zuständig ist, des Ministeriums für Regionalentwicklung und vom Bund. Maßgebliche Teile dieses Bekenntnisses sind belastbare Finanzierungs- und Zeitpläne.“ Das gesamte Interview auf WIRTSCHAFT ONLINE Neuseenland 11 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023
Wie Mitgliedsunternehmen die Wirtschaft positiv beeinflussen Wertschätzung und Motivation In der Rubrik Wirtschaftsgeschichten berichten wir über Unternehmen, die sich einbringen, die aktiv werden oder ganz Besonderes zu erzählen haben. Schreiben Sie uns Ihre Geschichte an redaktion@leipzig.ihk.de. Ute Steglich feiert 2023 ihr 30. Firmenjubiläum. Die Geschäftsführende Gesellschafterin der ASL -Alles Saubere Leistung-GmbH, die als Sponsorin unter anderem für den Wolfsträne e. V. und das KIDZ Zoofest in Erscheinung trat, nutzte die Jubiläumsfeier in der Villa „Stottmeister“, um Spenden für die Stiftung der Leipziger Kinderklinik einzusammeln. Mit dieser verbindet Ute Steglich schon ein jahrelanges Engagement. Schlussendlich konnte die Firmenchefin einen Scheck über 1.000 Euro an die Stiftung der Leipziger Kinderklinik überreichen. 30 Jahre Unternehmerschaft sorgen natürlich auch für viele Erkenntnisse. Wir fragten Frau Steglich nach den ihren: „Das Unternehmertum ist wie eine Sinuskurve – mal ist man oben und mal ganz unten. Da muss man sich selbst motivieren und wieder aufstehen. Einmal mehr, als man hingefallen ist. Und: Immer mutig sein und öfter gegen den Strom schwimmen! Das Wichtigste aber bei alldem sind die Mitarbeiter, die man ständig wertschätzen und motivieren muss!“ Einen weiteren Aufschlag hatte Ute Steglich schon im Blick, um der Stiftung der Leipziger Kinderklinik unter die Arme zu greifen. Für den 26. August 2023 organisierte sie das „ASL – Sauberer Aufschlag – Golfturnier“, dessen Erlös der Stiftung zugutekam. ASL -Alles Saubere Leistung-GmbH 30 Jahre saubere Leistung Ute Steglich, Geschäftsführende Gesellschafterin der ASL -Alles Saubere Leistung-GmbH Gunter Bauer, Geschäftsführer der Leipziger Logistik und Lagerhaus GmbH, hat auch 2023 wieder zum von ihm initiieren Leipziger Rockfestival auf sein Firmengelände Bösdorfer Ring 13–16 geladen. Hauptact waren die Chartdauerstürmer von den Guano Apes aus Göttingen. Der Ehrenplaketten-Sieger vom „Großen Preis des Mittelstandes 2022“ gibt beim Festival auch den jeweiligen Finalisten des von ihm ausgelobten Sibylla Augusta Preises die Möglichkeit der großen Bühne. Das Wirtschaftsunternehmen dotiert den Preis und unterstützte damit in diesem Jahr am 1. Juli 2023 die Acts Kaizer, L.E.A.N.D.E.R., RE.Mind, Apollo Universe, Deep in Moon, Moonecho und Julia Buch. Logistik und Lagerhaus GmbH Ehrenplakette und Rockfestival 12 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023 Wirtschaftsgeschichten
Geschäftsführung der Leipziger Logistik und Lagerhaus GmbH, in der Mitte Gunter Bauer, links Matthias Krause, rechts Marcel Kirste Motiviert durch den Anspruch, auch selbst möglichst nachhaltig zu sein, führte die Keßler-Tochter BCS GmbH unlängst für die gemeinsame Büroetage in Leipzig ein freiwilliges Energieaudit nach DIN EN 16247 durch. Zirka eine halbe Tonne CO₂- Verbrauch pro Jahr wurde ermittelt und für 2023 u. a. die Modernisierung der Bürobeleuchtung sowie (erweitert auf den Fuhrpark) die Anschaffung von E-Autos an Verbesserungen beschlossen. Zudem erfolgt die Kompensation von Kohlendioxid durch die Unterstützung des Wiederbewaldungsprojektes Reforest The World gUG in Thailand. Das gemeinnützige Klimaschutzprojekt zur Wiederaufforstung wurde 2021 im Ehrenamt von der Mitarbeiterin Katharina Bretschneider mitgegründet. Keßler Real Estate Solutions GmbH Nachhaltigkeit konkret André Keßler, Geschäftsführer der Keßler Real Estate Solutions GmbH In der WIRTSCHAFT ONLINE sprachen wir in einem langen Interview mit André Keßler, dem Geschäftsführer der Keßler Real Estate Solutions GmbH, über die Nachhaltigkeitsstrategie und das Wiederaufforstungsprojekt. Durch die Spende werden in einem der Pflanzareale 365 Setzlinge finanziert. 365 Bäume sind zirka ein Viertel Hektar Tropenwald, der dadurch auf eine durch Rodung gewonnene Ackerfläche gepflanzt wird. 13 Wirtschaftsgeschichten IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023
Gerade für den Handel ist es höchst interessant, kurze Lieferketten zu eruieren. Hier sind die Bio-Erlebnistage Sachsen vom 2. September 2023 bis zum 8. Oktober 2023 ein gutes Angebot, sich zu informieren, miteinander bekannt zu machen und vielleicht sogar Verträge abzuschließen. Natürlich besteht aber auch für ganz normale Genussmenschen und Interessierte die Möglichkeit, unterschiedlichste Anbietende und Produzierende zu besuchen und hinter die dortigen Kulissen zu schauen. So bietet etwa die Firma edelsauer aus Leipzig Workshops zur Gemüsefermentierung inklusive Verkostung an (30. September 2023), VegUtopia aus Brandis ermöglicht am 23. September 2023 eine Solawi-Kennenlernrunde (Solawi – Solidarische Landwirtschaft, Anmerkung der Redaktion) plus Feldrundgang und der Lerchenhof Künne in Jesewitz lud am 9. September 2023 zu Betriebsführung und Kremserfahrt. Es gibt eine kulinarische Kichererbsen-Reise mit Produktbegehung im Hülsenreich, die Besichtigung des Bisongeheges Wermsdorf und neben vielen anderen Angeboten eine Produktionsstätten-Führung mit Verkostung beim Leipziger Kesselkollektiv. Weiterhin sind aus unserer Region Bio-Produzenten aus Oschatz, Taucha, Leisnig, Rackwitz, Krippehna, Pülswerda und Frohburg mit im Veranstaltungskalender gelistet. Alle Veranstaltungsinformationen zu den Bio-Erlebnistagen Sachsen 2023 inklusive der genauen Ortsbeschreibungen, Tagesangebote, geplanten Aktionen und weitergehender Hinweise gibt es auf der Projektseite. Produzenten aus der Region treffen Bio-Erlebnistage Sachsen 2023 auch in unserer Region Impression von den Bio-Erlebnistagen 2022 14 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023 Aus den Landkreisen
Seit dem 11. August 2023 stellen Ramona Schramm und Gerd Müller-Schramm aus Grimma eine Auswahl ihrer Werke in unserer Veranstaltungsserie „Wirtschaft trifft Kultur“ im Foyer der IHK zu Leipzig, Goerdelerring 5, aus. Beide sind langjährige Mitglieder im Kunst- und Fotoverein Grimma und hier im Arbeitskreis „Bildnerisches Gestalten“ aktiv. Hier haben sie sich kennenlernen dürfen und Gerd Müller-Schramm leitet diesen auch mittlerweile. „Außerdem engagieren wir uns sehr im Verein ‚Kleine Galerie St. Georg – Hospitalkapelle Grimma‘, dessen Vorsitzender ich bin. Dieser Verein betreibt eine Galerie in einer kleinen Kapelle aus dem 13. Jahrhundert. Wir präsentieren monatlich wechselnde Ausstellungen zu Malerei, Fotografie und den Themen Heimat und Geschichte. Dazu kommen über das Jahr verteilt kleine kulturelle Veranstaltungen wie Filmabende, Lesungen, Kabarett oder Puppentheater.“, so Gerd Müller-Schramm im Gespräch mit uns. Eindrücke und Freiheitsgrade In ihrem künstlerischen Schaffen beschreitet das Ehepaar unterschiedlichste Wege. Hier sind gerade die Ölmalerei, Arbeiten in Acryl, die Fotografie, Aquarell, aber auch Grafik und Wandbild zu nennen. Ramona Schramm erläutert ihre bevorzugte Technik: „Aquarellmalerei ermöglicht mir ein sehr zügiges und spontanes Arbeiten ohne umfangreiche technische Vorbereitungen. Ich nehme die Aquarellfarben auch sehr gern auf Reisen mit, um dann vielleicht in einem Café Eindrücke festzuhalten. Dies ist mit Öl oder Acryl kaum möglich.“ Gerd Müller-Schramm fügt hinzu: „Man hat in der Malerei mehr Freiheits- grade als in der Fotografie. Das Motiv eines Fotos kann im nächsten Augenblick schon wieder verschwunden sein, während man in der Malerei bis zu einem gewissen Grad korrigieren und überarbeiten kann, besonders wenn man eine konkrete Vorstellung vom Inhalt des Werkes hat. Allerdings ist die Fotografie bei mir in letzter Zeit eher in den Hintergrund getreten und dient mir oft nur noch zu Vorlagezwecken, um daraus Gemälde zu komponieren.“ Lorbeeren und Unterhalt Gerd Müller-Schramm arbeitet neben seiner Kunst als Softwareentwickler bei Hexagon Safety & Infrastructure und Ramona Schramm verdient ihre Lorbeeren und ihren Unterhalt als Kreativpädagogin mit Kindern. Dies hat den Vorteil, dass sie sich nicht vollumfänglich den künstlerischen Marktgepflogenheiten unterordnen müssen. Trotzdem schlagen die andauernden Krisen auch hier ins Gebälk: „Während der Lockdowns konnte ich meine Arbeit als Kreativpädagogin nicht fortsetzen und hatte finanzielle Einbußen. Da wir aber nicht ausschließlich von der Kunst leben müssen, sondern eher mit ihr, wurden wir wirtschaftlich nicht so stark beeinflusst wie viele andere aus der Kreativ- und Kunstbranche.“, so Ramona Schramm. Die Ausstellung „Ausblicke“ von Ramona Schramm und Gerd Müller-Schramm gastiert bis zum 17. November 2023 im Foyer der IHK zu Leipzig. Das ganze Interview lesen Sie auf WIRTSCHAFT ONLINE. Wirtscha Wir leben nicht ausschließlich von der Kunst, sondern mit ihr. Wirtschaft Ausstellung Ramona Schramm und Gerd Müller Schramm stellen im IHK-Foyer aus 15 Wirtschaft trifft Kultur IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023
Aus unserem Haus Als IHK zu Leipzig arbeiten wir permanent an unterschiedlichen Themen, um den Wirtschaftsstandort zu stärken und unsere Mitgliedsunternehmen zu informieren, zu unterstützen und zu beraten. In der Rubrik „Hausmitteilungen“ zeigen wir einen kleinen Abriss der gerade aktuellen Themenvielfalt. Bleiben Sie besser informiert und abonnieren Sie unseren Newsletter. Seit dem Schuljahr 2014/15 richtet die IHK zu Leipzig den Schülerwettbewerb „Beste Neunte“ aus, welcher nicht nur die Leistungssteigerung der neunten Klassen in Gymnasien und Oberschulen im Blick hat, sondern auch ihr soziales Engagement. Allen Preisträgerinnen und Preisträgern war es gelungen, ihren Notendurchschnitt im laufenden Schuljahr gegenüber dem Abschlusszeugnis der 8. Klasse zu verbessern und zusätzlich eine herausragende soziale Teamleistung zu erbringen. Der 2023er-Jahrgang des Wettbewerbs war von besonders kreativen Einreichungen aus zwölf Oberschulen und Beste Neunte drei Gymnasien gekennzeichnet. Anfang Juli 2023 wurden von der Vizepräsidentin der IHK zu Leipzig, Corinne Ziege, dem Hauptgeschäftsführer der IHK zu Leipzig, Dr. Fabian Magerl sowie dem Standortleiter des Landesamtes für Schule und Bildung in Leipzig, Jörg Heynoldt, im Zoo Leipzig die Preise überreicht. Oberschulen-Beste-Neunte Bei den Oberschulen errang die Klasse 9c der Apollonia-von-Wiedebach-Schule aus Leipzig den ersten Platz. Die Klasse assistierte unter dem Motto „Timmies Helfer“ dem Leipziger Verein „TiMMi ToHelp“, welcher sich in der Hilfe für Obdachlose engagiert. Es wurden Geld und Sachspenden gesammelt und der Verein und seine wichtige Tätigkeit bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Fachkräfte von morgen, Schülerinnen und Schüler von heute www.leipzig.ihk.de/wirtschaft 16 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023 Hausmitteilungen
Impression von der Preisverleihung Auf dem zweiten Platz landete die Bad Lausicker Oberschule „Werner Seelenbinder“ und die dortige 9b, mit ihrer Aktion „Projekt Ankommen“, mit der Schülerinnen und Schülern der Wechsel aus der Grundschule in die Oberschule erleichtert wurde. Die Drittplatzierten aus der Leipziger Carl-Friedrich-Goerdeler-Oberschule (9/2) halfen einen Monat lang in der Leipziger Bahnhofsmission, betreuten dort tatkräftig bedürftige Menschen vor Ort und sammelten Spenden. Fast schon traditionell unterstützten die Schülerinnen und Schüler dieser Oberschule auch wie im Jahr davor die Leipziger Tafel, wobei sie im Schuljahr 2022/23 jeweils einen Tag lang dort im Einsatz waren. Gymnasien-Beste-Neunte In der Kategorie Gymnasien holte sich die Delitzscher Klasse 9/5 des Christian-Ehrenberg-Gymnasiums die Siegerurkunde. Die hier Aktiven gestalteten ein faszinierendes Kinderbuch, welches anschließend an Grundschüler verschenkt wurde. Die zweitplatzierte Klasse 9d des nach dem großen Philosophen Immanuel Kant benannten Gymnasiums aus Leipzig engagierte sich in einer KiTa und konzipierte sympathisch-ausgefallene und abenteuerreiche Sportstunden für die Kleinen. Das Wilhelm-Ostwald-Gymnasium holte sich mit seiner 9/3 den dritten Platz. Die Schülerinnen und Schüler wurden zu jungen Bildungsbeauftragten und weckten mit erstaunlich kreative Experimenten Begeisterung für die Naturwissenschaften bei Kindergartenkindern. Verständlich, schließlich hat dieses Gymnasium selbst ein mathematisch-naturwissenschaftliches Profil. Die jeweilige Erstplatzierten-Klasse bekam die schon angesprochene Urkunde, einen Siegerpokal sowie 1.200 Euro für die Klassenkasse. Die Zweitplatzierten konnten sich über 900 Euro und die Drittplatzierten immerhin noch über 600 Euro freuen. An die auf den Rängen vier bis 12 platzierten Klassen wurden vielfältige Sachpreise ausgeschüttet. Auch im Schuljahr 2023/24 gilt es nun wieder, „Beste Neunte“ zu werden. Wir halten Sie darüber auf dem Laufenden! Kontaktperson: Katja Herrfurt Bildungspolitik katja.herrfurt@leipzig.ihk.de 0341 1267-1354 Industrie 4.0, KI, Machine Learning oder auch Deep Learning sind Begriffe, die die Welt bewegen. Gerade KI (Künstliche Intelligenz) ruft Euphorie, aber auch Bedenken hervor. Das Fraunhofer-Institut liefert eine Definition des Begriffs, hinter der man sich versammeln kann: „Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Teilgebiet der Informatik. Sie imitiert menschliche kognitive Fähigkeiten, indem sie Informationen aus Eingabedaten erkennt und sortiert. Diese Intelligenz kann auf programmierten Abläufen basieren oder durch maschinelles Lernen erzeugt werden.“ Die Ansprechpartnerinnen der IHK zu Leipzig für die Fragen rund um KI sind Jenny Krick und Daniela Kulik. Daniela Kuliks Aufgabengebiet umfasst im Wesentlichen, den Technologie- und Wissenstransfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft bestmöglich zu unterstützen. „Es geht also darum, die Unternehmen über aktuelle Entwicklungen aus Wissenschaft und Forschung bezüglich KI zu informieren und aufzuklären, Anwendungspotenziale ausfindig zu machen und Kooperationspartner zusammenzubringen“, sagt Daniela Kulik. „Darüber hinaus begleite ich im Rahmen der Gesamtinteressenvertretung der Wirtschaft die Erarbeitung von gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Anwendung dieser Technologie. In die Erstellung der KI-Strategie für den Freistaat Sachsen war ich ebenfalls involviert.“ Angebote für Unternehmen Jenny Krick äußert sich dahingehend: „Der Fokus beim Thema KI liegt aktuell darin, Angebote für Unternehmen zu schaffen. Dies bezieht sich vorwiegend auf Veranstaltungen zur Übermittlung von Impulsen und aktuellen Entwicklungen sowie die Kommunikation von Informationsmaterialien und Unterstützungsmöglichkeiten. Für Künstlichen Intelligenz Rechtsrahmen und ethische Fragen 17 Hausmitteilungen IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023
eine individuelle Unterstützung sind primär die Mittelstand-Digital Zentren zu nennen, mit denen die IHKs kooperieren und die kostenfrei sowie anbieterneutral für Unternehmen bei Themen der Digitalisierung da sind. Diese verfügen häufig auch über KI-Trainer, an die sich Unternehmen wenden können.“ Digitalisierung und Künstliche Intelligenz werden zukünftig für weitreichende Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft sorgen und neue Chancen auf Fortschritt in nahezu allen Lebensbereichen eröffnen. Das ist absolut gewiss. „Als IHK begrüßen wir deshalb die Entwicklung neuer Schlüsseltechnologien, so auch jene der KI.“, erläutert Daniela Kulik. „Einerseits können durch den Einsatz vom KI in Unternehmen erhebliche Produktivitäts- und Effizienzpotenziale erschlossen werden. Andererseits ist es jedoch essenziell, dabei das gesamte Umfeld zu betrachten und mitunter kritisch zu hinterfragen.“ Hier konkretisiert Daniela Kulik: „Ich verweise stellvertretend auf datenschutzrechtliche und ethische Fragen, den Einsatz von KI im Zusammenhang mit kritischen Infrastrukturen (unter anderem in der Energiewirtschaft) oder in der Bildung und den Medien (Stichwort: ChatGPT). Es bedarf deshalb im unternehmerischen Umfeld stets auch einer Risikobewertung und einer hinreichenden Analyse beim Einsatz neuer Technologieformen, wie der KI. Jedenfalls muss den Unternehmen bezüglich der Anwendung die Möglichkeit der individuellen Abwägung und Einschätzung gegeben werden.“ Bürokratischen Aufwand gering halten Dem schließt sich Jenny Krick an, wenn sie sagt: „Bezugnehmend auf eine Stellungnahme der DIHK zum Europäischen Gesetz über Künstliche Intelligenz (noch ohne Beschluss) steht vor allem die Forderung im Fokus, dass Sicherheit und Vertrauen für den Einsatz von KI-Technologien gestärkt werden muss. Ein europäischer Rechtsrahmen kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Dies beginnt schon mit einer möglichst eindeutigen Bestimmung des Begriffs ‚KI-System‘. Die gesetzlichen Regelungen dürfen jedoch keine unnötigen Hemmnisse für die Weiterentwicklung bei KI aufbauen und sollten vielmehr innovationsfördernd wirken. Der bürokratische Aufwand für Unternehmen sollte möglichst gering bleiben. Hilfreich wäre etwa eine unkomplizierte Bestätigung der KI-Dienstleister über die Einhaltung von dann gesetzlich geforderten Standards mit einer Erklärung oder einem Label. So könnten sich Unternehmen auf eine rechtssichere Nutzung verlassen.“ Kontaktpersonen: Jenny Krick Prozessmanagement | Onlinezugangsgesetz jenny.krick@leipzig.ihk.de 0341 1267-1176 Daniela Kulik Innovation | Cluster daniela.kulik@leipzig.ihk.de 0341 1267-1328 Wie menschlich ist die Zukunft Der frühe Vogel fängt den Wurm, so kalauert der imaginäre Volksmund. Oft ist an von ihm kommunizierten Erfahrungsgut sogar etwas dran. Etwas Gutes. So ist es beispielsweise auf jeden Fall richtig und von Vorteil, sich möglichst frühzeitig als Unternehmen bei der Suche nach Auszubildenden zu engagieren, junge Menschen auf sich aufmerksam zu machen und vielleicht sogar schon zu binden. Im Jahr 2024 findet die von der IHK zu Leipzig unterstützte „SCHAU REIN! Woche der offenen Unternehmen Sachsen“ vom 11. bis zum 16. März 2024 statt. Unternehmen, die mit ihren Angeboten teilnehmen wollen, können sich seit dem 4. September 2023 über das Portal der Veranstaltenden anmelden. Für Schülerinnen und Schüler besteht diese Möglichkeit dann erst ab dem 15. Januar 2024, die Anmeldungen der Unternehmerschaft müssen auch erst einmal gesichtet werden. Hierbei sind die Praxisnähe und die Sinnhaftigkeit der Veranstaltungen maßgebliche Kriterien der Prüfung durch das SCHAU-REIN!-Team. Von Interesse für die teilnehmenden Jugendlichen sind: die Arbeitsabläufe im Betrieb, Tätigkeiten und Ausbildungsmöglichkeiten, der Ablauf von Bewerbungsverfahren, die Praxisanforderungen in der Ausbildung und Ausbildungsmöglichkeiten zeigen SCHAU REIN! Woche der offenen Unternehmen 2024 18 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023 Hausmitteilungen
Erfahrungen und Ansichten der Auszubildenden. Veranstaltungen können in Präsenz oder auch online angeboten werden. Zur Anmeldung Kontaktperson: Yvonne Schlegel Bildungspolitik | Berufsorientierung yvonne.Schlegel@leipzig.ihk.de 0341 1267-1412 Seit Jahren fordern wir als IHK zu Leipzig, der grassierenden Ausweitung der Bürokratie entgegenzutreten. Gerade in unseren Wirtschaftspolitischen Positionen finden sich die Punkte „Bürokratieabbau forcieren – Deregulierung vorantreiben!“ immer wieder. Natürlich sagt es sich einfach, dieses „Bürokratieabbau“. Doch wo konkret können Behörden, Verwaltungen und Politik ansetzen? Wo ist es möglich, unternehmerische Freiheiten wieder zu ermöglichen? Wo können bürokra tische Hemmnisse, welche von Unternehmen in der Regel als Belastungen und Kostentreiber wahrgenommen werden, abgebaut werden? Um unsere Positionen sichtbar zu machen, haben wir Ihnen acht Vorschläge der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zum Bürokratieabbau aufgelistet: Entschlackung des Genehmigungsrechts bei Elektrolyseuren und Produktions- oder Feuerungsanlagen, welche Wasserstoff einsetzen: Damit kleinere Anlagen von langwierigen Genehmigungsverfahren befreit werden und Betreiber großer sowie kleiner Anlagen mehr Rechtssicherheit erhalten, sollten unter anderem Schwellen zur Genehmigung und Umweltprüfung definiert werden. Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und der Bauleitplanung: Damit Unternehmen schneller bauen können und so an neuen oder erweiterten Standorten zusätzliche ArbeitsBürokratieabbau Hemmschuhe für die regionale Wirtschaft müssen überwunden werden! plätze entstehen, sind Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Möglich wird dies beispielsweise, indem für alle Antragsverfahren Fristen zur Entscheidung der Behörden eingeführt werden oder indem ein Nachreichen von Unterlagen ermöglicht wird. Reduzierung der Registrierungspflichten im Verpackungsregister „LUCID“: Um die Unternehmen und insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlasten, sollte wieder die vorherige Regelung gelten, nach der nur der Hersteller der Ware im Register gelistet ist. Im Zuge der Entwicklung einer EU-Verpackungsverordnung sollte außerdem ein „One Stop Shop“-Konzept Anwendung finden, bei dem eine Anmeldung in weiteren EU-Staaten entfallen könnte. Neuregelung der Datenschutzaufsicht bei Forschung im Gesundheitssektor: Um den Forschungsstandort Deutschland zu stärken, sollte man den Verantwortlichen die Auswahl einer zuständigen Aufsichtsbehörde ermöglichen. Eine direkte Zuständigkeit einer Behörde bei länderübergreifenden Vorhaben würde zu einer Verfahrensbeschleunigung führen. Vereinfachung der Einnahme-ÜberschussRechnung (EÜR): Vereinfachungen können beispielsweise erreicht werden, wenn spezielle Daten in einer Anlage beziehungsweise per elektronischer Verlinkung abgefragt werden. Gleichzeitig profitieren auch die Finanzverwaltungen von einer einfacheren EÜR. Optimierung der Erhebung der Einfuhrumsatzsteuer: Die Erhebung der Einfuhrumsatzsteuer sollte beispielsweise mit der „Verrechnungsmethode“ optimiert werden. Hier sollten europäische Möglichkeiten so genutzt werden können, dass die Einfuhrumsatzsteuer erst im Zuge der Umsatzsteuer-Voranmeldung verrechnet wird. Ergänzend sollte kurzfristig auf die Verknüpfung mit einem notwendigen „Aufschubkonto“ verzichtet werden, da viele Unternehmen nicht über ein solches Konto verfügen. Reduzierung des Berichtsaufwands beim Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz: Bereits mit der Möglichkeit, zwischen einer digitalen Eingabe oder dem Einsenden bestehender Nachhaltigkeits- oder Lageberichte zu wählen, würde sich der 19 Hausmitteilungen IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023
Berichtsaufwand bei den Unternehmen merklich verringern. Abschaffung mehrerer Schriftformerfordernisse im Berufsbildungsgesetz (BBIG): Um die Prozesse für alle Beteiligten zu vereinfachen und zu beschleunigen, sollten unter anderem eine digitale Ergebnismitteilung auch bei zeitlich auseinanderfallenden Teilen der Abschlussprüfung, eine elektronische Anzeige der Umschulungsmaßnahmen oder die elektronische Form der Vertragsniederschrift ermöglicht werden. Durch eine zeitnahe Umsetzung dieser Vorschläge wäre der hiesigen Wirtschaft schon in einigen Punkten geholfen. Bürokratie ist in der Regel ein Hemmschuh für Unternehmen. Hier gilt es immer, nachzujustieren. Kontaktperson: André Grüner Referent Hauptgeschäftsführer andre.gruener@leipzig.ihk.de 0341 1267-1183 Politikerinnen und Politiker mit Informationen aus der wirtschaftlichen Realität zu versorgen, ist ein schwieriges Unterfangen. Die sächsischen Wirtschaftsjunioren nutzten die Möglichkeit, die sich aus der Einladung des Dresdner IHK-Präsidenten Dr. Andreas Sperl an den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (BMWK) zu einem Austausch ergab, um eigene Positionen einzubringen. Auch hiesige Vertreter wie der Kreisvorsitzende der Leipziger Wirtschaftsjunioren Raphael Mis brachten sich am 13. Juli 2023 in Dresden mit ein. Ziel der Veranstaltung war, die aktuelle wirtschaftliche Lage zu diskutieren, und aufzuzeigen, an welchen Stellen sich Sachsens Unternehmen mehr Unterstützung wünschen und welche Prozesse es in ihren Augen zu optimieren gilt. Aus den Reihen der sächsischen Wirtschaftsjunioren wurden in Richtung Bundesregierung deutliche Forderungen adressiert: Wirtschaftsjunioren Gespräche mit Robert Habeck waren erster Aufschlag zum gemeinsamen Agieren ■ Die Politik muss die attraktive und diverse KMU-Struktur, die wir in Sachsen haben, stärken und unterstützen. Die Unternehmenden müssen in die Vorhaben und Ideen der politischen Vertreter einbezogen werden – es muss mit ihnen gesprochen werden, nicht über sie! ■ Unsere Wirtschaft braucht (wieder) Rahmenbedingungen, damit Gründer- und Unternehmertum Spaß macht und Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter ausbauen können. Entbürokratisierung ist ebenso überfällig wie das Hinterfragen der tatsächlichen Notwendigkeit bestehender und immer wiederkehrender Prozesse. ■ Die Digitalisierung muss auch in Behörden unbedingt vorangetrieben werden – damit diese verschlankt werden können und gleichzeitig eine Vorbildfunktion für Unternehmende werden, die sich selbst mit diesen Themen vielleicht noch schwertun. Andreas Glöß, Mitglied im Landesvorstand der sächsischen Wirtschaftsjunioren, formulierte abschließend: „Allein, die gerade aufgezählten Themen aktiv auf die Agenda zu nehmen, wäre ein wichtiges Signal in die Gesellschaft und an die Unternehmenden!“. Das Gespräch diente zuvorderst dem Austausch untereinander, so wurden hier auch keine konkreten Handlungsmaßnahmen abgeleitet oder beschlossen. Deutlich wurde jedoch, dass eine erfolgreiche Region und ein erfolgreiches Land nur durch realistische Verantwortungsübernahme gestaltet werden können, gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Kontaktperson: Frank Tanzmann frank.tanzmann@leipzig.ihk.de 0341 1267-1107 Impression vom Kennenlernen 20 IHK zu Leipzig Magazin „Wirtschaft“ Ausgabe Herbst 2023 Hausmitteilungen
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