Impressum: Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammer im Freistaat Sachsen, Arbeitsgemeinschaft der Sächsischen Handwerkskammern Redaktionsschluss: September 2024 I Auszugsweise Verwendung nur mit Quellenangabe Bilder: stock.adobe.com – Jeanette Dietl; Krakenimages.com; Summit Art Creations Fachkräftesituation der Sächsischen Wirtschaft | Monitoring 2024 Seite 7 Schlussfolgerungen aus dem Fachkräftemonitoring 2024 Demografie meistern – inländische Potenziale ausschöpfen Hauptgrund für Ersatzbedarf in den Belegschaften ist der (häufig vorzeitige) Renteneintritt. Um die Erwerbsbeteiligung Älterer zu steigern, müssen Anreize für ein längeres Erwerbsleben geschaffen werden, etwa durch flexiblere Rentenmodelle und eine stärkere Berücksichtigung individueller Lebenslagen. Einkünfte aus Erwerbstätigkeit über die Regelaltersgrenze hinaus müssen steuerlich begünstigt werden. Durch gezielte Förderung von Arbeitssuchenden und eine bessere, engmaschige Betreuungsqualität in den zuständigen Behörden ist die Anzahl der Leistungsempfänger zu halbieren. Arbeit muss für Leistungsbeziehende in jedem Fall attraktiver sein als der Bezug von Sozialleistungen. Es ist wichtig, eine Balance zwischen der Sicherung des Lebensunterhalts und der Förderung von Erwerbstätigkeit zu finden. Die bestehenden Instrumente sind auf Anreizgestaltung zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zu fokussieren. Um die Teilzeitquote zu senken, ist die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zwingend erforderlich. Eine verlässliche Kinderbetreuung, die auch bei Personalausfall flexible Randzeitenbetreuung und frühkindliche pädagogische Förderung sicherstellt, ist dafür der Grundstein. Enormes Fachkräftepotenzial birgt die innerbetriebliche Weiterbildung. Die Förderbedingungen passen jedoch selten zu individuellen Bedarfen und kleinteiligen Unternehmensstrukturen. Ein modularer, individuell anpassbarer Ansatz ohne feste Stundenzahl kann hier Abhilfe schaffen. Bürokratische Hürden sollten in dem Prozess unbedingt minimiert werden, indem bei einem zertifizierten Träger auf die Zertifizierung jeder Einzelmaßnahme verzichtet wird. Hinsichtlich der Höhe der Förderung sollte auf pauschale Beträge für die Lohnfortzahlung als auch die Weiterbildungskosten zurückgegriffen werden. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, bedarf es einer umfassenden Reform der Renten- und Arbeitsmarktpolitik. Berufliche Bildung bekannter machen - Qualität steigern Durch frühzeitige, flächendeckende, über alle Schultypen hinweg verpflichtende Berufsorientierung muss die berufliche Ausbildung und deren Potenzial noch bekannter gemacht werden. Azubis werden überwiegend über Praktika und Ferienarbeit gewonnen, daher müssen verpflichtende Praktika in allen Schularten ausgebaut werden. Berufsorientierung ist praxisnah und unter der Einbeziehung regionaler Unternehmen zu gestalten. Dafür bedarf es einer zentralen Koordinierung der Zusammenarbeit von Schulen und Wirtschaft. Der Stellenwert der dualen Bildung muss gezielt bei Personen mit ausländischen Wurzeln beworben werden, die mit dem deutschen Bildungssystem nicht vertraut sind. Jeder schulpflichtigen Person ist zudem ein Schulplatz mit bedarfsgerechter Sprachförderung anzubieten. Die Anzahl der Personen ohne Schulabschluss muss reduziert werden. Der Zugang zu Gymnasien sowie akademischen Bildungsgängen ist ausschließlich nach dem Leistungsprinzip zu gewähren, um Studienabbrüche und unnötig lange Bildungsbiografien zu vermeiden. Um die Qualität in der Ausbildung weiterhin zu gewährleisten, muss zum einen der Bedarf an Berufsschullehrern nachhaltig und vor allem in den MINT-Fächern gesichert werden. Dafür braucht es alternative Konzepte in der Lehrerausbildung wie zum Beispiel duale Studiengänge. Zum anderen sind gleichzeitig auch jene Konzepte anzupassen, mit denen Ausbilder im Handwerk gefunden und geschult werden können – sowohl fachlich als auch didaktisch. Internationalisierung von Belegschaften unterstützen – Arbeitsmarktzugang und Spracherwerb optimieren Um qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland für Sachsen zu gewinnen und hier zu binden, bedarf es eines modernen Standortmarketings, wettbewerbsfähiger Gehälter, Steuern und Abgaben, weniger administrativer Vorgaben sowie einer gelebten Willkommenskultur in Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Kommunen sind bei der Unterbringung und Integration von internationalen Fach- und Arbeitskräften, der Vermittlung englischer Sprachkenntnisse an Mitarbeiter sowie effizienten Beratungsstrukturen für Unternehmen und Zuwanderer zu unterstützen. Das Angebot von Sprachkursen muss zielgruppenorientiert, berufsspezifisch und ohne Brüche beim Übergang in Beschäftigung vorgehalten werden. Wo Angebote nicht in Präsenz vorhanden sind, muss ein entsprechendes Online-Angebot zur Verfügung stehen. Unternehmen benötigen eine zentrale Ansprechstelle, wo Bedarfe aufgenommen, gebündelt und mit dem entsprechenden Angebot vernetzt werden können, z. B. die Welcome Center. Berufsausbildungen dürfen nicht an Sprachdefiziten scheitern, weshalb Sprachkompetenzen zu Ausbildungsbeginn in den Berufsschulen systematisch erfasst und mit begleitenden Maßnahmen verbessert werden müssen. Bei Geflüchteten müssen die Arbeitsmarktpotenziale frühzeitig und präzise ermittelt werden, um eine schnelle Vermittlung in Arbeit sowie parallele Sprach- und Qualifizierungsangebote zu ermöglichen. Jobcenter und Arbeitsagenturen müssen diese Prozesse begleiten und finanzielle Mittel prioritär in diesem Bereich einsetzen. Ausländerämter sind in die Lage zu versetzen, Aufenthaltstitel, die den Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen, zügig und prioritär zu erteilen. Studiengänge wirtschaftsnah und bedarfsgerecht gestalten Eine klare Struktur von Studiengängen und die Etablierung von Kernstudiengängen verbessern die Orientierung für Studierende. Fachhochschulen und duale Studiengänge bieten hohen Praxisbezug, wobei Unternehmen aktiv an der Gestaltung von Studiengängen beteiligt werden sollten. Unternehmenspatenschaften sind eine wertvolle Möglichkeit, die Verbindung zwischen Hochschulen und Wirtschaft zu stärken. Unternehmen bieten finanzielle Unterstützung, Praktikumsplätze und praxisorientierte Projekte an, wodurch Studierende Erfahrungen sammeln und Netzwerke knüpfen können. Durch die Erstellung valider Prognosen können Hochschulen ihre Studienangebote an den zukünftigen Bedarf des Arbeitsmarktes anpassen und somit die Beschäftigungsfähigkeit der Absolventen erhöhen. Ein kontinuierliches Monitoring der Absolventen ist essenziell für die Qualitätssicherung. Durch regelmäßige Befragungen und Analysen der beruflichen Entwicklung der Absolventen können Hochschulen wertvolle Rückmeldungen erhalten und ihre Studienprogramme kontinuierlich verbessern. Dafür ist die Finanzierung der Career Services an den sächsischen Hochschulen zu sichern. Zudem müssen verpflichtende Deutschkurse für alle ausländischen Studierenden etabliert werden, um die Integration in den sächsischen Arbeitsmarkt zu erreichen.
RkJQdWJsaXNoZXIy ODM4MTk=